Aufgegangen ist die Contrarian-Strategie etwa bei Swatch und Richemont: Vor einem halben Jahr noch galten Schweizer Uhren-Aktien wegen der Absatzschwierigkeiten in China weitgehend als No-go. In den vergangenen sechs Monaten steigen beide aber um 22,6 Prozent bzw. 23,5 Prozent.

Dies macht die zwei Uhren-Titel aus dem SMI aber bereits wieder uninteressant für Contrarians. Versierte Fans dieser Anlagephilosophie suchen sich Titel aus, bei denen die Bilanz, die operative Leistung und das allgemeine Geschäftsumfeld mehr versprechen, als die Kurse anzeigen. Zum Beispiel diese:

Givaudan

Der Kurs des Riechstoffe-Konzerns ist seit Mitte Juli vergangenen Jahres vor allem gefallen – das Minus beträgt aktuell 8,7 Prozent. Der SMI, dem Givaudan angehört, ist in der gleichen Zeit um 7,3 Prozent gestiegen. Seit Februar können aber gewisse Erholungstendenzen beobachtet werden.

Givaudan verfehlte trotz Umsatz- und Gewinnsteigerung mit dem im Januar vorgestellten Ergebnis für 2016 die Erwartungen. Im ersten Quartal legte Givaudan aber weiter zu. Das Geschäft mit Kunden in der Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie ist weltweit abgestützt und profitiert weiter vom Wachstum in den Schwellenländern. Auch bei einer relativ hohen Bewertung von 25,9 (Kurs-Gewinn-Verhältnis) hat die Aktie noch Potential.

Burkhardt Compression

Blickt man ein Jahr zurück, dann ist die Aktie des Kompressorenherstellers um 14 Prozent gesunken. Die seit längerem problematische Nachfrage im Öl- und Gasgeschäft hat das Unternehmen eindeutig belastet.

Allerdings hat sich das Marktumfeld inzwischen etwas gebessert, auch dank einer Stabilisierung des Ölpreises über 50 Dollar pro Fass. Burckhardt hat in den USA und China bei Branchenspezialisten dazugekauft: Dies zeigt nicht nur, dass das Management das Geschäft breiter abstützen will, sondern zeigt auch die solide finanzielle Situation des Unternehmens. Mit etwas Geduld können Anleger wieder auf eine bessere Gewinnsituation hoffen, denn die Basis bei Burckhardt ist solide.

Sonova

Lange stand die Aktie des Hörgerätespezialisten in der Gunst der Anleger, denn die Produkte des Unternehmens sind Weltklasse und der Bedarf an Hörhilfen steigt weltweit konstant an. In den vergangenen zwei Jahren schwankte der Kurs aber hin und her. In den vergangenen sechs Monaten zeigt sich ein Plus von 9 Prozent, was aber in etwa dem Markt entspricht.

Bremsend wirkt im Moment noch, dass sich Sonova etwas in einer Übergangsphase befindet. Mit Übernahmen will Sonova den Umsatzanteil des Direkt-Verkaufs über Drogerien von 27 auf 38 Prozent ausbauen. Daneben optimiert Sonova laufend die Produkte, jüngst etwa bei der Palette wiederaufladbarer Hörgeräte. Zudem wird spekuliert, dass Sonova bald in den SMI aufgenommen wird: Dies würde den Aktienkurs antreiben, da Sonova damit noch stärker in den Fokus internationaler Investoren rückt. Von den Voraussetzungen her kann Sonova den Markt eindeutig übertreffen.

Swisscom

Das Börsen-Bild des Schweizer Telekom-Marktführers ist deprimierend: Im vergangenen halben Jahr sank der Kurs um 3,5 Prozent. In den letzten zwölf Monaten um 10,6 Prozent. In den vergangenen zwei Jahren zeigt sich sogar ein Minus von 20 Prozent. Bei diesen Zahlen fällt es in der Tat schwer, sich einen baldigen Aufschwung beim Aktienkurs vorzustellen. Gefragt sind also hartgesottene Contrarians.

Die Swisscom verfügt aber in der Schweiz immer noch über eine schwer zu ersetzende Marktstellung, denn die grossen Konkurrenten Sunrise und Salt mühen sich an der grösseren Konkurrentin ab. Auch in Italien, wo sich das Swisscom-Engagement beim Anbieter Fastweb zeitweise katastrophal anfühlte, hat sich die Situation entspannt. Die meisten Analysten sind gegen Swisscom – die Ausnahme bildet in der Schweiz die Zürcher Kantonalbank mit einer Kaufempfehlung. Gut möglich aber aber, dass sie es das Gros der Experten dem schlechten Ruf der Swisscom-Aktie übertreibt.