"Wir werden alles tun, was wir können, um sicherzustellen, dass solche Unfälle nie wieder passieren", erklärte Boeing-Entwicklungschef Mike Sinnett am Mittwoch (Orstzeit) nach einer ganztägigen Konferenz mit Piloten zur 737-MAX-Technik in Seattle. Allerdings hat Boeing das Update schon vor dem zweiten Absturz in Äthiopien Anfang März entwickelt. Bei diesem wird wie beim ersten Unglück in Indonesien das Kontrollsystem MCAS als Ursache vermutet, fest steht das aber noch nicht.

Bei einer Anhörung im US-Senat in Washington machten Politiker Boeing und der US-Luftfahrtaufsicht FAA Vorwürfe wegen der Flugzeugkatastrophen mit der neuen 737 MAX, durch die 346 Menschen starben. Senator Ted Cruz sagte Reuters, es habe schon seit Jahren Bedenken gegeben über ein zu enges Verhältnis der Aufsicht FAA zu Boeing. "Derzeit wissen wir nicht, ob es auch daran gelegen hat, aber das ist nicht angebracht." Cruz kritisierte wie schon zuvor Pilotenverbände, dass es im Trainingsmaterial für das erst seit 2017 ausgelieferte Flugzeug keine Angaben zum jetzt verdächtigten MCAS-System gab.

Verkehrsministerin Elaine Chao nannte es beunruhigend, dass es keine Sicherheitsfunktionen dazu im Cockpit gab. Ein Gruppe demokratischer Senatoren kritisierte, dass Boeing sogar für Sicherheitsausrüstung wie Feuerlöscher oder Sauerstoffmasken für die Flugzeugbesatzung zusätzlich Geld verlange und forderten dazu eine Gesetzesänderung.

Piloten fordern gründliche Prüfung

Boeing ging die angeprangerten Schwächen schon nach dem ersten Unglück der indonesischen Lion-Air-Maschine im Oktober an. Durch das Update wird demnach verhindert, dass die Flugzeugnase wiederholt automatisch gesenkt wird, ohne dass die Piloten das verhindern können. Insidern zufolge kämpften die Lion-Air-Piloten rund 20 Mal gegen diese Automatik, die sich aber immer wieder einschaltete, bis der Jet ins Meer stürzte. Boeing will ausserdem ein Alarmsystem installieren und das seinen Kunden nicht berechnen. Die Piloten sollen nach der Freigabe der Änderungen durch die FAA trainiert werden.

Piloten von Southwest Airlines und American Airlines, den grössten US-Nutzern der Unglücksmaschine, begrüssten, dass es damit weitere Sicherheitsstufen geben werde. Die Vereinigung der American-Airlines-Piloten erklärte jedoch, die Aufsicht müsse sich genug Zeit nehmen für die Überprüfung. Boeing solle ausserdem die Erkenntnisse über die Absturzursache der im März verunglückten Maschine von Ethiopian Airlines abwarten. Ein erster Bericht dazu war von Äthiopien für diese Woche in Aussicht gestellt worden.

Die FAA kündigte in Washington an, ihren Genehmigungsprozess ab Juli zu ändern. Kritisiert wurde, dass die Behörde nahezu als letzte entschied, das Flugzeugmodell aus dem Verkehr zu ziehen und bei der Zulassung die Boeing-Techniker zu stark eingebunden hatte. Völlig auf die Expertise des Flugzeugbauers zu verzichten würde aber bedeuten, dass die Behörde 10.000 Leute mehr einstellen und 1,8 Milliarden Dollar ausgeben müsste, sagte der kommissarische FAA-Chef Daniel Elwell.

Es bleibt die Frage, ob sich Fluggäste künftig wieder in eine 737 MAX wagen, die zum Beispiel auch der Reisekonzern TUI in seiner Flotte hat. "Das Vertrauen der Fluggäste muss wieder gewonnen werden über die Piloten im Cockpit", sagte Peter Gamble, ein Sprecher der Piloten von American Airlines. "Wenn wir uns sicher fühlen mit dem, was wir vor uns haben, sollten sie sicher sein, mit uns zu fliegen."

Vor einem Bundesgericht in Chicago wurde unterdessen die offenbar erste Klage wegen des Unglücks vom März eingereicht. Die Familie eines Opfers aus Ruanda wirft Boeing laut Anklageschrift vor, fehlerhafte Steuerungssysteme entworfen zu haben.

(Reuters)