Die Freude über den 11 Milliarden hohen Erstquartalsgewinn der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hielt gerade mal drei Monate lang an. Für das zweite Quartal, das am kommenden Wochenende abgeschlossen wird, muss die SNB einen rekordhohen Verlust von deutlich über 13 Milliarden Franken vermelden. Einen solch hohen Buchverlust hat die Nationalbank in ihrer 106-jährigen Geschichte noch nie verzeichnen müssen.

"Diese Zahlen zeigen, an was die Notenbank krankt", schreibt das Branchenportal Inside Paradeplatz am Donnerstag. Die SNB sei zu einem gigantischen Hedgefonds geworden, der ungebremst den Kräften der Weltmärkte ausgeliefert sei – wie ein Tanker, dessen Ruder im Sturm gebrochen sei.

Verluste beim Gold und bei Aktien

Besonders fatal wirkt sich der Absturz des Goldpreises aus. Seit Ende März haben die Goldnotierungen über 23 Prozent nachgegeben. Der Kilopreis sank von gut 48‘000 auf nunmehr 36‘500 Franken. Bei einem Bestand von 1040 Tonnen ergibt alleine diese Wertveränderung das Quartalsminus von gegen 13 Milliarden Franken.

Ausgeweitet wird der Buchverlust mit dem Kursrückgang bei den Aktienanlagen der SNB. Zwischen April und Juni haben weltweit die Börsenindizes gegen drei Prozent an Wert eingebüsst. Wie SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg vor Wochenfrist an der geldpolitischen Lagebeurteilung in Bern bekannt gab, beträgt der Wert der von der SNB gehaltenen Aktien derzeit 65 Milliarden Franken. Der vorläufige Verlust auf dieser Position aus dem zweiten Quartal dürfte deshalb bei 1 bis 2 Milliarden Franken liegen. 

Offen ist zudem, wie hoch mögliche Verluste auf den gehaltenen Obligationen, die mit Abstand wichtigste Anlageklasse der SNB, ausfallen. Zuletzt sind die Renditen von Staatsobligationen deutlich in die Höhe geklettert, nachdem die US-Notenbank Federal Reserve verlauten liess, sich Gedanken über eine Drosselung der Bondkäufe zu machen. Der 10-jährige Eidgenoss ist in den letzten Wochen von 0,65 auf über 1 Prozent gestiegen, in den USA ist sind die 10-jährigen Treasuries innerhalb eines Monats um fast ein Prozent auf 2,4 Prozent geklettert. 

Reale Erträge sind vernachlässigbar

Die eigentlichen realen Erträge wie Zins- und Dividendenerträge auf Fremdwährungspositionen sind in diesem Kontext vernachlässigbar, da sich diese im Millionenbereich bewegen. Ebenfalls wenig relevant für das Quartalsergebnis sind mögliche Gewinne des Stabilisierungsfonds, in welchem die von der UBS übernommenen Wertschriften liegen, die vor allem an Hypotheken gebunden sind.

Letztmals erlitt die SNB vor einem halben Jahr ähnliche hohe Verluste. Das vierte Quartal 2012 beendete die Nationalbank mit einem Minus von 11 Milliarden Franken, nachdem das Neunmonatsergebnis noch auf einen hohen zweistelligen Milliardengewinn hingewiesen hatte. Auch für das zweite Quartal 2011 musste die SNB tiefrote Zahlen vermelden. Der Wertverlust betrug damals rund 9 Milliarden Franken.

Der bisherige Rekordverlust stammt aus dem Jahr 2010, als die SNB im vierten Quartal einen Dreimonatsverlust von 12 Milliarden Franken verzeichnete. In jenem Jahr erlitten die Währungshüter wegen des plötzlich erstarkten Frankens alleine bei den Währungsanlagen einen Verlust von 26 Milliarden Franken.