Nein, den Ruf einer Dividendenperle hat sich Geberit in der Vergangenheit nicht erworben. Mit einer Rendite von etwas über 2 Prozent bewegt sich Europas führender Sanitärtechniker diesbezüglich im Mittelfeld der kotierten Schweizer Firmen. Das wird sich auch heuer nicht ändern.

Das Unternehmen aus Rapperswil-Jona schüttet den Aktionären in diesem Jahr 8,40 Franken pro Aktie aus. Das sind bloss 10 Rappen mehr als im Vorjahr und sorgte am Markt für etwas Irritation. Einige Analysten waren von einer Erhöhung um bis zu 40 Rappen ausgegangen.

Geberit-CEO Christian Buhl hat im Video-Interview mit cash eine knappe Begründung für die Höhe der Dividende bereit: "Wir haben eine leichte Erhöhung der Dividende um 1,2 Prozent, und dies ist 'in-line' mit unserem Nettoergebnis."  Laut Buhl, der seit dem 1. Januar 2015 im Amt ist, hat Geberit einen guten Leistungsausweis in einem schwierigen Marktumfeld gezeigt.

Die Börse reagiert am Dienstag ungnädig. Die Geberit-Aktie verliert an der SIX um bis 4 Prozent. Allerdings hatte die Aktie in den letzten Monaten einen erstaunlichen Lauf. Der Börsenabsturz im Januar tangierte Geberit nur am Rande, seit Ende September hat die Aktie rund 25 Prozent zugelegt und erreichte am Montag ein Rekordhoch. Insofern kann man den Kurs-Rückgang am Dienstag nicht bloss als Enttäuschung über die Dividende interpretieren, sondern auch als Gewinnmitnahmen der Aktionäre. 

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Wegen der Sanitec-Akquisition legte der Geberit-Umsatz 2015 um über 24 Prozent auf 2,59 Milliarden Franken zu. Akquisitions- und währungsbereinigt ergab sich noch ein Plus von 2,7 Prozent. Der ausgewiesene Reingewinn 2015 von Geberit sank um gut 15 Prozent auf 422 Millionen Franken, worin allerdings negative Effekte im Zusammenhang mit der Übernahme von Sanitec im letzten Jahr enthalten sind. Der adjustierte Reingewinn sank um 1,1 Prozent auf 493 Millionen Franken.

Für Geberit bleibt die Integration von Sanitec eines der grossen Themen in diesem Jahr. Diese verläuft gemäss Geberit nach Plan. Geberit hatte die finnische Sanitec 2014 für gut eine Milliarde Euro gekauft und war damit ins Geschäft mit Waschbecken, Toiletten und Badspiegel vorgestossen. 2016 kann damit als weiteres Übergangsjahr von Geberit bezeichnet werden, die Sanitec-Übernahme soll bis 2018 abgeschlossen sein.

Geberit gibt im Frühjahr traditionell noch keine konkreten Prognosen für das laufende Jahr ab. Als grösstes operatives Risiko im 2016 bezeichnet CEO Buhl aber "eine Verschlechterung der europäischen Bauwirtschaft", wie er im im Video-Interview sagt. Für Europa erwartet Buhl eine Stabilisierung, aber keine Erholung. Für Deutschland, Grossbritannien, die Niederlande und Polen ist er positiv gestimmt. Kein Wachstum sieht er dagegen für die Schweiz und Österreich.

Die Aktie von Geberit hat derzeit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von hohen 30. Buhl wollte im Video-Interview den Aktienkurs von Geberit nicht kommentieren, ebensowenig nahm der Geberit-CEO, der an der Universität St. Gallen im Bereich Finanzmarktforschung doktoriert hatte, eine allgemeine Einschätzung zur Lage der Finanzmärkte vor. "Da wäre ich vielleicht einmal der ideale Mann gewesen. Heute konzentriere ich mich auf Sanitärtechnologie, das heisst auf WC-Schüsseln und Spülsysteme, und nicht mehr auf Kapitalmarktforschung", so Buhl im cash-Video.

Im Video-Interview mit cash äussert sich Christian Buhl auch zu seinem ersten Jahr als Geberit-CEO und wie sich ein tiefer Ölpreis auf die Geschäftssituation von Geberit auswirkt.