Die Banken, darunter UBS Group und Goldman Sachs, haben Personal eingestellt und Citigroup hat gerade - nach 13-jähriger Abwesenheit in Saudi Arabien - ihr erstes lokales Beratungsmandat gewonnen. Die Deutsche Bank sagt, sie expandiere im Königreich, da sich der Ausblick für Anleihen- und Aktienemissionen verbessert.

Die Geschwindigkeit der Säuberung und die fehlende Transparenz hatte die Märkte verunsichert als sie Ende letzten Jahres begann. Doch die Banken scheinen gelassen, nachdem mehrere der festgenommenen Prinzen und Beamten inzwischen freigelassen wurden. Das sind gute Neuigkeiten für Kronprinz Mohammed bin Salman. Er versucht, seinen Einfluss auf die Macht zu festigen, ohne die internationalen Investoren zu verprellen. Denn die braucht er, um die Wirtschaft in ein Finanzzentrum und weg vom Öl zu transformieren.

"Mittelfristig werden ausländische Investoren wahrscheinlich beruhigt sein, dass kein ausländischer Investor durch die Anti-Korruptions-Kampagne ins Visier genommen wurde", sagt Ehsan Khoman, Leiter der Analyse für den Nahen Osten und Nordafrika bei Mitsubishi UFJ Finanzgruppe. Auf lange Sicht "sehen wir die Anti-Korruptions-Kampagne als netto positiv für Investoren."

Das ist eine deutliche Veränderung gegenüber November, als die Verhaftung von Prinz Alwaleed Bin Talal und anderen Milliardären Schockwellen durch die Region sandte. Die Kingdom Holding Co. des Prinzen legte einen Plan auf Eis, einen Kredit in Höhe von etwa einer Milliarde Dollar aufzunehmen. Bestrebungen für eine Aktienplatzierung der Shopping Mall-Sparte der Fawaz Alhokair Gruppe wurden abgesagt, als die Konten des Mitbegründers in der Razzia eingefroren wurden.

Anlegerstimmung hat sich noch nicht vollständig erholt

Das führte zu Spekulationen, wie sich das Durchgreifen auf die globalen Banken auswirken würde, die einen grossen Teil des Vermögens der Region verwalten, darunter UBS, JPMorgan, Credit Suisse Group, sowie Citigroup, die Prinz Alwaleed zu ihren langfristigen Unterstützern zählt. Viele Banken hatten zudem investiert, weil sie aus dem geplanten Mega-Börsengang von Teilen der Saudi Arabian Oil Co. (Aramco) eine Provisions-Bonanza für sich erwarten.

"Ich glaube nicht, dass sich die Anlegerstimmung nach November vollständig erholt hat", sagt Joice Mathew, Leiter Aktienanalyse bei United Securities in Oman. "Die Aktivität an der Tadawul nimmt nicht so zu, wie wir es erwartet hatten, und das ist nicht die Art von Aktivität, die wir vor der Aufnahme in einen globalen Index sehen sollten", sagt er und verwies auf die Erwartungen für den saudischen Aktienmarkt.

MSCI hat Tadawul, wie die Börse des Landes genannt wird, auf ihre Beobachtungsliste für eine mögliche Aufwertung zum Schwellenmarktstatus Mitte 2018 gesetzt. Der Tadawul All Share Index hat seit Anfang November fast 7 Prozent zugelegt, bleibt aber deutlich hinter den Niveaus von 2014 und 2015 zurück.

Falls die Banken selbst Bedenken wegen der Säuberung hatten, wischten sie diese rasch beiseite und gingen wieder zum normalen Geschäft über. UBS hat kürzlich den ehemaligen Morgan-Stanley-Banker Gabriel Aractingi eingestellt, um das Geschäft mit sehr vermögenden Privatkunden in Saudi-Arabien von Genf aus zu betreiben. Goldman Sachs ernannte Mohammed Al Awad zum Leiter des Aktiengeschäfts in Saudi-Arabien, während sich die Bank auf den Handel mit lokalen Aktien vorbereit.

