Der Swiss Market Index (SMI) hatte ab Ende Mai einen kleinen Durchhänger. Innerhalb von 12 Tagen reduzierte sich der Kurs von über 9400 Punkten auf den Stand von 8980 Punkten am vergangenen Dienstag. "Die vier bis fünf Prozent befinden sich in einem normalen Rahmen, der eigentlich nicht erstaunt", gibt Eric Steinhauser, Anlagechef der Privatbank Rahm & Bodmer, im cash-Börsen-Talk Entwarnung. In den letzten Tagen hat sich der Kurs auch bereits wieder ein wenig erholt, am Mittwoch wurde die 9000-Punkte-Marke erneut überschritten.

Börsen-Profi Steinhauser sieht die Märkte derzeit nicht nur von Griechenland getrieben, obwohl dies zweifelsfrei ein grosses Thema sei. Auch die stockende globale Konjunkturentwicklung habe das ihrige zum leichten Abschwung beigetragen, vor allem das schlechte erste Quartal in Amerika. "Gleichzeitig stieg in Europa die Rendite der langfristigen Zinsen massiv an; dieser Mix führte zu einer technischen Korrektur", so Steinhauser.

«Anleger sollten Liquiditätsreserven halten»

Für die nächsten Monaten geht Steinhauser von aktienfreundlichen Märkten aus. "Das zweite Quartal in Amerika wird besser als das erste und auch in Europa gibt es eine klare Stabilisierung der Konjunktur." Gleichzeitig nähmen auch die Differenzen zwischen Deutschland und Peripherie-Ländern wie Italien und Spanien ab, was die Aktienmärkte unterstützen sollte, auch jenen in der Schweiz.

Ausserdem befänden wir uns mit der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank weiterhin in einem Umfeld, wo Liquidität in risikoreichere Klassen fliesst. Das unterstütze Aktien und auch Unternehmen würden wieder eher Gewinn erwirtschaften. "Wir werden freundliche Aktienmärkte sehen, mit einer gewissen Volatilität", so Eric Steinhauser.

"Es ist sinnvoll für Anleger, gewisse Reserven an Liquidität zu halten", meint Eric Steinhauser. Dies ermögliche ein Zukaufen am Markt nach kleineren Korrekturen. Grundsätzlich solle das langfristige Anlageziel beibehalten werden, ohne sich durch kurzfristige Schwankungen verunsichern zu lassen.

«Nicht jede Übernahme wird eine gute Übernahme sein»

Am Schweizer Aktienmarkt jagt mittlerweile ein Übernahmegerücht das nächste. Dafür könnten die tiefen Zinsen und hohen Liquiditätsbestände der Firmen verantwortlich sein. "Unternehmer wissen mittlerweile nicht mehr, wohin mit dem Geld", beschreibt Eric Steinhauser die gegenwärtige Situation am Markt. Wir befänden uns in einer zweiten Phase einer Hausse oder sogar einer Übertreibung, in der viele Übernahmetätigkeiten statt fänden. "Im Nachhinein könnte man dann feststellen, dass nicht jede Übernahme wirklich eine gute Übernahme war."

Für Steinhauser gibt es derzeit viele Übernahmekandidaten am Schweizer Markt: Syngenta, Actelion, Clariant, Orior, Julius Bär und auch Basilea. Des Weiteren sei allgemein die Technologiebranche geprägt von Übernahmen. Doch nicht nur Übernahmekandidaten sind attraktiv. Steinhauser sieht bei einigen anderen Titeln Potenzial für die Zukunft: ZurichRichemontBossard und Bucher.

Vor den Energieversorgern hingegen rät Eric Steinhauser ab: "Auch wenn diese Titel zum Teil gut laufen, ist das ganze regulatorische Umfeld immer noch in Frage gestellt, vor allem der benötigte Kapitalbedarf für die künftigen Atomkraftwerk-Rückstellungen." 

Im cash-Börsen-Talk erklärt Eric Steinhauser auch, ob Marktakteure bewusst Übernahmegerüchte in die Welt setzen, um den Kurs zu manipulieren und warum ein Einstieg bei AMS derzeit lukrativ sein könnte.