Nirgendwo anders tobt ein derart erbitterter Kampf zwischen Haussiers und Baissiers wie beim Gold. Es ist dieser Kampf, welcher beim Edelmetall für starke Ausschläge auf beide Seiten sorgt.

Wegen der immer zahlreicher vorhandenen geopolitischen Krisenherden gewannen zuletzt die Haussiers die Oberhand. Alleine in den vergangenen vier Wochen kletterte die Gold-Unze um gut 6,5 Prozent auf 1‘327 Dollar. Seit Jahresbeginn errechnet sich sogar ein Plus von knapp 10 Prozent.

Geht es nach den Rohstoffstrategen von RBC Capital Markets, dann sind die geopolitischen Unruhen bei weitem nicht der einzige Grund für einen höheren Goldpreis. Die Experten sehen diesen bis ins kommende Jahr hinein auf durchschnittlich 1‘400 Dollar je Unze steigen.

Stärkere physische Goldnachfrage aus Indien erwartet

Anlässlich des letzten Treffens des Offenmarktausschusses hätten sich die Vertreter der US-Notenbank überraschend entspannt gezeigt, was die zukünftige Zins- und Geldpolitik anbetreffe, so die Strategen. Und das obschon eine weitere Drosselung des Rückkaufprogramms für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarkredite beschlossen wurde.

Die Experten sehen darin Anhaltspunkte für weiterhin sehr tiefe Realzinsen, was dem Gold helfen sollte. Rückenwind versprechen sie sich auch von der zukünftigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, zeichnen sich doch immer mehr quantitative Lockerungsmassnahmen nach amerikanischem Vorbild ab.

Einen grundlegenden Stimmungsumschwung sehen die Edelmetallstrategen von RBC Capital Markets von Indien ausgehen. Nach dem jüngsten Regierungswechsel sollten sich die neuen Verantwortlichen im Laufe des Julis erstmals zur Finanzpolitik äussern. Zu diesem Anlass rechnen die Experten auch gleich mit einer Reduktion des Importzolls von 10 Prozent für physisches Gold sowie eine Lockerung der Wiederexporterfordernisse von 20 Prozent der Importe. Im Hinblick auf zahlreiche religiöse Festaktivitäten im August und dem Beginn der Hochzeitssaison von Anfang Oktober sei deshalb mit einer besonders starken physischen Goldnachfrage zu rechnen.

RBC Capital Markets wird seit je her eine Nähe zu kanadischen Goldproduzenten nachgesagt. Bleibt zu hoffen, dass die sehr positive Haltung der Grossbank für das Edelmetall nicht zu sehr davon gefärbt ist.