"Es ist wahrscheinlich, dass wir bis zum Jahresende noch eine weitere Finanzierungsrunde abschliessen werden", erklärt Hecker, der seine berufliche Laufbahn einst im Investmentbanking von Merrill Lynch und bei der Deutsche Bank begonnen hatte. Bislang konnte Trade Republic rund 80 Millionen Euro sammeln, den Grossteil vergangenes Jahr.

Fremdkostenpauschale von einem Euro

Als Investor mit an Bord ist der Paypal-Mitbegründer und frühe Facebook-Investor Peter Thiel, der in Frankfurt geboren wurde und dem ein gutes Gespür für Trends nachgesagt wird. "Wir sind sehr glücklich, Peter Thiel als Investor zu haben und mit ihm arbeiten zu können. Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder mit ihm telefoniert", sagt Hecker.

Trade Republic bietet über eine App unter anderem den Handel von Aktien, ETFs und Sparplänen an. Auf Orderprovisionen und Depotgebühren wird verzichtet, pro Transaktion fällt meist nur eine Fremdkostenpauschale von 1 Euro an. Damit ist die App deutlich billiger als viele klassische Broker.

Hecker zufolge will das Unternehmen "aggressiv wachsen" und dafür auch bewusst Verluste in Kauf nehmen, nachdem es in den vergangenen Monaten einen "enormen Boom" gegeben habe. "Die Kurseinbrüche zu Beginn der Pandemie haben viele wohl als geeigneten Zeitpunkt gesehen, um einzusteigen", sagt er. Zu aktuellen Kundenzahlen schweigt sich der Firmengründer ebenso aus wie zum Firmenwert.

Eine Million Kunden

Laut einer Analyse von M.M. Warburg dürfte der Broker inzwischen auf eine Million Kunden kommen. Basierend auf dieser Zahl schätzt das Bankhaus den Wert von Trade Republic auf 1,5 Milliarden Euro.

"Die Chancen stehen gut, dass die tatsächliche Entwicklung noch besser ist als die vermutete. Trade Republic hat mit Abstand die stärkste Download-Statistik in den App Stores", schrieb Analyst Marius Fuhrberg im April. "Wir erwarten, dass das Unternehmen im Jahr 2022 die Gewinnschwelle erreichen und danach starkes Margenwachstum sehen wird."

Doch woher kommen die Erträge, wenn der Handel für Kunden nahezu kostenlos ist? Traditionelle Broker finanzieren sich durch Gebühren und Rückvergütungen von den Handelsplätzen. Letztere werden dafür gezahlt, dass die Orders dort abgewickelt werden. Hecker zufolge reichen ihm dank schlanker Strukturen die Rückvergütungen allein, um Geld verdienen zu können.

Neben Deutschland, wo Trade Republic im Mai 2019 seine Geschäfte aufnahm, ist der Broker seit ein paar Monaten auch in Österreich und Frankreich aktiv. "Mit dem Start in den beiden Ländern bin ich sehr zufrieden", sagt Hecker. "In Österreich und Frankreich konnten wir jeweils schon mehrere tausend Kunden gewinnen." Ziel sei es, in der gesamten Eurozone aktiv zu sein.

Börsengang wahrscheinlich

Ein Börsengang sei für ein Unternehmen für Trade Republic irgendwann ein logischer Schritt, sagt Hecker. "Momentan ist das aber keine Option und auch am Horizont nicht erkennbar."

Kein Thema sei ein IPO mithilfe eines Spacs, also eines jener Börsenmäntel, die derzeit verstärkt auf der Suche nach Übernahmezielen sind. Hecker zufolge zielt das Spacs-Konstrukt eher auf kurzfristigere Gewinnmaximierung ab. "Wir sind als Gründer jedoch gerade erst am Anfang und arbeiten am langfristigen Erfolg als eigenständiges Unternehmen", sagt er.

(Bloomberg)