Der US-Mischkonzern General Electric hatte offensichtlich vergeblich versucht, die Bank zu verkaufen. Die GE Money Bank (GEMB) will 30 Mio Aktien zum Nennwert von je 1 CHF an der SIX kotieren lassen, wie sie am Donnerstag mitteilte. Auch nach dem geplanten IPO will GE respektive deren Tochter GE Capital eine "enge Beziehung" zur GEMB unterhalten: So verpflichtet sie sich im Rahmen einer Lock-up-Vereinbarung während eines Jahres eine "wesentliche Minderheitsbeteiligung" beizubehalten. Zudem werde GE Capital zunächst mit zwei Mitgliedern im Verwaltungsrat von GEMB vertreten sein.

Verkauf noch immer möglich

GE-Money-Bank-Chef Robert Oudmayer wollte am Donnerstag an einer Telefonkonferenz noch keine Angaben zu den erwarteten Erlösen aus dem Börsengang machen. Er bezeichnete sein Institut als profitables, gut geführtes Unternehmen mit einem soliden Kundenstamm.

Der geplante Börsengang sei die beste Option für das Unternehmen, so Oudmayer, der sich nicht zu den Gerüchten über mögliche Kaufinteressenten äussern wollte. Die GE Money Bank soll nämlich von General Electric verschiedenen Schweizer Instituten zum Kauf angeboten worden sein. Im Juli wurde bekannt, dass die Aduno-Gruppe als Käuferin der GE Money Bank aufgetreten sei. Doch der Deal platzte laut diversen Quellen nach monatelangen Verhandlungen. Aduno ist im Kreditkarten-, Konsumfinanzierungs- und Leasinggeschäft tätig und hat verschiedene Schweizer Banken als Aktionäre, darunter die Raiffeisen. Auch die UBS soll an GE Money Bank interessiert gewesen sein. Die Ankündigung eines IPO von GE Money Bank heisst indes nicht, dass der Verkauf des Unternehmens nicht mehr möglich ist.

Geschäftsmodell hochrentabel

Stefan Rüesch, Bankenexperte von Comparis, erklärte am Donnerstag denn auch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, dass GE schon seit längerem vergeblich einen Käufer für ihre Konsumkredittochter gesucht habe. Die Lösung durch einen Börsengang habe sich deshalb abgezeichnet.

Wenn das Institut bei einer Bank oder einer Bankengruppe gelandet wäre, wäre unter Umständen das Geschäftsmodell der GE Money Bank mit hohen Zinsen, der Annahme von hohen Risiken und einem gleichzeitig sehr professionellen Management der Risiken eventuell aus Imagegründen auf den Prüfstand gestellt worden. Laut Rüesch ist das Geschäftsmodell von GE Money Bank hochrentabel und deshalb auch sehr interessant.

Die zu General Electric gehörende GE Capital war 1997 mit der Übernahme der Bank Aufina und dem Kauf der Bank Prokredit im Jahr 1998 in den Schweizer Markt eingestiegen. 2006 war das Konsumkreditgeschäft von GE unter der Marke GE Money Bank zusammengeführt worden.

Führende Stellung

Die GE Money Bank bezeichnet sich selbst als eine führende Schweizer Konsumkreditanbieterin. Laut dem Comparis-Bankenexperten verfügt GE Money Bank auf dem Schweizer Konsumkreditmarkt basierend auf Zahlen von 2011 über einen Marktanteil von 36%. Dahinter folgen die CS-Tochter Bank-Now mit 28%, die Migrosbank mit 15% und die zu Aduno gehörende Cashgate mit 10%. Veränderungen der Marktanteile zu Ungunsten von GE in den letzten zwei Jahren in einem insgesamt rückläufigen Markt seien allerdings durchaus möglich, sagt Rüesch.

Die Konsumkreditanbieterin mit Hauptsitz in Zürich betreibt ihr Geschäft in der Schweiz über ein nationales Netz von 25 Filialen sowie über alternative Vertriebskanäle wie Internet, Kreditkartenpartner, unabhängige Vertreter und über 3200 Autohändler. Unter anderem gibt sie für die Migros auch die Cumulus-Kreditkarten heraus.

Hohe Ausschüttungsquote angepeilt

Im Jahr 2012 erzielte die GE Money Bank nach eigenen Angaben einen Reingewinn von 133 Mio CHF. Per Ende Juni 2013 hatte sie über 4 Mrd CHF an Kunden ausgeliehen. Die Bank beschäftigt rund 700 Vollzeitangestellte und betreut etwa 618'000 Kundinnen und Kunden.

Zu den Finanzzielen der Bank gehöre es, mittelfristig das Kreditvolumen in Höhe des schweizerischen BIP-Wachstums zu steigern, erklärte Oudmayer. Zu den weiteren Mittelfrist-Zielen der Bank zählen eine Eigenkapitalrendite von mindestens 15%, eine Kernkapitalquote (Tier 1) von mindestens 18% und eine Ausschüttungsquote von 60-70% des Konzernergebnisses.

(AWP/cash)