(Ergänzt um den Kommentar von Baader Helvea und den aktuellen Aktienkurs)

Eine aggressive Kaufempfehlung aus dem Hause Goldman Sachs und Spekulationen rund um ein überzeugendes Schlussquartal bescherten der Aktie von Geberit in den letzten Wochen einen regelrechten Höhenflug. Diese Spekulationen erweisen sich mittlerweile jedoch als voreilig. Denn das Ostschweizer Sanitärtechnikunternehmen wuchs im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2014 sogar langsamer als erwartet.

Im frühen Handel fällt die Geberit-Aktie Gewinnmitnahmen zum Opfer. Dank Gelegenheitskäufen verliert sie nur noch 1 Prozent auf 353,60 Franken und damit deutlich über den im frühen Handel erlittenen Tagestiefstkursen bei 345 Franken.

Schlüsselmarkt Deutschland schwächelt

Ein Gros der Analysten zeigt sich enttäuscht, so auch jener der Zürcher Kantonalbank. In einem Kommentar schreibt er, dass Geberit die Erwartungen hinsichtlich der Umsatzentwicklung knapp verfehlt habe. Im vierten Quartal habe sich das organische Wachstum auf 2,9 Prozent verlangsamt, nach 7,4 Prozent in den ersten neun Monaten.

Auch wenn die Aussagekraft eines einzigen Quartals zu relativieren sei, werde die verhaltene Entwicklung im Schlüsselmarkt Deutschland womöglich zu Gewinnmitnahmen führen. Insgesamt sieht der Analyst bei den bankeigenen Schätzungen jedoch nur einen moderaten Anpassungsbedarf. Die Aktie von Geberit wird weiterhin nur mit "Marktgewichten" empfohlen.

Währungsentwicklung belastet im Schlussquartal

Sein für Vontobel tätiger Berufskollege hält die Erwartungen ebenfalls nur für knapp erfüllt. Er macht in Deutschland unter anderem die hohe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr für die Wachstumsverlangsamung verantwortlich. Dennoch rechnet er bei der mit "Hold" und einem Kursziel von 320 Franken eingestuften Aktie mit einsetzenden Gewinnmitnahmen. Seine eigenen Schätzungen will der Analyst allerdings nur geringfügigen Anpassungen unterziehen.

Bei Baader Helvea wird der leicht schwächere Quartalsumsatz mit der leicht angehobenen Zielsetzung für die EBIT-Marge "verrechnet". Allerdings liegen die bankeigenen Margenschätzungen mit 26,9 Prozent bereits am oberen Ende der mit 26 bis 27 Prozent angegebenen Zielbandbreite. Geberit habe einmal mehr vom milden Winterwetter in Europa profitiert, so der verantwortliche Analyst. Er macht vor allem negative Wechselkursentwicklungen für die Wachstumsverlangsamung im Schlussquartal verantwortlich und hält vorerst sowohl am "Hold" lautenden Anlageurteil als auch am Kursziel von 320 Franken für die Aktie fest.

Gesamtjahr über den firmeneigenen Zielen

Mit einem eher verteidigenden Kommentar wartet auch die J. Safra Sarasin auf. Der verantwortliche Analyst bezeichnet die Umsatzentwicklung als am unteren Ende der Erwartungen liegend. Die Bewertung der mit "Neutral" eingestuften Aktie sei zwar stolz, jedoch durch die exzellente Marktposition des Unternehmens sowie der überdurchschnittlich hohen Rentabilität und der Dividendenaussichten gerechtfertigt.

Der für die UBS tätige Berufskollege weist hingegen darauf hin, dass das organische Umsatzwachstum im vergangenen Jahr mit 6,4 Prozent über der firmeneigenen Zielbandbreite von 4 bis 6 Prozent gelegen sei. Dennoch zeigt er sich vom organischen Umsatzrückgang im Schlüsselmarkt Deutschland im Schlussquartal überrascht und enttäuscht. In Erwartung tieferer Rohmaterialkosten hält er am "Neutral" lautenden Anlageurteil sowie am 12-Monats-Kursziel von 335 Franken fest.

Die Geberit-Aktie hat in den letzten 52 Wochen rund 30 Prozent zugelegt und notierte am Montagabend bei 357.30 Franken.