Wird in wenigen Jahren ein Computer entscheiden, nach welcher Strategie unser Geld angelegt wird? Laut IBM-Schweiz-Chef Thomas Landolt geht die Tendenz in diese Richtung. "Klassische Standardaufgaben wie Informationsbeschaffung und -selektion werden wohl wegfallen", sagt er im Video-Interview mit cash.

Diese Aufgaben sollen so genannte lernende IT-Systeme übernehmen, an deren Entwicklung IBM seit einiger Zeit arbeitet. Im Januar gegründete IBM mit der Watson Group einen neuen Geschäftsbereich, der sich dem "Cognitive Computing" widmet. Eine Milliarde Dollar und 2000 IT-Spezialisten sollen Watson zum Erfolg verhelfen. Benannt ist der Supercomputer nach seinem Gründer Thomas Watson.

Finanzberater: Mehr Empathie

Landolt glaubt zwar nicht, dass es dereinst keine Bankberater mehr geben wird. Aber ihr Arbeitsbild werde sich ändern. "Ein Berater kann sich dann mehr in die Situation des Menschen hineinversetzen und mehr Empathie zeigen. Alles Dinge, die ihm der Computer nicht abnehmen kann."

Ein solches Szenario ist nicht mehr weit weg. Denn bereits heute arbeitet IBM mit mehreren Banken zusammen. Watson verwendet dabei Kundenprofile, Unternehmens- und Analystenberichte, Investmentliteratur sowie Blogs oder Twitter-Nachrichten, um die Finanzberater zu unterstützen.

Auch im Gesundheitssystem ist das Watson-System im Einsatz, um Ärzte bei der Informationsbeschaffung mittels Fachliteratur zu unterstützen. Dabei ist das Neuartige an Watson, dass es nicht nur Informationen speichern kann, sondern dass es aus der Interaktion mit Daten und Benutzern eigenständig lernen kann.

Kein Watson ohne Sherlock

IBM ist darauf angewiesen, dass Watson möglichst bald zum Umsatz beiträgt. Denn das Computerurgestein hat mit technologischen Umbrüchen zu kämpfen.

Im zweiten Quartal 2014 fiel der Umsatz erneut – um 2 Prozent. Bis 2018 soll Watson 1 Milliarde Umsatz generieren. "Bereits heute bringt Watson Umsatz, auch in der Schweiz", sagt Thomas Landolt. Kritiker wie der Fondsmanager Tim Ghriskey monieren allerdings, Watson habe nicht das Zeug zum Umsatztreiber. Es sei eher ein Instrument, um im Gespräch zu bleiben, sagte er kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Laut Thomas Landolt bieten intelligente Maschinen nicht nur viele neue Einsatzmöglichkeiten. Sie sind für ihn gar Teil einer neuen IT-Ära. Doch Philosophen und andere Beobachter treibt auch die Frage um, ob superintelligente Computer irgendwann die Menschen überflüssig machen.

Geht es nach dem emeritierten Professor für politische Philosophie, Georg Kohler, wird der Mensch nie gänzlich von der Maschine abgelöst, wie er neulich an einem Medienanlass von IBM sagte: "Ein Watson braucht immer einen Sherlock."

Im Video-Interview sagt Thomas Landolt zudem, wie sicher die IBM-Arbeitsplätze in der Schweiz sind.