Müsste Marc Possa zwei Schweizer Aktien auswählen, er würde momentan auf Also und Bell setzen. Der Experte für kleine und mittelgrosse Firmen ist überzeugt, dass diese Titel in den kommenden Monaten und Jahren für ihre Aktionäre deutlichen Mehrwert schaffen werden.

Possa ist langjähriger Fondsmanager des Aktienfonds SaraSelect und beackert ein Anlageuniversum von rund 190 Unternehmen, woraus er etwa 40 auswählt. Der IT-Dienstleister Also überzeugt ihn, weil die Firma über die Jahre gewissermassen zu einem "Amazon der Schweiz" geworden sei, wie er im cash-Börsen-Talk sagt. Das heisst, Also setzt vermehrt auf sogenannte Cloud-Services, wie es auch der amerikanische Grosskonzern macht.

Konkret: Die Kunden von Also können Dienstleistungen wie Software-Updates über eine internetbasierte Plattform beziehen, aber auch ihr eigenes Geschäft über die Cloud organisieren. Dieses zukunftsträchtige Modell ist laut Possa noch nicht im Also-Aktienkurs reflektiert. Trotz des ansehnlichen Anstiegs über die letzten 52 Wochen (+42 Prozent) ist die Also-Aktie noch mit einem moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 bewertet.

In Punkto Performance kann der zweite Aktien-Tipp, Bell, nicht mithalten. Der Fleischverarbeiter ist in den letzten Monaten kaum vom Fleck gekommen (siehe Chart) und hat sich 2017 deutlich unter dem Gesamtmarkt entwickelt. Dennoch glaubt Possa an den langfristigen Erfolg von Bell. Die Zusammenarbeit mit dem Grossaktionär Coop biete grosse Synergien und die jüngst erfolgte Übernahme der Nahrungsmittelgruppe Hügli mache bei den Kosten und beim Absatz Sinn.

Der Aktienkurs von Bell in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Marc Possa hat mit seinen Investments 2017 eine Rendite von 41 Prozent erzielt, was einem Spitzenwert in der Schweizer Fondslandschaft entspricht. Zu seinen weitere Favoriten zählen zum Beispiel LEM, Bobst oder Bossard. Und mit Sika hält er auch einen Titel aus dem Swiss Market Index. Daneben gibt es aber nur eine Aktie aus dem Leitindex, die er kaufen und zur Seite legen würde: ABB.

Die Einschätzung, dass ABB von vielen strukturellen Treibern wie Digitalisierung, Automatisierung oder Roboterisierung profitieren dürfte, teilen viele Beobachter. Bloss: Über lange Jahre glich ein ABB-Investment einem Nullsummenspiel. Ob der Titel seine Ende August begonnene Aufwärtstendenz fortsetzen kann, bleibt abzuwarten. Genaueres dazu erfahren die Anleger am 8. Februar, wenn ABB das Ergebnis für 2017 präsentiert.

Geht die Aktienrally weiter?

Viele andere Firmen haben in den letzten Tagen hingegen bereits Angaben zu ihrem Geschäftsgang gemacht – die meisten mit positivem Resultat. "Viele Unternehmenszahlen sind über Erwartungen. Wir befinden uns im 'perfect storm' für gut positionierte Aktien", sagt Possa im cash-Börsen-Talk. Er meint damit die ohnehin hohe Nachfrage nach Investitionsgütern gepaart mit einer fortschreitenden Digitalisierung, die vielen Schweizer Unternehmen in die Karten spielten.

Und wie steht es um den gesamten Schweizer Aktienmarkt, der nach einem starken 2017 auch mit Schwung ins neue Jahr (SPI +2 Prozent) gestartet ist? Die grösste Gefahr bestehe darin, dem süssen Gift tiefer Zinsen zu erliegen, so Possa. Unternehmen dürften nicht zu bequem werden, sondern müssten "fit bleiben im Hinblick auf eine mögliche Zinserhöhung".

Nur die wenigsten Experten rechnen damit, dass in der Schweiz die Zinsen im kommenden Jahr deutlich anziehen. Und Bleiben diese tatsächlich tief, traut Fondsmanager Possa Schweizer Aktien noch einiges an Aufwärtspotenzial zu. Denn relativ zum tiefen Zinsniveau seien Aktien immer noch zu billig. Dabei sei auch die hohe Bewertung weniger bedeutend. Der Swiss Performance Index (SPI) weist aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 auf, bei einem langjährigen Durchschnitt von 14.

Im cash-Börsen-Talk spricht Investor Marc Possa auch über die Bedeutung des World Economic Forum und über seine Faszination zu Bitcoin.