James Sym mag eigentlich Schweizer Firmen, investiert aber kaum in sie. Viele Aktien seien zwar interessant, sagt der Fondsmanager des britischen Vermögensverwalters Schroders im Gespräch mit cash. Aber: Die negativen Zinsen liessen viel Kapital in den Aktienmarkt fliessen und haben Einzeltitel teuer gemacht.

Ein Blick auf die grössten Aktienmärkte Europas zeigt allerdings: Die Skepsis gegenüber Schweizer Aktien hat sich für James Sym im laufenden Jahr nicht gelohnt. Denn nur wenige europäische Börsen schneiden so gut ab wie der breite Swiss Performance Index (SPI, plus 18 Prozent). So erstaunt es nicht, dass Syms Fonds (Schroder European Alpha Income Fund) seit Anfang Jahr auch leicht hinter dem Vergleichsindex zurückliegt.

Bloss der österreichische ATX (plus 26 Prozent) und der norwegische Leitindex Oslo OBX (plus 18 Prozent) können mit der Schweizer Börse im europäischen Vergleich mithalten, wie die folgende Übersicht zeigt. Im östlichen Nachbarland gewinnt das Wirtschaftswachstum, unter anderem mit Schub aus Osteuropa, seit langem wieder an Tempo. Es wird geschätzt, dass Österreichs Unternehmen rund einen Drittel ihrer Umsätze in Osteuropa erwirtschaften. Zudem spekulieren Investoren nach dem Wahlsieg der bürgerlichen ÖVP auf Steuersenkungen.

Die wichtigsten europäischen Börsen-Indizes 2017

AktienindexPerformance 2017, in %AktienindexPerf. 2017, in %
ATX (Wien)+26AEX (Amsterdam)+11
Oslo OBX+18ASE (Athen)+10
SPI+18CAC 40 (Paris)+9
FTSE MIB (Mailand)+15IBEX 35 (Madrid)+7
Dax+13OMX Helsinki+7
OMX Copenhagen+13OMXS30 (Stockholm)+6
SMI+12FTSE 100 (London)+3

Quelle: cash.ch (Stand 20.11.17)

Somit befinden sich im Investment-Universum von James Sym, das mehr als 40 europäische Aktien umfasst, derzeit nur zwei Schweizer Titel: Swiss Re und Zurich. "Wir versuchen, von Inflation und höheren Zinsen zu profitieren, was zu Finanztiteln führt", sagt der Fondsmanager im cash-Video-Interview.

Bei Zurich überzeugt ihn der neue CEO Mario Greco, der für Dynamik sorge. Und bei Swiss Re setzt er auf eine Stabilisierung oder gar einen Anstieg der Preise im Rückversicherungsgeschäft. Beide Versicherer punkten zudem mit einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite und haben performancemässig noch Luft nach oben. Denn Swiss Re (minus 5 Prozent) und Zurich (plus 6 Prozent) reihen sich in diesem Jahr bei den schwächeren Titeln im SMI-Tableau ein.

Daneben gehören europäische Banken momentan zu den Lieblingsaktien von James Sym: "Ich bevorzuge einfache Banken gegenüber Investmentbanken, was zum Beispiel die UBS ausschliesst". Fündig wird er hingegen in Zentraleuropa und in konsolidierten Märkten, wo er steigende Margen beobachtet.

So auch bei der Danske Bank, seiner Lieblingsbank. Einerseits erwartet Sym in Dänemark mittelfristig höhere Zinsen. Andererseits mag er den unternehmerischen Ansatz der Bank, die über Abkommen mit den lokalen Gewerkschaften nach Norwegen und Schweden expandiert und dort günstige Hypotheken anbieten kann.

Eine «Apple-Aktie» aus Wales

Daneben hat Aktienexperte Sym noch einen Tipp aus seiner britischen Heimat parat: die walisische Chip-Firma IQE. Sie stellt Bauteile (sogenannte Wafer) für den 3D-Sensor des neuen iPhones her. Die Sensoren werden beispielsweise zur Gesichtserkennung verwendet. Syms Wette: "In drei bis fünf Jahren hat jedes Smartphone einen 3D-Sensor, und diese kleine Firma wird viel grösser sein."

Allerdings ist im Aktienkurs von IQE schon einiges an Euphorie enthalten. Seit Jahresbeginn steht er mehr als 350 Prozent im Plus – mit teilweise grossen Schwankungen (siehe Chart). Auch die in der Schweiz kotierten AMS-Aktien werden regelmässig von Apple-Fantasien getrieben. Doch eine solche Abhängigkeit hat auch ihre Schattenseite. Wie Bloomberg kürzlich berichtete, verlor etwa Imagination Technologies Group an einem einzigen Tag fast zwei Drittel des Marktwerts, nachdem Apple angekündigt hatte, künftig auf die Grafiktechnologie des Unternehmens zu verzichten.

Die Aktie von IQE in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)

Im cash-Video-Interview äussert sich James Sym auch zum spanischen Aktienmarkt und zu einem interessanten katalanischen Versicherer. Das Interview mit James Sym fand im Rahmen eine Pressereise nach London statt, zu der Schroders eingeladen hatte.