Zypern ist das neue Sorgenkind der Eurozone. Ein EU-Rettungsplan sah eigentlich vor, dass das kleine EU-Land, dessen überdimensionierter Bankensektor nach dem Schuldenschnitt in Griechenland marode ist, über eine Zwangsabgabe auf Sparguthaben selbst 5,8 Milliarden Euro einnimmt und einen eigenen Sanierungsbeitrag leistet. Im Parlament in Nikosia hatte am Dienstag nach massiven Protesten keiner der Abgeordneten für einen Sanierungsbeitrag gestimmt.

Die Situation in Zypern übertüncht aber die Probleme der anderen, grösseren und für den Zusammenhalt der Eurozone wichtigeren Länder wie etwa Italien. Doch nicht nur der Fokus auf Zypern ist an der relativen Ruhe in diesen Ländern Schuld: "Die Investoren kauften italienische und spanische Staatsanleihen vor allem Ende des letztes Jahres. Und sie sind noch immer überzeugt davon, weil sie sicher sind, dass die Europäische Zentralbank alles unternehmen wird, den Euro zu retten", sagt Christopher Iggo, Anlagechef festverzinsliche Anlagen bei Axa Investment Managers, im cash-Video-Interview am Rande einer Morningstar Investment Conference Ende letzter Woche in Wien.

Zwar zahlte Italien nach der chaotischen Parlamentswahl und der Rating-Abstufung durch Fitch höhere Zinsen, um sich Geld bei Investoren zu leihen. Doch eigentliche Unruhe an den Anleihemärkten und an den Börsen kam bislang nicht auf. "Das könnte sich ändern", sagt Iggo.

"Die Volatilität könnte in den italienischen Bond-Markt zurückkehren", sagt der Axa-Anlagechef. "Denn die Wahlen zeigten, dass die Italiener nicht glücklich sind über Austeritätsmassnahmen und Reformschritte." Auch die Ratingagentur S&P warnte letzte Woche, dass eine neue Regierung in Italien als nicht stark genug für weiterhin notwendige Reformen zur Stärkung des Wachstums angesehen werden könnte. Die Ratingagentur Fitch hatte Italiens Kreditwürdigkeit am vergangenen Freitag um eine Stufe auf "BBB+" gesenkt und den Ausblick auf negativ gestellt. Die Bonitätsprüfer begründeten ihre Entscheidung mit gestiegenen politischen Risiken.

Zeit der Unsicherheiten wird zurückkommen

Generell traut Iggo der relativen Ruhe auf den Bond-Märkten nicht. "Ich glaube, die Zeit der Unsicherheiten wird zurückkommen, was zu höheren Renditen führen könnte." Italien werde dabei eine entscheidende Rolle zukommen. Denn das Land sei ein Barometer dafür, wie die Eurozone mit der Schuldenkrise umgehe. "Falls es in Italien schief läuft, stellt sich die Frage der Stabilität von Spanien, Portugal und Irland."

Probleme ortet Iggo auch in Frankreich. Die Konjunktur von Europas zweitgrösster Volkswirtschaft hatte den schwersten Quartalseinbruch seit 2009, die Arbeitslosenquote liegt auf einem 13-Jahreshoch. Vor diesem Hintergrund musste Präsident François Hollande das Defizitziel für 2013 aufgeben.

"Frankreich hat Probleme", sagt Iggo. "Das grosse Risiko besteht darin, dass der Spread zwischen den Bond-Renditen Frankreichs gegenüber denjenigen Deutschlands wächst oder volatil wird." Doch auch davon sind die Anleihen-Märkte weit entfernt. Die Renditen von Frankreich haben sich in den letzten Monaten kaum bewegt. Seit Dezember ist der Renditeaufschlag für französische Bonds gegenüber deutschen Bundesanleihen sogar gesunken. Frankreichs Anleihen haben sich im März sogar besser entwickelt als die höchstbewerteten Staatsanleihen.

Vielleicht könnte es mit der Ruhe vorbei sein, wenn die Rating-Agenturen auf den Plan treten. "Es besteht das Risiko, dass die Rating-Agenturen Frankreich in den nächsten Monaten erneut herabstufen", sagt Iggo.
 

Im Video-Interview äussert sich Christopher Iggo auch zu den Bondmärkten ausserhalb Europas, zur Zentralbankenpolitik und die besten Anlagechancen für Bondanleger.