Konkurrenz ist hart

"Es hat unsere Pläne überhaupt nicht beeinflusst", sagt Sjoerd Leenart, Global Head of Corporate Banking und Regionalchef Central & Eastern Europe, Middle East und Africa bei JPMorgan in einem Interview mit Bloomberg. "Wir doppeln bei unserem Geschäft in Saudi-Arabien nach, da die Konkurrenz hart ist - es gibt viele neue Marktteilnehmer. Deshalb verbringen wir mehr Zeit dort und setzen mehr Leute ein, um unsere Führungsposition zu behaupten."

Ein Sprecher der in Zürich ansässigen Credit Suisse sagte, es habe keine Auswirkungen auf das Geschäft der Schweizer Bank gegeben. UBS und Citigroup wollten keine Stellungnahme abgeben.

Die Deutsche Bank, die anderswo Stellen abbaut, plane Einstellungen in der Region für den Bereich Staaten und Grossunternehmen, wie Jamal Al Kishi, CEO für den Nahen Osten und Afrika, in einem Interview mit Bloomberg in Dubai sagt. Die Bank hat ihr Team in Saudi-Arabien auf rund 90 Personen aufgestockt, weil sie erwartet, dass die Börse den Schwellenmarktstatus erhalten wird.

"Wir sind definitiv optimistischer im Hinblick auf die Aussichten für Transaktionen in diesem Jahr bei Staatsanleiheemissionen, Aktienkapitalmarktgeschäft und Privatisierungen", sagt Al Kishi. "Wir erwarten auch, dass viele Unternehmen aus dem privaten Sektor die Märkte für Eigenkapital und Anleihen anzapfen werden."

Das Schuldenmanagement des Königreichs gab am Freitag bekannt, dass ein Konsortialkredit in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar um 6 Milliarden US-Dollar erhöht wurde, wobei auf eine "aussergewöhnliche Nachfrage" sowohl von bestehenden als auch neuen Kreditgebern verwiesen wurde.

Königreich kann Erlöse aus Vergleich für Investitionen verwenden

Unter den privaten Emittenten hat der Billigflieger FlyNas Anfang des Jahres die Citigroup ausgewählt, um bei seinem Börsengang zu beraten, der für Ende des Jahres oder Anfang 2019 geplant ist. Es ist das erste lokale Mandat für die New Yorker Bank nach ihrer Rückkehr in das Königreich. Morgan Stanley und NCB Capital wurden ebenfalls mandatiert, um die Emission zu unterstützen.

Saudi-Arabien liess Prinz Alwaleed und viele andere Personen Ende Januar wieder frei. Die saudischen Behörden erklärten, dass über Jahrzehnte hinweg mindestens 100 Milliarden Dollar durch Korruption und Unterschlagung aus öffentlichen Konten abgezogen worden seien. Anfang dieses Jahres erklärten die Behörden, dass sie mit vielen derjenigen, die festgehalten wurden, im Gegenzug für ihre Freilassung Vereinbarungen im Volumen von mehr als 100 Milliarden Dollar erzielt haben. Bei anderen wird erwartet, dass sie vor Gericht gestellt werden.

Khoman von MUFG sagt, das Königreich könnte die Erlöse aus den Vergleichen für mehr Investitionen verwenden, was für die Banken positiv wäre. Ayham Kamel, Präsident für den Nahen Osten und Nordafrika bei der Eurasia Group, einer Beratungsgesellschaft für politische Risiken, erwartet, dass die Banken weiterhin Lizenzen in Saudi Arabien beantragen werden, falls die Regierung mehr Klarheit über ihre Pläne geben kann.

"Das Ausmass der Bereitschaft für Investments in Saudi-Arabien hängt von der Bereitschaft der Regierung ab, ihre Strategie zu präzisieren", sagt Kamel.

(Bloomberg)