Der Essenslieferdienst Delivery Hero will auf Konzernebene profitabel zu werden. Das strebt das international tätige Berliner Unternehmen nun für das kommende Jahr an. Wegen umfangreicher Investitionen - unter anderem in den teuren Ausbau des Geschäfts mit Lieferungen von Supermarktartikeln und die Übernahme von Glovo in Spanien - schreibt Delivery Hero bisher tiefrote Zahlen. Allein 2020 fiel ein bereinigter Betriebsverlust von 568 Millionen Euro an. Zur Finanzierung hat Delivery Hero Wandelanleihen begeben, deren Tranchen nun nach und nach fällig werden und mit Hilfe der neuen Kredite bedient werden sollen.

Am Aktienmarkt kam die neue Sicherheit gut an. Das im Leitindex Dax notierte Papier sprang 13 Prozent in die Höhe. Zuletzt war Delivery Hero an der Börse kräftig unter Druck geraten. Im Februar brach die Aktie um mehr als 30 Prozent ein, als Anlegern aufstieß, dass die Verluste höher ausfielen als erwartet und das Unternehmen beim Blick nach vorn vorsichtig war.

Konkret besteht die Finanzierungstransaktion von Delivery Hero aus zwei Kreditlinien in Höhe von zusammen knapp 1,05 Milliarden Euro mit Laufzeit von 5,25 Jahren sowie einem revolvierenden Konsortialkredit im Umfang von 375 Millionen Euro mit einer vorläufigen Laufzeit von drei Jahren. "Wir haben eine solide und diversifizierte Kapitalstruktur aufgebaut, die uns finanzielle Flexibilität und reichlich Liquiditätspuffer bietet, um unsere strategischen Prioritäten zu erfüllen", sagte Östberg.

DELIVERY HERO KONKRETISIERT ZIELE

Delivery Hero wächst rasant, weil sich Menschen in der Corona-Krise daran gewöhnt haben, ihre Mahlzeiten online zu bestellen und nach Hause liefern zu lassen. In den ersten zwei Monaten 2022 kletterte der Umsatz dem Unternehmen zufolge um 53 Prozent. Allerdings will Delivery Hero seine Kunden nicht nur mit Restaurantessen versorgen, sondern auch mit Lebensmitteln und anderen Supermarktartikeln. Das kostet viel und inzwischen wollen Investoren wissen, wie und wann das Geschäft letztlich profitabel wird.

Früheren Angaben zufolge soll das Essensliefergeschäft die Gewinnschwelle auf Basis eines bereinigten Betriebsergebnisses (Ebitda) bereits in diesem Jahr erreichen und die am Bruttowarenwert gemessene Ebitda-Marge soll sich zunächst auf minus 1,0 bis plus 1,2 Prozent verbessern. Tiefrote Zahlen soll weiterhin das Lebensmittelliefergeschäft mit einem bereinigten Ebitda von bis zu minus 525 Millionen Euro schreiben. Um die Verluste etwas einzudämmen, hat Delivery Hero den kurzen und teuren Ausflug auf den deutschen Markt schnell wieder beendet, will das Japan-Geschäft verkaufen und die Rappi-Beteiligung zu Geld machen.

(Reuters)