Im Juli 2012 rettete EZB-Präsident Mario Draghi die Euro-Zone, indem er versicherte, alle Massnahmen zu ergreifen, die dafür notwendig sind. Der sogenannte Draghi-Put beruhigte die Märkte umgehend und schuf die Basis, damit die angeschlagenen Euro-Staaten notwendige Reform- und Sparprogramme aufgleisen konnten.

Die Peripheriestaaten haben zwar Fortschritte in der Beseitigung der Budget- und Leistungsbilanzdefizite erreicht, nicht aber bei den Strukturreformen. "Hier ist praktisch nichts gegangen", sagt René Hermann im cash-Video-Interview. Dies sei aber notwendig für die nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Staaten.

Die Finanzmärkte sehen diesen Gefahren erstaunlich gelassen entgegen, wie der Blick auf die Kursentwicklungen zeigt. Die Risikoprämien auf Obligationen von Krisenstaaten wie Italien sinken und die Aktienmärkte steigen, wenn auch mit kleinen Unterbrüchen, weiter an. "Die Finanzmärkte nehmen diese Risiken überhaupt nicht wahr. Der Markt tendiert hier zu Übertreibungen", so Hermann. Laut Hermann wird der Anleger für die eingegangenen Risiken nicht mehr angemessen entschädigt.

Wer hat am Schluss die Badehose noch an?

Die unermessliche Geldschwemme an Euro, Yen, Pfund, Franken und Dollar durch die Notenbanken verneble den Blick auf die eigentliche Situation, warnt Hermann in seinem Referat am Swiss Bond Congress 2014 vom Mittwoch. Derzeit könnten sich selbst überschuldete Unternehmen günstig refinanzieren und immer mehr exotische Emittenten zweifelhafter Qualität würden auf den Bondmarkt drängen.

"Versiegen diese Quellen, sollten Anleger in Werte investiert sein, die fundamental gut unterstützt sind", sagt Herrmann im Video-Interview. Der US-Starinvestor Warren Buffett hat diesen Umstand vor einiger Zeit mit einer humoristischen Metapher auf den Punkt gebracht: Erst wenn die Geldflut abschwillt, wird sich zeigen, wer ohne Badehose schwimmen war.

Etwas tiefer sitzen könnte die Badehose gemäss der am Mittwoch präsentierten Länderstudie von Independent Credit View (I-CV), eine unabhängige Ratingagentur, die von Investoren finanziert wird, bei Grossbritannien, Österreich oder Frankreich. Die Bonität dieser Staaten wird durch I-CV eine Abstufung erfahren.  Länder wie Ungarn, Mexiko oder Island hingegen hätten ihre Kreditwürdigkeit verbessert.

Im cash-Video-Interview sagt René Herrmann, ob es an den Finanzmärkten trotz diverser Risiken zu einem Happy End kommen könnte. Weiter äussert er sich über die Wirkung des erwarteten QE-Programm der Europäischen Zentralbank.