Stadler Rail führte am 12. April zwar nicht den grössten, wohl aber den aufsehenerregendsten Schweizer Börsengang der vergangenen Jahre durch. Der Run auf den Titel war gross, als Firmenpatron Peter Spuhler einen Teil seiner Anteile am Bahntechnikunternehmen an den Markt brachte. Zugegriffen hat auch Swisscanto, die Fondsgesellschaft im Besitz der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Der Swisscanto-Pensionskassenfonds mit Schweizer Aktien kaufte Stadler-Anteile für 4,38 Millionen Franken. Der Aufbau der Position fand gemäss Daten der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zwischen Ende März und Ende Mai statt. Die Stadler-Aktie startete im April bei etwa 42 Franken und hat zwischenzeitlich einen Höchstwert bei 47,40 Franken erreicht. Heute kostet der Titel knapp 46 Franken. 

Swisscanto hat im April und Mai auch Aktien des Augenpflegekonzerns Alcon im Wert von 14,8 Millionen Franken erworben. Der ehemalige Firmenteil von Novartis ist am 9. April als eigenes Unternehmen an die Börse gegangen und ist sofort Teil des Grosskonzernindex’ SMI geworden. Für fünf Novartis-Aktien erhielten die Anteilseigner am Tag es Börsendebuts eine Alcon-Aktie. Fonds kauften aber so oder so im grossen Stil Alcon-Titel, schlicht deswegen, weil das Unternehmen in den SMI aufgenommen wurde.

Novartis vs Roche

Der Swisscanto-Fonds, der von den Fondsmanagern Thomas Bruhin und Peter Stenz geleitet wird, kaufte nicht nur bei Alcon, sondern auch beim ehemaligen Mutterhaus zu: Der Anteil an Novartis-Titeln stieg um 1,5 Prozent auf einen Wert von 166,8 Millionen Franken. Die leicht grössere Position in Roche-Bons wurde hingegen um 2 Prozent verkleinert.

Dies muss nicht zwingend ein Misstrauensvotum gegenüber Roche sein, denn beide Pharmaaktien performten im ersten Halbjahr gut - auch wenn sich Novartis an der Börse um 20 Prozent steigerte und Roche nur um 13 Prozent. Fonds verkaufen durchaus auch einmal Aktien, um ihre Portfolios auszubalancieren. Oder dann, es werden Gewinne mitgenommen. Von aussen betrachtet aber scheint Swisscanto Novartis den Vorzug zu geben. Auch die Analysten neigen bei den Schweizer Pharmaschwergewichten dieses Jahr tendenziell eher zu Novartis. 

Bei den SMI-Versicherungstiteln Zurich und Swiss Re verkauften die Fondsmanager knapp 10 respektive 4,7 Prozent der Positionen. Ebenfalls kleiner geworden sind die Anteile bei Lonza und der Cembra Money Bank. Alle vier Titel sind bei Anlegern beliebt, im Falle der Versicherer und Cembra auch wegen der hohen Dividendenrenditen. Weil diese Aktien aber alle gut liefen, luden die Kursgewinne auch zu Gewinnmitnahmen ein.

Swatch bleibt interessant für Fonds

Swisscanto zählt institutionelle Investoren wie Schweizer Pensionskassen zu den Kunden. Das Unternehmen war früher eine gemeinsame Fondsgesellschaft der Kantonalbanken, die 2015 von der Zürcher Kantonalbank übernommen wurde. Der Benchmark des Schweizer Aktienfonds ist der Swiss Performance Index, der im vergangenen Jahr um 3,2 Prozentpunkte verfehlt wurde.

Insgesamt wurden im April und Mai elf Positionen aufgestockt, wie die Daten von Bloomberg weiter zeigen. Zu den grossen Swisscanto-Zukäufen zählen auch der Schokoladenproduzent Barry Callebaut, der Logistiker Kühne+Nagel sowie der Uhrenkonzern Swatch. Von diesem auf China ausgerichteten Unternehmen, das im Zusammenhang mit dem Handelsstreit eine ausgeprägte Kursschwäche erlebt, hielt Swisscanto Ende Mai Aktien im Wert von 13 Millionen Franken. Dies entspricht einem Zuwachs um ein Fünftel. Swisscanto verstärkt den Eindruck, dass Fonds die Kursschwäche bei Swatch vor allem als Ausgangspunkt für spätere, deutliche Kursgewinne werten.

Wie Stadler ebenfalls ein IPO-Unternehmen ist SIG Combibloc, das seit dem Börsengang im September 2018 eher glücklos an der Börse ist und 14 Prozent an Wert verloren hat. Swisscanto hat wohl die Kursschwäche des Verpackungsmaschinenunternehmens zum Zukauf genutzt und den Posten auf 5,95 Millionen mehr als verdoppelt.