YouTube bietet praktische Anleitungen für alles Mögliche: In Kurzvideos wird gezeigt, wie man sein Lieblingsgericht kochen kann, wie ein Möbel zusammengebaut wird oder wie man sich eine Aromatherapie verpassen kann. Genauso gibt es natürlich YouTube-Einträge, in denen Aktien und der Börsenhandel erklärt werden .

Bringt dies Anlegern etwas? Eine Erfahrung ist jedenfalls schnell gemacht: Es gibt unzählige Finanz-Videos und viele selbsternannte Börsenspezialisten auf YouTube. Auch an Beiträgen, die sich mit Skandalen oder Verschwörungstheorien befassen, mangelt es nicht.

cash hat vier Clips herausgegriffen, in denen Börsen-Anfänger Basis-Informationen erhalten und bewertet. Los gehts:

Die Klugscheisserin - So versteht ihr Aktien, Börse & Co.

 

Was gleich auffällt: Die meisten YouTube-Videos kommen aus Deutschland und beschäftigen sich mit dem dortigen Leitindex Dax. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, denn die Schweizer Börse funktioniert so ziemlich genau gleich die die deutsche.

"Die Klugscheisserin", wie sie sich selbstironisch nennt, erklärt in von ihrem Sofa aus, was eine Aktie oder die Dividende ist, oder was ein Bullen- oder Bärenmarkt ist. Ein gewisses schauspielerisches Talent kann man ihr nicht absprechen, und sie setzt viele visuelle Elemente ein: Alte Holzschiffe und Eisenbahnen und herzige Tierchen machen da Video unterhaltsam und sehr abwechslungsreich. Zum Inhalt selber: Das absolute Grundwissen vermittelt sie gut, mehr aber auch nicht. 

Aktien mit Kopf – 10 Tipps

 

Sobald die Aktien-Videos konkreter werden, werden sie leider auch langweiliger. Man ist nun eindeutig unter den "Nerds". Dieses zweiteilige Video aus dem Fundus von "Aktien mit Kopf" dauert 15 Minuten und arbeitet mit der immer gleichen Bildsprache, einem sich bewegenden Stift.

Die zehn Tipps für Anleger werden aber anhand von anschaulichen Beispielen gut erklärt. Es geht um Themen wie Anlagehoriziont, Kosten, die Rolle von Emotionen beim Handeln - oder weswegen Diversifikation wichtig ist. Es erklärt auch die Unterschiede zwischen Einzelaktien, Fonds oder indexbasierten Fonds, so genannten Exchange Traded Funds. Gut ist, dass dieses Video vor allem zur Vorsicht beim Anlegen mahnt und wesentliche Grundlagen für ein umsichtiges Investieren erklärt.

Unter "Aktien mit Kopf" finden sich zahlreiche Videos. Autor ist der Privatanleger Kolja Barghoorn aus Deutschland, der auch eine Website unterhält. Weswegen gerade dieses Aktien-mit-Kopf-Video ohne Kopf auskommt, bleibe einmal unerfragt.

Christophs Aktienkurs – Stufenbasiert investieren

 

Der Präsentator Christoph Haberkorn - auch er Privatanleger - erklärt, wie man sein Wissen erweitert und mit der Zeit auch auf anspruchsvollere Anlageformen umsteigen kann. Man ahnt es schon bei der ersten Einstellung: Auch er scheint sich in dieser Rolle des etwas nervigen Besserwissers zu gefallen. Sein von Hand gezeichneter Chart macht keinen sehr präsentablen Eindruck und ist kompliziert.

Inhaltlich aber gibt das Video einige gute Informationen: Ein Schwergewicht wird auf das Verhältnis von Risiken und Renditen sowie Gebühren gelegt. Es erwähnt das automatisierte Anlegen und weist und auf die Funktion von RoboAdvisors hin – noch etwas Neues am Markt, aber spannend und zukunftsträchtig. "Christophs Aktienkurs" hat ebenfalls mehrere Videos hochgeladen und unterhält auch eine Website.

Fintool – Ich hasse Verluste!

 

Auch noch etwas aus der Schweiz: Der Basler Finanzwissenschaftler und Wirtschaftsprofessor Erwin Heri erklärt zahlreiche Börsen- und Finanzthemen auf seinem Videokanal Fintool. Wer sich vom Hörsaal-Groove dieser Videos nicht abschrecken lässt, findet einiges an Informationen.

Im obigen Video befasst sich Heri mit den Zeitpunkt, zu dem man eine Aktie verkaufen soll. Auch für Anfänger ist dies kein so uninteressantes Thema: Die Versuchung, einen kurzzeitigen Aktienanstieg sofort zu Geld zu machen, führt bei unerfahreren Börsianern schnell zu Verlusten. Zum Verständnis des Themas trägt der Einsatz von Statistiken bei, und er erklärt sehr anschaulich das menschliche Verhalten. Der Eindruck eines schöden Präsentationsvideos bleibt aber.

Lohnen sich nun YouTube-Finanzvideos?

Teils, teils. In der Vielzahl dieser Aufklärungsvideos muss man ersteinmal jene finden, die gut verständlich gemacht sind, und die einigermassen seriös sind. Nützliche Information findet man viele. Das Grundprolbem aber ist: Die Videos können den komplexen Gesamtzusammenhang beim Anlegen nur schwer erklären. Eine Kursberatung per Videoclip im Netz, und dann wild drauflos anlegen und möglichst auch noch viel verdienen: Das funktioniert nicht.

Was diese Videos bespielsweise nicht gut erklären, ist die Auswahl von Einzelaktien: Welches Unternehmen hat gute Perspektiven? Wo kann man als Anleger guten Gewissens auf einen steigenden Kurs hoffen? Wie lese ich die Kennzahlen eines Unternehmens? Wer nach solchen Inhalten sucht, landet schnell bei YouTube-Clips, die schon viel Wissen voraussetzen. Daher empfiehlt es sich, neben YouTube-Videos sich auch mit erfahrenen Börsianern persönlich auszutauschen, oder sich anderweitig über das Internet, Bücher und die Medien über die Finanzmärkte zu informieren.