Der Grossaktionär Cobas hatte sich allerdings für eine deutlich kleinere Kapitalmassnahme stark gemacht. Die Aktien des Backwarenherstellers, die am Morgen vom Handel ausgesetzt waren, reagieren mit deutlichen Kursverlusten.

Konkret votierten an der Generalversammlung am Donnerstag in Zürich rund 53 Prozent der vertretenen Stimmen für den Vorschlag des Verwaltungsrates, 47 Prozent stimmten dagegen. Aryzta will mit der Kapitalerhöhung einen Bruttoemissionserlös von 790 Millionen Euro erzielen.

Fokus auf Kundenbeziehungen

Damit ist der Weg frei für die vom Management geplanten Massnahmen, um die Schulden zu senken und einen Turnaround einzuleiten. "Wir werden uns nun darauf konzentrieren, das Geschäft zu stabilisieren und Wachstumschancen mit unseren Kunden zu nutzen", sagte Verwaltungsratspräsident Gary McGann am Rande der GV. "Die Steigerung des Free-Cashflow muss die Basis für die Stärkung unserer Bilanz sein".

McGann hatte zuvor in seiner Rede an die Aktionäre um deren Stimme für den Antrag geworben. "Dieser Schritt ist notwendig", sagte er. Zugleich entschuldigte er sich bei den Aktionären dafür, dass man die Lage des Unternehmens und das Geschäftsumfeld falsch eingeschätzt habe.

Unternehmenschef Kevin Toland betonte ebenfalls, dass der Fokus nun auf den Kundenbeziehungen liegen müsse. "Wenn man bei Treffen mit Kunden mehr über die Lage der Firma spricht als über neue Projekte, weiss man, dass man ein Problem hat. Unsere Situation hat uns davon abgehalten, mit Kunden vorwärts zu machen."

Zudem bestätigte Toland, dass die Anfang Oktober genannten Ziele für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 weiter Gültigkeit haben. Auf Stufe EBITDA wird mit einem mittleren- bis hohen einstelligen organischen Wachstum gerechnet. Mittelfristig wird eine EBITDA-Marge im Bereich 12 bis 14 Prozent angestrebt.

Kritik vom Grossaktionär

Im Vorfeld der GV hatten die drei wichtigen Stimmrechtsberater ISS, Glass Lewis und Ethos die Annahme der Pläne empfohlen.

Der Schritt war insbesondere beim Grossaktionär Cobas, der 14,5 Prozent an Aryzta hält, auf Kritik gestossen. Die Kapitalerhöhung führe zu einer starken Verwässerung und sei in dieser Höhe nicht notwendig. Cobas hatte auf eine Kapitalerhöhung von nur 400 Millionen Euro gedrängt und andere Massnahmen zum weiteren Abbau der Verbindlichkeiten vorgeschlagen.

In einer Stellungnahme von Cobas hiess es, man sei enttäuscht, dass die Aktionäre der Kapitalerhöhung zugestimmt hätten, der Entscheid werde jedoch akzeptiert. Zudem werde man darüber nachdenken, welche zusätzlichen Schritte im Interesse des Unternehmens seien.

Auch alle anderen Anträge angenommen

An der Generalversammlung waren mit 272 Teilnehmern 50,54 Prozent der Stimmrechte vertreten. Alle anderen Anträge des Verwaltungsrates wurden mit unterschiedlichen Mehrheiten angenommen.

So votierten rund 90 Prozent der Aktienstimmen in einer Konsultativabstimmung für den Vergütungsbericht 2018. Der Verwaltungsrat wurde mit rund 65 Prozent entlastet und Verwaltungsratspräsident Gary McGann wiedergewählt. Auch die Wiederwahl beziehungsweise Neuwahl der übrigen neun vorgeschlagenen VR-Mitglieder erhielten das Votum der Mehrheit der Stimmen, zumeist mit Werten über 60 Prozent. Die Anträge zur Vergütung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung erhielten rund 85 Prozent bzw. 81 Prozent. Und der Firmensitz wird von Zürich nach Schlieren verlegt.

Bezugsrechtehandel ab 7. November

Im Vorfeld der GV wurden die Details zur Kapitalerhöhung publiziert, der Angebotsprospekt soll am Freitag veröffentlicht werden. Die neuen 900,18 Millionen Aktien werden den bestehenden Aktionären über Bezugsrechte im Verhältnis 10 zu 1 zum Preis von 1,00 Franken pro Stück angeboten. Stichtag ist der 6. November und vom 7. bis zum 15 November soll der Bezugsrechtehandel laufen. Erster Handelstag an den Börsen Zürich und Dublin ist der 19. November.

Die Aryzta-Aktien waren am Morgen vom Handel ausgesetzt und starteten erst ab 12.30 Uhr. Aktuell verlieren sie 11 Prozent auf 8,35 Franken.

(AWP)