Seit August 2011 ist der Goldpreis von 1920 Dollar pro Feinunze kontinuierlich gefallen und liegt derzeit bei 1072 Dollar. Das entspricht einem Preisrückgang von fast 45 Prozent in weniger als 5 Jahren. Mitgeholfen hat an diesem Trend auch die US-Notenbank Fed, die ihre schon lange angekündigte Zinserhöhung letzte Woche wahrmachte. Vom Goldpreis-Hochstand von 1920 Dollar pro Feinunze (aktuell: 1070 Dollar) können Gold-Anleger derzeit nur träumen, wie folgende Grafik zeigt:

Entwicklung des Goldpreises in den letzten 5 Jahren (in Dollar pro Unze), Quelle: cash.ch

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Goldpreis und dem US-Dollar: "Wenn der Dollar schwächer oder stärker wird, reagiert der Goldpreis unmittelbar darauf", sagt Stephan Müller, Goldexperte bei GAM, dazu im Video-Interview. Hintergrund: Höhere US-Zinsen wie jetzt machen Anlagen in Dollar attraktiver. Mit einem steigenden Dollarkurs werden Anlagen in Gold, das in Dollar gehandelt wird, für Investoren ausserhalb des Dollar-Währungsraumes dann weniger attraktiv, was tendenziell zu sinkenden Goldnotierungen führt.

Doch spielen auch andere Aspekte beim Goldpreis eine Rolle. Etwa die Lage in Indien und China, wo der grosse Teil der Schmuck- und Investmentnachfrage nach Gold entstammt. Die aktuell tiefen Ernteerträge aufgrund unterdurchschnittlicher Regenfälle würden zu einem tieferen Einkommen der dortigen Bevölkerung führen, so dass "am Ende genau der Teil der Nachfrage fehlt, der dem Goldpreis ein deutliches Momentum verleihen würde", so Müller.

Nicht nur Müller, auch zahlreiche andere Experten sind weiterhin skeptisch bezüglich des Goldpreises. Die Société Générale setzt auf fallende Goldpreise und begründet das mit der Straffung der US-Geldpolitik. Im vierten Quartal 2016 sei mit einem annualisierten Goldpreis von nicht mehr als 955 Dollar je Unze zu rechnen, hiess es in einer Analyse von Anfang Dezember. Ähnlich pessimistisch über Gold äusserten sich Citigroup und Goldman Sachs.

Palladium und Platin interessant, Silber nicht

Beim Blick auf weitere Edelmetalle findet man zwei spannende Kandidaten für einen zukünftigen Kursanstieg: Platin und Palladium. Beide werden überwiegend in der Autoindustrie verwendet und sind wichtige Bestandteile von Katalysatoren, um den Schadstoffausstoss von Fahrzeugen zu senken. Vor allem nach dem VW-Skandal wurden vermehrt Stimmen laut, die eine höhere Regulierung bezüglich Schadstoffausstoss forderten.

Dies könnte die Preise für Palladium und Platin stützen, meint Müller. "Wir sind sicherlich an der unteren Bandbreite, und Raum nach oben ist vorhanden." Anders die Situation beim Silber. Auf Investorenseite sei eine nachlassende Nachfrage zu beobachten, bei einer gleichzeitigen strukturellen Überversorgung am Markt.

Welche Aussichten Goldminenaktien und Gold-ETF haben, erläutert Müller im Video-Interview.

(cash/AWP)