Gold liegt bei 1618 Dollar für eine Feinunze nicht mehr ganz so hoch wie bei seinem Mehrjahres-Rekordstand von knapp 1703 Dollar, wie er vor drei Wochen erreicht wurde. Aber nach einem kurzen Absturz, gefolgt von einer kräftigen Erholung innerhalb weniger Tage, ist der Goldpreis immer noch so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Ausser vor einem Monat war Gold zuletzt im Februar 2013 so viel wert wie jetzt.

Der Goldpreis in den vergangenen zehn Jahren (Grafik: cash.ch)

Privatanleger interessieren sich allerdings nicht nur für Goldinvestments, wie sie etwa über einen Rohstoff-ETF (Exchange Traded Funds) getätigt werden können. Auch Goldbarren oder Münzen liegen voll im Trend.

Der Run auf physisches Gold hat sich durch die Coronavirus-Krise enorm verstärkt. Bei Goldhandelsfirmen hört man, dass die Nachfrage um das sieben- bis achtfache nach oben gegangen sei. Nur: Ihren Kunden liefern können die Goldhändler wegen Produktionsausfällen und massiver Engpässe in der Logistik im Moment nur das, "was es noch hat".

Tessiner Produzenten stillgelegt

Die Schweizer Dépendance des deutschen Goldhandelshauses Degussa liess ich vergangene Woche von der Nachrichtenagentur Reuters zitieren, dass vor allem 100-Gramm-Goldbarren gefragt seien. Ein solcher ist derzeit knapp für 5600 Franken erhältlich. Degussa berichtete vor einer Woche, dass man aus Lagerbeständen noch liefern könne.

Doch im Handel generell ist nicht mehr alles verfügbar, was an Goldprodukten ursprünglich angeboten werden konnte. Der Nachschub droht zu versiegen. Zumindest stockt er im Angesicht von Handelsströmen, die durch die Corona-Verwerfungen in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Aus wichtigen Förderländern wie Südafrika oder Kanada kann der Weltmarkt nicht mehr richtig versorgt werden.

Auch die Schweiz ist ein Grund für den Engpass beim Gold. Im Krisenkanton Tessin, der von der Ausbreitung des Coronavirus besonders schwer getroffen worden ist, stehen die Goldraffinerien PAMP, Valcambi und Argor-Heraeus bis mindestens Anfang April still. Die Tessiner Produzenten spielen im weltweiten Goldhandel eine zentrale Rolle.

Spreads im Handel ausgeweitet

Aus demselben Grund, wegen dessen das Angebot stockt, steigt ungeahnt stark die Nachfrage. Gold verliert seine kulturell bedingte, jahrtausendealte und letztlich magische Anziehungskraft nicht, auch wenn das Edelmetall weder Zinsen und Dividenden abwirft. Denn Gold erscheint wieder mehr denn je als sichere Alternative zu anderen Investments. Ängste vor einem Börsensturz, dem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems, Währungskrisen und einer Krise der Notenbanken gehen um.

Aus Anlegersicht hat diese Strategie aber auch ihre Schwächen. Für einen Barren oder eine Münze wird normalerweise ein Betrag bezahlt, der über dem eigentlichen Goldpreis liegt. Dieser "Aufpreis" hat sich nun noch erhöht. Wegen der hohen Nachfrage weiten sich die Spreads im Goldhandel aus.

 

 

"Eigentlich ist gerade ein schlechter Zeitpunkt, Goldbarren oder Goldmünzen zu kaufen", sagt ein grösserer Schweizer Händler zu cash.ch, der nicht mit Namne zitiert werden will. Die aktuelle Preisstellung am Markt führt dazu, dass beispielsweise für Münzen mehr bezahlt wird als in ruhigeren Zeiten.

Eine Goldmünze wie etwa der südafrikanische Krugerrand werde statt wie üblich um 4 oder 5 Prozent um zwischen 10 und 12 Prozent über dem Goldpreis gehandelt. Käufer sind davon ganz offensichtlich wenig beeindruckt, wie der Goldhändler sagt: "Die Kunden fragen derzeit nicht primär nach dem Preis."