Kaum hatte Elon Musk seinen Vorschlag getwittert, Tesla von der Börse zu nehmen, ging die Debatte los. Ist dies bei einem Unternehmen, das Milliarden von Dollar an Barmitteln verbrennt, überhaupt möglich? Laut Bloomberg-Daten hat Tesla in den letzten vier Jahren rund acht Milliarden Dollar an Bargeld verbrannt. Musks ausgesprochen loyale Aktionäre aber waren bereit, seine Vision weiter finanzieren zu können.

Nun, die Idee von Musk ist für einen Autobauer nicht schlecht, nur Tesla ist dafür der falsche. Der deutsche Autokonzern BMW wäre ein viel besserer Kandidat für einen Buy-out. "BMW schwimmt in Bargeld ist stark unterbewertet", sagt Max Warburton von Bernstein Research. Auf mit Fremdkapital finanzierte Übernahmen spezialisierte Fonds würden bei den Bayern Schlange stehen. Tesla hingegen habe ein negatives Ebitda und könne die Finanzierungskosten nicht für mehr als ein oder zwei Monate bezahlen.

Anders sieht es bei BMW aus, wo das Automobilsegment seit 2014 mit mehr als zwei Millionen verkauften Autos pro Jahr rund 19 Milliarden Euro an freiem Cashflow generiert hat. Aber seltsamerweise ist die Marktkapitalisierung von 55 Milliarden Euro niedriger als die nahezu 65 Milliarden Dollar von Tesla. Die Aktien des deutschen Konzerns werden lediglich zum 7,5-fachen des geschätzten Gewinn gehandelt. Für Tesla kann kein solches Kurs-Gewinn-Verhältnis errechnet werden, weil kein Gewinn vorhanden ist.

Auch BMW baut Elektroautos

Im Gegensatz zu Tesla wird BMW nicht belohnt für langfristiges Denken. Die Bayern haben frühzeitig in Elektrofahrzeuge wie das i3 investiert - wohl nicht das schönste Auto, aber technisch sehr beeindruckend. Und im Gegensatz zu Tesla haben die hohen Ausgaben BMW nicht daran gehindert, die kurzfristigen Gewinnziele zu erreichen.

Musk mag frustriert sein: Die Famile Quandt, die rund 45 Prozent der BMW-Aktien kontrolliert, hätte ebenfalls Grund für solche Gefühle. Ihr kombiniertes 43-Milliarden-Dollar-Vermögen wäre viel grösser, wenn das Unternehmen eine angemessenere Bewertung hätte.

Der grösste Teil dieses Vermögens steckt in den BMW-Aktien, aber die früheren Dividenden des Unternehmens haben der Familie reichlich Feuerkraft gegeben, um sie in einem Buyout einzusetzen. Das Automobilgeschäft verfügt über eine Nettoliquidität von rund 19 Milliarden Euro, die teilweise zur Tilgung von Schulden bei einem Auskauf der Streubesitz-Aktionäre verwendet werden könnte.

Finanzsparte könnte verkauft werden

Es stimmt, die BMW-Bilanz enthält bereits Milliarden von Dollar an Schulden. Ein Grossteil davon betrifft das Finanzdienstleistungsgeschäft, das bei Bedarf verkauft werden könnte. In der BMW-Bilanz steckt ein ein grosses, stützendes Eigenkapitalpolster.

Und wenn das Geld knapp wird, kann BMW immer noch Rolls-Royce abspalten. Der erfolgreiche Börsengang von Ferrari zeigt, dass es einen Markt für solche Unternehmen gibt. Es könnte auch die Dividendenzahlungen stoppen, die letztes Jahr mehr als zwei Milliarden Euro betrugen.

Natürlich ist das alles sehr unwahrscheinlich. Wie die meisten deutschen Eigentümerfamilien sind die Quandts bekanntlich konservativ. Im Gegensatz zu Musk meiden sie das Rampenlicht. Die unglückselige und schuldenfinanzierte Übernahme von Aktien der Continental durch die Familie Schaeffler im Jahr 2008 ist ein warnendes Beispiel für die Milliardärs-Dynastien des Landes. Dennoch dürften Investoren, die erwägen, Musk zu helfen, um Tesla von der Börse zu nehmen, zumindest folgende Frage stellen: Wäre München für die Zukunft der Autos nicht eine bessere Wette als Kalifornien?

(Bloomberg/cash)