So sieht ein klassischer Fehlstart aus: Der erste Handelstag des neuen Jahres glich an vielen Aktienmärkten einer rasanten Talfahrt. Los gings in Asien, wo der CSI 300, der die Entwicklung der 300 grössten Aktienwerte der Börsen in Schanghai und Shenzhen abbildet, um 7 Prozent absackte und der Handel vorzeitig beendet wurde. Auch der japanische Nikkei fiel um mehr als 3 Prozent auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Monaten. Auslöser für diesen Kursrutsch war die Nachricht von einem unerwartet starken Rückgang der chinesischen Industrieaktivität im Dezember.

Von dieser Unsicherheit liessen sich auch Schweizer Anleger anstecken. Der Swiss Market Index (SMI) beendete den Tag mit einem Minus von mehr als 2 Prozent. Ganz besonders unter die Räder kamen dabei die Aktien von Richemont und Swatch. China ist mit Abstand der wichtigste Abnehmer der Schweizer Uhrenindustrie. Ganz gut illustriert wird diese Unsicherheit durch den Anstieg des VSMI, der die Volatilität am Schweizer Aktienmarkt misst. Er ist am Montag um mehr als 20 Prozent in die Höhe geschossen. In Deutschland erwischte der Dax gar den miesesten Jahresstart seit 1988.

Obwohl viele Börsen bereits zu Jahresende schwächelten, hatten sich die meisten Investoren den ersten Handelstag 2016 bestimmt anders vorgestellt. Denn der Januar gilt traditionell als Anlagemonat mit guten Gewinnen. Umso spannender ist die Frage, ob das nun der Startschuss ist für weitere Wochen und Monate mit heftigen Ausschlägen oder doch nur ein Zwischentief auf dem Weg zu einer Börsenrallye. Denn schon im letzten Schweizer Börsenjahr, das von der Aufhebung der SNB-Kursuntergrenze, der Geldpolitik und den China-Unsicherheiten gekennzeichnet war, mussten Anleger einige chaotische Phasen durchstehen.

cash-Leser verhältnismässig optimistisch

Die Meinungen dazu gehen weit auseinander – nicht nur unter Analysten, auch bei den Leserinnen und Lesern von cash.ch. Denn in einer cash-Online-Umfrage zur SMI-Entwicklung 2016, die drei Tage vor dem Jahreswechsel gestartet wurde, geben rund 48 Prozent der cash-User an, dass sie dem Schweizer Leitindex eine Steigerung zutrauen. Von den 2800 abgegebenen Stimmen tippen hingegen 29 Prozent auf eine Börse, die an Ort tritt. Deren 23 Prozent rechnen gar mit fallenden Kursen in den kommenden zwölf Monaten, wie die unten stehende Übersicht zeigt (Stand 4. Januar 2016, 14 Uhr).

Hat die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer recht, dann würde auf das durchzogene letzte Börsenjahr wieder eine positive Runde folgen und 2016 könnte an die Kursanstiege von zwischen Ende 2011 und Mitte 2015 anschliessen. In dieser Periode legte der SMI rund 70 Prozent zu. Doch ein Blick auf die Meinung von berufsmässigen Börsenbeobachtern lässt eher Gegenteiliges vermuten.

Alles ist möglich

Zwar gibt es vereinzelte Stimmen, die Schweizer Aktien einen starken Anstieg zutrauen. So zum Beispiel die Analyseabteilung des Vermögensverwalters Source, der den SMI per Ende 2016 bei 10'000 Punkten sieht, was einem Anstieg von 15 Prozent entsprechen würde. Oder die Grossbank Credit Suisse, die ebenfalls Aufwärtspotenzial von mehr als 10 Prozent erkennt.

Dem gegenüber stehen jedoch mehrere Grossinvestoren, welche die Schweiz nicht mehr auf dem Kaufzettel haben. Dazu gehören die UBS, Raiffeisen oder die Zürcher Kantonalbank.  Für sie sind hiesige Aktien bereits auf einem teuren Niveau angelangt und die harten Zeiten für Schweizer Unternehmen noch nicht ausgestanden. Viel eher schaffen es europäische und japanische Aktien in die Gunst der Investoren. Zwei Märkte, die weiterhin vom ultrabilligen Geld der Notenbanken profitieren dürften.

Bei aller Homogenität von Meinungen wird sich etwas für den Schweizer Leitindex SMI auch in diesem Jahr nicht ändern:  Sein Verlauf hängt grösstenteils vom Schicksal der drei grossen Firmen Nestlé, Novartis und Roche ab. Die drei schwergewichtigen Aktien sind für knapp 60 Prozent der SMI-Performance verantwortlich. Eine SMI-Marktprognose wird hierzulande in Tat und Wahrheit schnell zur Firmenanalyse.