"Oberstes Ziel des Bundesrats war, die Stabilität der Schweizer Volkswirtschaft und des Schweizer Finanzplatzes zu sichern und eine internationale Finanzkrise zu verhindern", so die Bundesrätin Karin Keller-Sutter im Interview mit "Finanz und Wirtschaft". "Unter den gegebenen Umständen war und ist es die bestmögliche Wahl, die auch den Staat und den Steuerzahler am wenigsten belastet."

Immerhin hätten sich die Finanzmärkte sich seither stabilisiert. "Ein Konkurs von CS am Montagmorgen - das hätte ein Grounding der Schweizer Wirtschaft bedeuten können."

Wie die Politikerin weiter erklärt, beschäftigte sie das Thema Credit Suisse schon seit Monaten. "Ich bin jetzt seit drei Monaten im Finanzdepartement. An meinem zweiten Arbeitstag habe ich eine Sitzung des Lenkungsgremiums Finanzkrisen mit der Nationalbank und der Finma zum Thema CS einberufen."

Auf verschiedene Szenarien vorbereiten

Man habe die Entwicklungen sehr eng verfolgt, und sich auf verschiedene Szenarien vorbereitet. "Die zentrale Frage war stets: Wann ist der Zeitpunkt da, an dem die Behörden eingreifen müssen?" Am Schluss sei die Frage durch die Beschleunigung nach dem Konkurs der Silicon Valley Bank beantwortet worden. "Die Finma hatte aber von CS schon früher verlangt, sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten, auch auf einen Verkauf."

Mit Blick nach vorne sei es nun wichtig, die Fusion abzuschliessen, so Keller-Sutter weiter. Die UBS habe sowohl die Verantwortung als auch die Hauptrisiken übernommen. Zwar habe übernehme auch der Bund gewisse Risiken, sie würde aber nicht so weit gehen, deshalb von einer Staatsgarantie für UBS zu sprechen. Ohne Staat hätte es den Deal nicht gegeben. "Allerdings hatte auch UBS Interesse an einer Lösung zugunsten der nationalen und der internationalen Finanzstabilität. Auch sie hätte als gesunde Bank in Mitleidenschaft gezogen werden können."

Was die künftige Grösse und Struktur der UBS betrifft, betont die Bundesrätin dass die UBS nach der Übernahme mehr Eigenkapital halten müsse. "Das wird sie eher dazu zwingen, zu schrumpfen." Sie werde die Risiken in der Investmentbank von CS herunterfahren. Allerdings seien Überlegungen zur Struktur von künftigen UBS nach der Fusion anzustellen.

Während der Finanzplatz Schweiz laut Keller-Sutter nicht an Attraktivität verloren hat, schreibt sie den möglichen Reputationsschaden weder dem Bundesrat noch der Finma noch der Nationalbank zu, sondern CS. "Der Reputationsschaden betrifft sie. Die Schweiz wurde durch die Bank in eine unmögliche Lage gebracht."

(AWP)