Dazu treffen sich am Mittwoch Vertreter mehrerer Schwergewichte aus der Automobil-, Chemie- und Technologiebranche auf Einladung der EU-Kommission zu einem Meinungsaustausch in Brüssel. Ziel des "Batteriegipfels" ist nach Worten des stellvertretenden Kommissionspräsidenten Maros Sefcovic, eine europäische Produktion von Batteriezellen aufzubauen, die über die gesamte Wertschöpfungskette bis zum Recycling reicht. Batteriezellen gelten als eine Schlüsseltechnologie für die Elektromobilität.

Die grossen Autobauer wollen in den nächsten Jahren viele neue Elektroautos auf die Strassen bringen. Sie reagieren damit auf den Druck der Politik, die Schadstoffemissionen zu reduzieren. Länder wie Indien, Frankreich oder Grossbritannien wollen Verbrennungsmotoren ab 2030 oder 2040 sogar ganz verbieten.

Bislang dominieren bei Batteriezellen für Stromautos Unternehmen aus Japan, Südkorea und China wie Panasonic, NEC, LG, Samsung und BYD. Der US-Elektroautobauer Tesla stampft zusammen mit Panasonic in Nevada für fünf Milliarden Dollar eine Fabrik aus dem Boden, die ab 2020 Batterien und Akkupacks für stationäre Stromspeicher liefern soll.

Analysten skeptisch

Dem haben europäische Firmen bisher kaum etwas entgegenzusetzen. Wollen sie nicht auf Jahre von Lieferanten aus Asien und den USA abhängig sein, müssen sie nach Meinung von Experten die Kräfte bündeln. Dazu hatte EU-Kommissionsvize Sefcovic jüngst aufgerufen. Die Aussichten auf den baldigen Beginn einer gemeinsamen Batteriezellenfertigung gelten jedoch als gering. Viele Hersteller scheuen die Kosten einer eigenen Produktion, weil noch nicht klar ist, welche Technologie sich durchsetzen wird.

Analysten sind daher skeptisch, ob eine europäische Batterieallianz zustande kommt. "Man kann nicht erkennen, dass da Bewegung hineinkommt", sagt Jürgen Pieper vom deutschen Bankhaus Metzler. Er sei enttäuscht von den drei grossen deutschen Autobauern BMW, Daimler und VW, dass die nicht mehr unternähmen. "Ich bin ganz klar der Meinung, die müssen in die Zellfertigung gehen. Das ist ein absoluter Kern des künftigen Autos, da spielt die Musik."

Um welche Dimensionen es bei dem bevorstehenden Schwenk in die Elektromobilität geht, zeigt Volkswagen. Europas grösster Autokonzern will bis 2025 rund 50 rein batteriebetriebene Fahrzeuge und 30 Plug-in-Hybride ins Rollen bringen, die an der Steckdose aufgeladen werden. Um den enormen Bedarf an Batteriezellen zu decken, der mit dem Programm verbunden ist, hat der Konzern weltweit ein Beschaffungsvolumen von mehr als 50 Milliarden Euro ausgeschrieben - eines der grössten in der Geschichte der Industrie. Dafür sucht Volkswagen Partner in China, Europa und Nordamerika. Der jährliche Bedarf entspreche der Jahreskapazität von mindestens vier "Gigafactories" für Batteriezellen, das Vierfache dessen, was Tesla baut.

«Airbus für Batterien»

VW-Markenchef Herbert Diess plädierte unlängst für eine europäische Batterieallianz. In einem Reuters-Interview sagte er, es wäre wünschenswert, dass sich die deutsche und europäische Industrie bei diesem Thema stärker engagiere. Die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos sei eines der grossen Wachstumsfelder. Der belgische Materialtechnologie- und Recyclingkonzern Umicore forderte gar einen "Airbus für Batterien".

Ob das gelingt, steht jedoch in den Sternen. Vieles dürfte von einer Förderung durch die EU abhängen. Die Branche streitet noch, ob man überhaupt in die Produktion gängiger Lithium-Ionen-Akkus einsteigen soll oder die nächste Generation von Batteriezellen (Festkörperakkus) abwartet, die ab Mitte des nächsten Jahrzehnts zur Verfügung stehen sollen. Auch ist offen, ob die Hersteller das selbst in die Hand nehmen oder ihren Lieferanten überlassen.

Diese Fragen dürften nach Angaben aus Industriekreisen bei dem Batteriegipfel im Mittelpunkt stehen. Von deutscher Seite werden daran nach Angaben des Branchenverbandes VDA Volkswagen, BMW und Daimler sowie die Lieferanten Bosch und Continental teilnehmen. Zu den nach Brüssel eingeladenen Unternehmen zählen auch der französische Autobauer Renault sowie der Chemiekonzern BASF und der Münchner Siemens-Konzern.

(Reuters)