Finanztitel haben es an der Börse seit einiger Zeit generell schwer. Das Zinsumfeld belastet die Banken genauso wie die Kunden, die wenig handeln und damit weniger Gebühren generieren. Der SNB-Entscheid im Januar 2015 mit der Aufhebung der Euro-Kursuntergrenze hatte den Handelsabteilungen der Banken zwar mehr Aktivitäten eingebracht, aber nun sieht es wegen des Vergleichseffekts umso schlechter aus. Politische Risiken und globale Unsicherheiten machen es den Finanzinstituten auch nicht leichter. Gerade Banken, die stark vom Finanzmarkt abhängig sind, oder über grosse Investmentabteilungen verfügen, haben es derzeit schwer.

Während Small und Mid-Caps, also klein- und mittelkapitalisierte Werte, an der Börse in den vergangenen Monaten staatlich zulegen konnten, sucht man unter den Schweizer Finanztiteln fast vergeblich nach Überfliegern: Die beste Finanzaktie in den vergangenen sechs Monaten, also in der Erholungsphase seit dem Februar-Knick, ist die Partners Group mit einem Kursgewinn von 26,1 Prozent. Zum Vergleich: Ein Mid-Cap wie die Industriegruppe Interroll ist in der selben Zeit 37 Prozent gestiegen, der Pharmazulieferer Bachem gar um 45 Prozent.

Die Partners Group kanalisiert Kundeninvestments nicht in die klassischen Anlagekategorien: Mit nicht kotierten Unternehmen, privaten Infrastrukturprojekten oder Forderungstiteln bedient der Zuger Vermögensverwalter den Markt für Privatmarktanlagen. "Damit ist sie unverändert eine verlässliche Wachstumsstory, was im Finanzsektor so oft anzutreffen ist wie der Yeti im Himalaya", schrieb die Zürcher Kantonalbank in einem Marktkommentar vom Juli etwas sarkastisch.

Die besten Finanzaktien seit Februar 2016

Aktie Performance 6 Monate Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016 Dividendenrendite
Partners Group +26,1 Prozent 28 2,4 Prozent
VP Bank +19,4 Prozent 17 4,2 Prozent
Pargesa +17,8 Prozent 9 3,5 Prozent
Thurgauer KB (PS) +15,3 Prozent 16 2,9 Prozent
Vontobel +11,6 Prozent 14 3,9 Prozent
Cembra Money Bank +11,1 Prozent 14 4,8 Prozent

(Tabellen: www.six.ch, cash)

Partners Group ist auch ein Liebling der Fonds, die in Kauf nehmen, das die Bewertung mittlerweile stattlich ist. Aber noch laufen Nischen gut: Die Cembra Money Bank mit Kleinkrediten, Leasinggeschäften und einem wachsenden Kreditkartenbusiness gehört ebenfalls zu den erfolgreicheren Finanztiteln. Auch die Pargesa-Aktie gehört zu jenen mit den grössten Kurszuwächsen. Doch die Beteiligungsgesellschaft in Genf, die zur belgischen Groupe Bruxelles Lambert gehört, verfügt nur über einen kleinen Free Float.

Traditionelle Banken unter Veränderungsdruck

Von den klassischen Banken schafft es die Liechtensteiner VP Bank auf die vorderen Ränge, was den Aktienkurs betrifft. Die drittgrösste Bank im Fürstentum versucht, vermehrt eine mittelgrosse, internationale Vermögensverwaltung zu werden. Ein Grund für den Anstieg könnte aber sein, dass die VP Bank mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,1 relativ noch tief bewertet ist und ausserdem eine anständige Dividende bezahlt. Auch Vontobel ist kein Nischenplayer, verfolgt aber im Asset Management den prestigeträchtigen Boutique-Ansatz. Zudem ist auch Vontobel mit einem KGV von 13,8 nicht hoch bewertet und ermöglicht den Aktionären immerhin 3,9 Prozent Dividendenrendite.

