Mit dem Taxi oder der Limousine beim Flughafen vorfahren, das Gepäck wird sogleich in Empfang genommen. Das Prozedere am Check-in und bei der Sicherheitskontrolle verläuft schnörkellos und ohne Anstehen. 15 Minuten später sitzt man schon mit einer Zigarre an Bord der Maschine.

Reisen ohne Stress und lange Wartezeiten, das ist einer der Hauptgründe, wieso Leute für einen Flug Tausende von Franken hinblättern. Sie tun das beispielsweise bei Netjets, dem weltweit grössten Anbieter von Privatjets. 45'000 Flüge wickelte Netjets 2015 ab, beförderte dabei 76'000 Passagiere und einige hundert Haustiere – auch das eine zusätzliche Annehmlichkeit, neben dem Rauchen in der Kabine. Hinzu kommt der Vorteil, dass man eine viel grössere Anzahl Flugplätze anfliegen kann als bei Linienflugzeugen.

Wer sich diesen Luxus leisten möchte, muss tief in die Tasche greifen. "Einstiege gehen bei uns ab 5000 Euro pro Flugstunde los", verrät Carsten Michaelis, der bei Netjets das Geschäft in Zentral- und Osteuropa verantwortet. Das beinhaltet neben dem Jet auch eine Bereitstellungsgarantie innerhalb von zehn Stunden und allfällige Leerflüge. Abhängig ist der Preis auch davon, wie oft ein Kunde fliegt, wie viele Personen an Bord sind und wie gross die Maschine ist.

Guter Jahresstart für Netjets

Die Businessjet-Branche erlebte ihren Höhepunkt kurz vor der Finanzkrise 2008. Mit der kollabierenden Finanzbranche brach dann ein wichtiges Kundensegment weg und eine Konsolidierung der Branche setzte ein.

Trotz anspruchsvollem Umfeld konnte Netjets, die seit 1998 zum Firmenimperium von Warren Buffett gehört, sein Flugvolumen im letzten Jahr um über 3 Prozent steigern, während der Umsatz um 1,3 Prozent wuchs, wie Carsten Michaelis letzte Woche auf einem Presseflug mit einer neuen Cessna Citation Latitude sagt. Zu Beginn des Jahres hat sich das Wachstum noch einmal beschleunigt. "Im ersten Quartal 2016 haben wir ein Wachstum von 8 Prozent, was die Passagierzahlen betrifft, und ein Wachstum von 4,9 Prozent, was die Anzahl Flüge betrifft", sagt Michaeli im cash-Video-Interview.

Eine Cessna Citation Latitude von Netjets. (Quelle: Netjets)

Zusätzliche Konkurrenz entstand in den letzten Jahren von Anbietern, die mit digitaler Innovation den Markt aufmischen: Lunajets, Privatefly oder Stratajet verstehen sich als Uber oder Airbnb der Privatjet-Szene. Sie vermitteln Flüge in Maschinen, die entweder leer unterwegs sind oder gerade nicht gebraucht werden. Auch einzelne Sitzplätze können gebucht werden. Je nach Angebot liegen so Rabatte von bis zu 70 Prozent drin, wie Lunajets-Gründer Eymeric Segard in einem Interview mit der Handelszeitung sagte.

Von solchen Wettbewerbern fürchtet sich Netjets nicht. Das sei ein ganz anderes Geschäftsmodell, sagt Carsten Michaelis: "Wir würden Leerkäufe nicht verkaufen, weil wir jedes Flugzeug kurzfristig nutzen möchten, wenn sich die Pläne unserer Kunden, das Wetter oder die Rahmenbedingungen ändern."

Wachstum in Skandinavien und der Türkei

Der internationalen Ausrichtung vieler Unternehmen sei Dank: Die Schweiz ist ein besonders wichtiger Standort für die Business-Fliegerei. Zürich ist die Nummer fünf unter den am häufigsten angeflogenen Flughäfen Europas. Aus der Schweiz heraus besonders beliebt sind Routen nach Europa: London, Paris oder Nizza. Viele Flüge führen aber auch nach New York oder Los Angeles, wie Michaelis sagt.

Weiteres Wachstum erwartet er neben Deutschland, Frankreich und der Schweiz auch im Norden und im Osten: "Türkei und Skandinavien sind sehr interessante Wachstumsfelder für uns".

Netjets hat in Europa rund 1500 Kunden. Mit 70 Prozent stellen dabei Familienunternehmen den Löwenanteil, rund 15 Prozent der Kunden sind multinationale Unternehmen. Aber auch vermögende Privatpersonen gehören zur Kundschaft. So zum Beispiel die Tennisspieler Roger Federer und Novak Djokovic oder der Formel-1-Pilot Nico Rosberg.

Im cash-Video-Interview sagt Carsten Michaelis auch, ob Netjets ohne Investor Warren Buffett überleben könnte.