Auf den ersten Blick bleibt alles beim alten: Tiefe Zinsen machen Anleihefonds unattraktiv, und das billige Zentralbankgeld kurbelt die Aktienmärkte und so auch Aktienfonds an – wenn denn 2015 und darüber hinaus alles so bleibt, wie es ist. Deswegen werden auch Fondsmanager weiterhin sämtliche Rauchwölkchen im Auge behalten, die über den Zentralbanken aufsteigen werden.

Bei den traditionellen Anleihefonds dürfte Geld abfliessen. Nur sehr aktiv verwaltete Anleihefonds, die das absolute Renditeziel im Auge behalten, haben eine Chance, wie Matthias Weber vom Zürcher Fondsresearch-Haus ifund services sagt. Daneben richtet sich das Augenmerk der Anleger mehr auf Nischenprodukte: Weber nennt etwa Cat Bonds oder Mikrofinanz.

«cash VALUE Anlegen» 2015
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«Man kann die verrücktesten Dinge kombinieren»

Der traditionelle Obligationenfonds habe angesichts der tiefen Zinsen eigentlich kaum eine «Daseinsberechtigung», sagt auch Rolf Maurer, Partner bei Bevag Better Value. Eine Kombination verschiedenster Obligationenstrategien und -segmente in einem einzigen Fonds könne jedoch nach wie vor attraktiv sein.

Fondsmanager mischen laut Maurer immer mehr Anlagen: «Man kann die verrücktesten Dinge kombinieren: Long-Only-Strategien mit Hedgefonds-Konstruktionen, ein Mix verschiedener Schuldnerkategorien, also die Kombination völlig unterschiedlicher Alpha-Quellen. Auch Absolute-Return-Strategien spielen eine wichtige Rolle und dürften als Ersatz für klassische Obligationen an Bedeutung gewinnen.»

Tiefe Zinsen und hohe Bewertungen dämpfen die Renditeerwartungen bei Aktienfonds. So werden die Kunden die Kostenfrage stellen. Das mache sich vor allem bei aktiv gemanagten Fonds bemerkbar, so Matthias Weber: «Die Asset Manager lancieren neue Anlageklassen für Kunden mit Beratungs- und Vermögensverwaltungsmandaten. Damit werden aktive Fonds im Vergleich zu ETF günstiger, weil Vertriebskommissionen durch Beratungsgebühren ersetzt werden. Letztere sind für aktive Fonds und ETF meist gleich hoch.»

Der Siegeszug der ETF wird sich fortsetzen

Stichwort ETF (Exchange Traded Funds): Kaum ein Experte bezweifelt, dass der Trend zu indexbasierten Fonds unterbrochen werden könnte – zumal gerade die tiefen Gebühren diese Anlageklasse, welche Indizes wie etwa den SMI nachzeichnet, so erfolgreich macht. Auch die breite Diversifikation und die leichte und preiswerte Handelbarkeit blieben grundlegende Argumente für ETF, sagt Andreas Homberger vom auf ETF spezialisierten Vermögensverwalter Hinder Asset Management. Zudem seien ETF in Europa trotz des starken Wachstums der letzten Jahre immer noch wenig verbreitet. In den USA sind sie ein Massengeschäft.

Der Spielraum für Preissenkungen ist geringer geworden

Trotz allem wird sich der Preiskampf bei den ETF auch hierzulande fortsetzen. Dieser wird heftiger, weil auf dem Markt für ETF der Verdrängungswettbewerb zunimmt. Mehr und mehr dürften die ETF-Hauptmärkte von wenigen Anbietern dominiert werden, heisst es bei Hinder Asset Management. Der Spielraum für Kostensenkungen ist allerdings deutlich geringer geworden. Laut Homberger sind die Preise bei den indexbasierten Anlagefonds schon stark zurückgenommen worden: «Die Preise in Europa haben sich den amerikanischen Preisen schon stark angenähert.» 

Bei Hinder beobachtet man mehrere Trends im ETF-Markt. Zum einen werde das Spektrum breiter, sagt Homberger: So gebe es inzwischen auch ETF auf chinesische A-Shares, also in Yuan gehandelte, an chinesischen Börsen kotierte und für Ausländer beschränkt erhältliche Aktien, wozu einige ETF aber direkten Zugang haben. Ein zweiter Bereich seien Spezialsegmente des Obligationenmarktes.

«ETF mit Währungsabsicherung sind stark im Kommen»

Der zweite Trend entspringt der Volatilität der Devisenmärkte: «ETF mit Währungsabsicherung sind stark im Kommen», so Homberger. Ein dritter Trend spiele sich im Bereich «Alternative Beta» ab, wo es darum gehe, ETF auf Indizes mit anderen Gewichtungsmethoden anzubieten: Der «Standard» bei einem indexbasierten Fonds ist die Gewichtung der enthaltenen Aktien nach Marktkapitalisierung. Bei alternativen Verfahren richte sich die Fondszusammensetzung nach dem Bruttoinlandprodukt, oder es würden alle Titel oder deren Anteil am Gesamtrisiko gleich gewichtet. «Wir stehen dieser Entwicklung eher skeptisch gegenüber», so Homberger.

Vor allem kleinere ETF haben keine einfache Zukunft vor sich

ETF gewinnbringend zu vertreiben, ist für kleine Anbieter nicht einfach, vor allem, wenn eine physische Replikation erfolgt, wenn also ein Index vollständig nachgebildet wird. So hat auch beim grossen Asset Manager Blackrock eine Konsolidierung von Fonds stattgefunden. Am Markt wird davon gesprochen, dass ein ETF-Anbieter mindestens 20 Milliarden Dollar Vermögen benötigt, um das Geschäft profitabel zu betreiben. Die kleinen ETF drohen angesichts dieser Situation unterzugehen.

Bei der Kostenfrage «im Sandwich» sind vor allem semiaktive Fonds, die nahe am Index hängen. Diese würden, sagt Matthias Weber von ifund services, kaum die Gebühren senken – das habe sich schon in der Vergangenheit gezeigt. Als Folge davon würden die Manager entweder die entsprechenden Fonds schliessen oder dann die Gebühren besser rechtfertigen, indem sie die Anlagepolitik aktiver gestalteten.