Traditionelle Banken stehen unter Veränderungsdruck: Die fortschreitende Digitalisierung droht vor allem kleinere Banken ins Abseits gleiten zu lassen. Die agilen Fintechs besetzen zwar noch kleine Marktanteile, aber deren Aufstreben macht traditionelle Banken nervös. Die Lage ist angespannt, und dies schlägt sich auch in den Kursen nieder.

Regionalbanken sind nicht per se besser positioniert als landesweit tätige Institute. Unter den börsenkotierten Kantonalbanken finden sich aber einige, bei denen der Kurs deutlicher als der Markt gestiegen ist. Typischerweise geniessen sie ein gewisses Vertrauen der regionalen Bevölkerung. Die seit gut zwei Jahren gelistete Thurgauer Kantonalbank ist ein Beispiel dafür: Ihr Partizipationsschein seit Februar gut 15 Prozent dazugewonnen. Laut Branchenkennern kaufen vor allem Privatanleger aus dem Kanton das Papier fleissig auf.

Verlierer haben Strategieprobleme

Auch die Kantonalbanken von St. Gallen (+4,4 Prozent), Genf (+5,6 Prozent) oder Waadt (+3,6 Prozent) dürften davon profitieren, dass sie in der Region über ein höher Ansehen verfügen als die Grossbanken und Kleinanleger sich die Aktie des einheimischen Staatsinstituts ins Depot legen. Aktionäre von UBS und Credit Suisse haben seit Monaten kein einfaches Los, wie die Tabelle zeigt.

Die schlechtesten Finanzaktien seit Februar 2016

Aktie Performance 6 Monate Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016 Dividendenrendite
GAM -30 Prozent 16,1 6,7 Prozent
Leonteq -27,7 Prozent 14,8 2,7 Prozent
EFG -21,1 Prozent 8,50 5,4 Prozent
Banque Cantonale du Jura -15,1 Prozent 10,1 3,6 Prozent
UBS -5,7 Prozent 13,7 6,2 Prozent
Credit Suisse -5,5 Prozent - 5,9 Prozent

Die CS-Aktie, deren Wert innert Jahresfrist auf die Hälfte geschrumpft ist, hat seit dem Tiefststand knapp unter 10 Franken in der ersten Juli-Hälfte wieder 2 Franken dazugewonnen. Das CS-Management würde möglichweise sagen, dass dies erste Zeichen der Trendwende seien.

In der Tat erhofft man sich einen Kursanstieg, wenn die Separat-Kontierung der Schweizer Rechtseinheit Formen annimmt - was laut Konzernchef Tidjane Thiam gegen Ende Jahr passieren soll. Ein Einstieg bei der CS wirkt verlockend, braucht aber Mut. Vorsicht ist weiter geboten, denn die CS ist eine Baustelle und die anfällige Investmentbank, der teure Abbau von Risiken, neue Rechtsfälle und die hohen Kosten können ein Investment erneut verderben.

Tiefstand lädt noch nicht zum Einstieg ein

Auch bei den drei Aktien mit den stärksten Kursverlusten innerhalb des letzten Halbjahres - EFG, Leonteq und GAM - heisst Tiefstand nicht gleich Einstiegschance. Diese drei Finanzfirmen sind von Strategie- und Strukturproblemen geprägt. Bei EFG ist noch unklar, wie die Integration der früheren Skandalbank BSI genau vonstatten gehen soll. Leonteq muss noch beweisen, dass neue Partnerschaften und eine realistischere Geschäftspolitik Früchte tragen.

GAM leidet unter Margendruck, lebt von wechselhaften Gebühreneinnahmen und hat offenbar ungeduldige Kunden: Im ersten Halbjahr flossen Kundengelder ab, dazu kommt ein trüber Ausblick. Zwar ist GAM immer noch ein sehr guter Dividendenzahler. Das wird die Aktionäre aufgrund des Kursverlustes von gegen 50 Prozent seit letztem November nur wenig trösten.