Eine Handvoll computergesteuerter Hedgefonds hat 2017 mit Wetten auf den zukünftigen Preis solcher "exotischen" Anlagen prächtig verdient. Der Erfolg dieser Art von Managed-Futures-Strategie, dem Wort der Branche für Trendfolge, zieht trotz der durch die geringe Liquidität geschaffenen Risiken neue Marktteilnehmer an.

Die Erträge der Hedgefonds haben unter der Geldpolitik der Zentralbanken gelitten, die es für sie schwieriger macht, den Markt von Anleihen bis hin zu Aktien-Futures zu schlagen. Das veranlasste einige Investoren, die Trends verfolgen, in weniger überfüllte Märkte wie Over-the-Counter-Wertpapiere, Strom und Kohle umzusteigen.

Der AHL-Evolution Fund von Man Group, einer der ersten, der in diesen Nischenmarkt einstieg, konnte im vergangenen Jahr einen Ertrag von 18 Prozent vorweisen. Der Fonds Systematica Alternative Markets von Leda Braga hat mit Gewinnen von 24 Prozent noch besser abgeschnitten, wie Bloomberg von einer Person erfuhr, die mit der Angelegenheit vertraut ist. Im Gegensatz dazu kamen Fonds, die auf allgemein üblichere Vermögenswerte und Indizes spekulierten, durchschnittlich nur auf Erträge von 1,9 Prozent.

"Exotische Märkte bieten eine Chance, von den üblichen makroökonomischen Risikofaktoren Abstand zu nehmen", sagt Douglas Greenig, Gründer von Florin Court Capital und ehemaliger Chief Risk Officer der AHL-Sparte bei Man Group. "Es hat Sinn gemacht, unseren Fokus auf Exoten zu konzentrieren."

Schnelle Kehrtwende

Im April änderte Florin Court die Strategie seines Hedgefonds und konzentrierte sich vollständig auf exotische Vermögenswerte. Das ermöglichte dem in London beheimateten Hedgefonds nach Angaben einer mit dem Vorgang vertrauten Person aus einem Verlust von neun Prozent im ersten Quartal einen Gewinn für das Gesamtjahr von 7,6 Prozent zu machen.

Hedgefonds, die Trends folgen, verzeichneten während der Markteinbrüche um die Jahrtausendwende und im Jahr 2008 einige ihrer grössten Zuwächse. Dies ermutigte Anleger, Geld in diese Art von Fonds zu stecken, um ihre Portfolios zu diversifizieren und sich vor zukünftigen Schocks zu schützen. In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres flossen 13 Milliarden Dollar in diese Hedgefonds und trugen laut den von Eurekahedge zusammengetragenen Daten dazu bei, ihr Anlagevolumen auf die Rekordhöhe von 267 Milliarden Dollar zu treiben.

Im Oktober legte eine Sparte der in Zürich ansässigen GAM Holding einen Hedgefonds auf, der in rund 200 ungewöhnlichen und schwer zugänglichen Märkten wie roher Reis und Ethanol handelt. Aspect Capital startete im November einen Fonds, der Kreditindizes, Schwellenländer-Devisenterminkontrakte sowie Sonnenblumenkerne und Mais handelt. Und Devet Capital legte in diesem Jahr einen ähnlichen Fonds auf, der hauptsächlich in alternativen Märkten handelt. Der Fonds, geleitet von dem ehemaligen Man AHL-Quant-Forscher Alberto Cozzini, wird Mitte 2018 für externe Kunden geöffnet. Sprecher von Systematica, Florin Court, GAM und Aspect Capital wollten keinen Kommentar zu ihren Erträgen abgeben.

Nicht-traditionelle Anlagen bieten in der Regel höhere Renditen als liquidere Märkte. Die Hedgefonds pumpen ihre Geschäfte jedoch mit geliehenem Geld auf. Wenn es zu einer Kreditklemme kommt, könnten Anleger vor erheblichen Verlusten stehen.

Neuland

"Die grosse Nachfrage nach diesen Strategien ist nur auf die gute Performance zurückzuführen", sagt Marcus Storr, Leiter der Hedgefonds-Investments der Feri Trust GmbH in Bad Homburg. "Wenn es aus irgendeinem Grund eine Liquiditätskrise gibt, wissen wir nicht, wie diese Strategien reagieren würden."

Um das Problem anzugehen, begrenzen Vermögensverwalter das Volumen ihrer Fonds. AHL Evolution hörte letztes Jahr auf, neue Gelder von Investoren anzunehmen. Florin Court verringerte nach einer Änderung der Strategie den Betrag, den es betreuen kann, von drei Milliarden Dollar auf zwei Milliarden Dollar. Der neue Fonds von GAM Systematic wird die betreuten Kundengelder auf nur 500 Millionen Dollar beschränken.

Die obskure Ecke des Hedgefonds-Marktes könnte gleichwohl weniger exotisch werden, da mehr Gesellschaften von den attraktiven Erträgen angezogen werden. Fonds könnten als Folge unter Druck geraten, nach neuen, noch unerschlossenen Märkten zu suchen, die mehr Potenzial bieten - wie zum Beispiel Kryptowährungen. Florin Court ist einer der wenigen Hedgefonds, die Bitcoins handeln.

Gleichzeitig könnten die begrenzten Kapazitäten in vielen exotischen Märkten, die relativ hohen Handelskosten und die Notwendigkeit umfangreicher Analyse einige Firmen davon abhalten.

"Während ’gering und oft’ der beste Weg ist, um Futures in traditionellen Fonds zu handeln, ist dies möglicherweise der schlechteste Weg, um in alternativen Märkte zu handeln", sagt Chris Reeve, Senior Product Manager bei Aspect Capital. "Der Teufel steckt hier im Detail. Die Prinzipien der Trendverfolgung sind einfach, aber die Strategie in diesen Märkten zu implementieren, ist eine Herausforderung."

(Bloomberg)