Gut drei Jahre ist es her, dass die Gold-Unze im Zuge der ultralockeren Zins- und Geldpolitik führender Zentralbanken bis auf 1900 Dollar kletterte. Seither hat das Edelmetall an Glanz verloren. Dies nicht ohne Grund, lässt doch der in Folge der Liquiditätsschwemme befürchtete Anstieg der Teuerung bis heute auf sich warten.

In Dollar betrachtet notiert der Goldpreis mittlerweile denn auch um knapp 37 Prozent unter dem Höchststand vom September 2011. Vor wenigen Wochen fiel er vorübergehend sogar bis auf 1132 Dollar je Unze und damit auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren.

Geht es nach dem Charttechnikexperten von Kepler Cheuvreux, dann steht die seither zu beobachtende Erholung auf wackeligen Beinen. Er glaubt nicht, dass diese Erholung nachhaltig über 1200 Dollar je Unze führt und rät den Anlagekunden zum Abbau von Positionen.

In einem ersten Schritt rechnet der Experte beim Edelmetall bis Ende Dezember mit rückläufigen Notierungen in die Region von 1050 bis 1080 Dollar. Wie er weiter schreibt, steht die Gold-Unze danach sogar vor einem Rückschlag auf 960 Dollar.

Nomura gegen den Rest der Welt

Mit dieser Meinung steht der für Kepler Cheuvreux tätige Charttechnikexperte nicht alleine da. Die meisten seiner Berufskollegen haben sich ebenfalls auf das "gelbe Metall" eingeschossen, was angesichts des geldpolitischen Kurswechsels der US-Notenbank nicht sonderlich überrascht.

Eine Ausnahme bilden die Strategen von Nomura, welche im Zuge des Kollapses beim ehemaligen Arbeitgeber Lehman Brothers zur japanischen Bank gefunden haben. Ihnen zufolge spiegelt sich mittlerweile sowohl der weiterhin feste Dollar als auch die erste Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank vom kommenden Herbst im Goldpreis wider.

In Erwartung einer auf 60 Prozent der weltweiten Goldnachfrage des Privatsektors steigenden Nachfrage aus China und Indien, rechnen die Edelmetallstrategen mit einem Anstieg des Goldpreises auf 1300 Dollar je Unze. Eine Abwägung von Angebot und Nachfrage lasse längerfristig einen über den aktuellen Notierungen liegenden Goldpreis erwarten, so schreiben sie.

Noch ist der erbitterte Kampf zwischen Haussiers und Baissiers an den Edelmetallmärkten nicht entschieden. Zumindest aus charttechnischer Sicht deuten die jüngsten Entwicklungen allerdings auf einen erneuten Rückschlag hin. Ob dieser derart harsch ausfällt, wird sich über die kommenden Wochen und Monate zeigen müssen.