Zum Abschluss der zweitägigen geldpolitischen Sitzung (20 Uhr mitteleuropäische Zeit) wird sie den Schlüsselsatz sehr wahrscheinlich zwar noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent belassen. Fed-Chef Jerome Powell hat jedoch angesichts der rasant steigenden Preise signalisiert, dass die lockere Linie bald ausgedient hat.

Mehrere Fed-Führungsmitglieder haben den März als Zeitpunkt für eine Zinserhöhung ins Spiel gebracht. An den Märkten wird mit bis zu drei weiteren Anhebungen im laufenden Jahr gerechnet. Powell dürfte die Pressekonferenz nach der Zins-Sitzung nutzen, um die geldpolitische Straffung kommunikativ vorzubereiten.

An den Finanzmärkten herrscht angesichts der nahenden Zinswende bereits grosse Nervosität, wozu auch der Ukraine-Konflikt massgeblich beiträgt. Laut Powell wird die Fed dieses Jahr wohl auch damit beginnen, ihre in der Krise auf fast neun Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz abzuschmelzen.

Anlagestratege François Rimeu vom Vermögensverwalter La Française erwartet, dass die Fed noch eher vage bleiben und keinen Zeitplan nennen wird, um eine Panikreaktion an den Finanzmärkten zu vermeiden. Viele Experten gehen davon aus, dass die Notenbank den Bilanzabbau im Sommer und damit nach der Zinswende angehen wird.

Notenbanktreffen ist das letzte Update

"Das Notenbanktreffen wird das letzte Update, bevor die Fed die Zinsrakete zündet. Der Countdown läuft", sagt DWS-Ökonom Christian Scherrmann. Er geht derzeit nicht davon aus, dass die Fed das Zinsniveau um einen halben Prozentpunkt - sprich 50 Basispunkte - nach oben katapultieren will. Aber die Inflation könnte sie zum Handeln zwingen. "Sollte die Teuerung im Januar und Februar weiter anziehen, könnte die Fed unter enormen Druck geraten und darauf mit einer Zinserhöhung von mehr als 25 Basispunkten reagieren."

Dies wäre für die Fed ein sehr ungewöhnlicher Schritt, den es zuletzt im Mai 2000 gab. Damals hob sie den Schlüsselszins um einen halben Prozentpunkt auf 6,5 Prozent an. Die Fed soll stabile Preise und Vollbeschäftigung fördern. KfW-Ökonomin Fritzi Köhler-Geib verweist darauf, dass sich der US-Jobmarkt mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 3,9 Prozent dem Vorkrisenniveau von 3,5 Prozent weiter angenähert hat: "Dies ermöglicht es der Fed sich auf den Kampf gegen steigende Preise zu konzentrieren."

Aus der Corona-Krise resultierende Materialengpässe und hohe Energiekosten treiben die Teuerung schon seit längerem. Alarmiert von der auf ein 40-Jahreshoch gestiegenen Inflation haben sich mehrere US-Währungshüter für eine Serie von Zinserhöhungen im laufenden Jahr ausgesprochen. Die Finanzmärkte rechnen mit bis zu vier Schritten nach oben.

Hohe Inflation jetzt Problem Nummer Eins

"Die hohe Inflation ist jetzt für die Fed das Problem Nummer Eins", so Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Darum habe sie im November begonnen, ihre Anleihekäufe zu reduzieren. Im März werde sie die Zukäufe wohl komplett einstellen. "Diesen Zeitplan dürfte die Notenbank bestätigen. Gleichzeitig wird sie wohl ein klares Signal geben, dass die Voraussetzungen für eine erste Zinserhöhung im März erfüllt sein sollten."

Powell hat bereits darauf hingewiesen, dass die Fed dieses Jahr wohl auch damit beginnen wird, ihre Bilanz abzuschmelzen. Dieser Vorgang werde sich wahrscheinlich mit höherem Tempo vollziehen als bei früherer Gelegenheit. Weidensteiner rechnet vor, dass das Wertpapierportfolio der Notenbank seit Ende 2019 von knapp 3,8 Billionen auf zuletzt 8,4 Billionen Dollar angewachsen ist. Die wirtschaftliche Erholung nach dem Corona-Schock laufe im Vergleich mit den Jahren nach 2010 wie "im Zeitraffer". Gleichzeitig sei die Inflation viel höher: "Wir rechnen daher mit einem zügigen Beginn der Normalisierung und erwarten die diesbezügliche Entscheidung bereits für die Sitzung im Mai."

(Reuters)