In den ersten drei Handelstagen des noch jungen Jahres hielten sich Anleger zurück. Der Swiss Market Index (SMI) notiert in etwa auf demselben Punktestand wie Ende des letzten Jahres. Die Gründe sind schnell gefunden. Zum einen bereitet der weiter sinkende Ölpreis den Investoren langsam, aber sicher echte Sorgen. Spekulationen über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone befeuern zudem Ängste um ein erneutes Aufflammen der Euro-Krise.

Für den weltweiten Trendsetter, die Wall Street, sind die Aktien-Auguren zuversichtlich. Laut einer Bloomberg-Umfrage rechnet kein einziger Analyst damit, dass es 2015 abwärtsgehen könnte - im Schnitt wird im vielmehr ein Anstieg um 8,1 Prozent für den Leitindex Dow Jones erwartet. Dass es mit der Börsenparty vorbei sei, schreibt hingegen Starinvestor Bill Gross in seinem monatlichen Investmentausblick. Er rät Anlegern, sich mit niedrigen Renditen zu begnügen und nur qualitativ hochwertige Obligationen und Aktien von wenig verschuldeten Unternehmen mit attraktiven Dividendenrenditen zu kaufen.

Neigt sich die langjährige Börsenhausse tatsächlich dem Ende zu, werden die Kurse gar sinken oder werden die Bullen das Geschehen weiterhin bestimmen? cash fragte bei mehreren Anlageprofis nach dem Schlussstand des SMI Ende 2015. Auch sie erwarten weitere Zugewinne - im Schnitt gut 7 Prozent. Die Stimmen im einzelnen:

Thomas Della Casa, Anlagechef Neue Helvetische Bank: "Ich tippe auf 9666 Punkte für den SMI Ende 2015." Verglichen mit dem heutigen Kursstand ergäbe dies ein Plus von knapp 8 Prozent. Anschieben werden den SMI laut Della Casa der tiefe Erdölpreis, anhaltende tiefe Zinsen, ein leicht beschleunigtes Wachstum für das laufende Jahr und das lang ersehnte Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank. Für Euphorie unter Investoren werde auch eine Reihe von Spin-offs in Europa sorgen, so der Anlagechef.

Martin Neff, Chefökonom Raiffeisen Schweiz: "Wir sehen 9200 Punkte." In Prozente ausgedrückt entspricht dies knapp 3 Prozent. Zuvor rechnet Neff aber mit einem Taucher gegen 7700 Punkte in der ersten Jahreshälfte. Danach folgt ein Rebound, und zwar deshalb, nicht weil Aktien besonders attraktiv würden, denn sie bleiben sportlich bewertet. Sondern wegen ihrer Alternativlosigkeit, so der Chefökonom.

Urs Eilinger, Anlagechef WMParnters: "Ich sehe den SMI bei 10‘300 Punkten." Das wäre ein Zugewinn von satten 15 Prozent. Im letzten Jahr haussierte die Schweizer Börse rund 10 Prozent. Zusätzlich zu den Gründen von Della Casa führt Eilinger die Dividendenrenditen ins Feld, die weit über den zehnjährigen Bondrenditen notieren. Weiter sei der Schweizer Markt Hauptprofiteur vom stärkeren US-Dollar. Der Greenback erreichte kürzlich die Parität zum Franken und gewinnt weiter an Terrain.

Daniel Egger, Anlagechef Maerki-Baumann: "Wir erwarten 9‘600 als Kursziel für 2015." Dies ergibt eine Rendite von rund 7 Prozent (ohne Dividende). Als Haupttreiber für die Unternehmensgewinne und somit für die Aktienkurse sieht Egger die anziehende Weltkonjunktur. Weiter seien die Bewertungen zwar nicht günstig, aber auch nicht auf Blasenniveau. Dennoch erwartet der Anlagechef eine holprige Reise. Insofern rät er Anlegern, Kursgewinne von 10 bis 15 Prozent auch mal einzustreichen.

Caroline Hilb, Anlagestrategien St.Galler Kantonalbank: "Wir erachten 9500 Punkte für möglich." Macht ein Jahresplus von 6 Prozent. Die US-Konjunktur sei Balsam für die Entwicklung an den globalen Aktienmärkten und von einer positiven Grundstimmung der Anleger aus den USA profitiere auch der Schweizer Aktienmarkt, so Hilb. Gleichzeitig bleibe die geldpolitische Ausrichtung in den USA trotz Leitzinserhöhung expansiv. Auch das ist laut Hilb positiv für den Schweizer Aktienmarkt, vor allem weil die Schweizerische Nationalbank einen massiv expansiveren Kurs fährt als die Fed. Wegen politischen Unsicherheiten in Russland und Griechenland bleibe das 2015 aber eine volatile Angelegenheit.

Thomas Steinemann, Bellerive-Anlagechef: "9400 Punkte sollten drin liegen." Somit würde die Rendite für das Börsenjahr 2015 rund 5 Prozent betragen. Nach sechs Jahren steigender Börsen werden die Renditen nach Steinemann tiefer ausfallen, trotz anhaltender expansiver Geldpolitik. Der SMI-Zählerstand hat sich seit März 2009 fast verdoppelt und die amerikanische Börse S&P 500 notiert aktuell knapp drei Mal so hoch.

Wie hoch wird der SMI bis Ende 2015 steigen? Machen Sie an der cash-Umfrage mit, und geben Sie Ihre Tipps ab.