Der Hersteller von Klappen und Rudern aus Verbundwerkstoffen für Flugzeuge von Airbus  und Boeing stellt ab sofort fliegende Taxis für das chinesische Start-Up EHang  her. Dieses Marktsegment, von Experten in nicht allzuferner Zukunft als milliardenschwerer Markt taxiert, soll dem Unternehmen helfen, die bald angestrebte Umsatzmilliarde innerhalb einer Dekade noch einmal zu verdoppelt, so Vorstandschef Robert Machtlinger.

EHang hat FACC beauftragt, eine zweisitzige Passagierdrone um 15% bis 20% leichter zu machen, die Spezialität des Unternehmens aus Ried. Das angepeilte Gewicht von dann nur noch etwa 300 kg dürfte die Reichweite des Gefährts erhöhen. Bis Ende des kommenden Jahres wird FACC die ersten 300 Stück in Österreich fertigen.

"Wir sind in der Endphase der Konstruktion und die Fertigung der ersten Fluggeräte beginnt noch dieses Jahr,'' so Machtlinger im Interview mit Bloomberg. "Wir haben einen Serienauftrag, wir bauen hier bis Ende 2020 die erste Flugtaxis für Asien.''

EHangs Modell 216, die für etwa 300.000 Euro zu haben sein wird, kann derzeit bis zu 70 km weit fliegen bei einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Neben Shuttle-Diensten in Grossstädten könnte das Gefährt Touristen befördern, Ölplattformen versorgen und Hilfsflüge in Katastrophengebiete durchführen, so der Anbieter. Der Betrieb mit bis zu zwei Passagieren ist genauso möglich wie reine Frachtflüge, da das Flugzeug autonom von einer Zentrale gesteuert fliegen soll.

EHang hat bereits mehrere tausend Vorbestellungen für das Modell. Obwohl diverse ähnliche Konzepte in der Entwicklung sind, darunter auch Modelle mit Tragflächen, die mehr Reichweite und höhere Geschwindigkeiten versprechen, hat EHang laut Machtlinger etwa 1 1/2 Jahre Vorsprung - haben die Chinesen doch bereits 7.000 Flugstunden absolviert, davon 2.000 bemannt. In Linz soll darüber hinaus eine Teststrecke mit den örtlichen Behörden eingerichtet werden, so dass das Gefährt vielleicht auch bald in Europa abheben kann.

Fertigungsprozesse sollen beschleunigt werden

Um langfristig höhere Produktionsraten von Modellen wie der A320 und der 737 bedienen zu können, das Kerngeschäft der FACC, arbeitet das Unternehmen derweil daran, die industriellen Fertigungsprozesse seiner Verbundwerkstoffe zu beschleunigen. Dazu gehören vor allem die Reduzierungen von Trockenzeiten der Komponenten - bei grösseren Bauteilen derzeit bis zu 10 Stunden - und die Anpassung der Abläufe an die neuen Materialien. Zunächst jedoch wird es etwas länger dauern, die Umsatzmilliarde zu schaffen, da eben jene Produktionsraten abgeflacht sind.

Künftig dürften auch diese Modelle dann, ähnlich wie ihre grösseren Geschwister A350 und 787, etwa zur Hälfte aus Kunststoffen bestehen, so Machtlinger. Die Wartung und Reparatur dieser neuen Strukturen und Materialien, die FACC seit kurzem als Dienstleistung anbietet, soll ebenfalls ein neues Standbein des Unternehmens werden, so der CEO.

Für Turbinenhersteller hat FACC eine Kevlar-Ummantelung entwickelt, die ähnlich einer schusssicheren Weste verhindert, dass eine abgerissene Turbinenschaufel den Rumpf eines Fluges verletzen könnte.

Mit insgesamt etwa 450 Millionen Euro an möglicher Kriegskasse für potentielle Zukäufe in den nächsten fünf Jahren will das Unternehmen darüber hinaus künftig stärker anorganisch wachen. Bis zu 30 Unternehmen haben Machtlingers Leute als potenzielle Targets auf dem Radar, er verspricht jedoch, genau zu schauen, was zur FACC passt, zumal die Preise derzeit hoch sind.

(Bloomberg)