Horta-Osório sei nach einer Untersuchung des Verwaltungsrats zurückgetreten, hiess es von der Credit Suisse. Sein Rücktritt liege im Interesse der Bank und der Stakeholder, liess sich Horta-Osório in einer Mitteilung zitieren. "Ich bedauere es, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten."

Zum Verhängnis wurden Horta-Osório zwei Verstösse gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien. Einen Verstoss hatte die CS bestätigt: Ende November hatte Horta-Osório nach der Rückkehr aus Grossbritannien in die Schweiz die damals geltenden Quarantänevorschriften missachtet. Horta-Osório entschuldigte sich dafür.

Untersuchung abgeschlossen

Im Dezember wurde dann durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ein zweiter mutmasslicher Verstoss in Grossbritannien bekannt, der vom Verwaltungsrat untersucht wurde. Demnach soll Horta-Osório auch bei einem Besuch des Tennisturniers in Wimbledon im Sommer Covid-Schutzregeln missachtet haben - im Land galt damals ebenfalls eine Quarantänepflicht.

Die Untersuchung sei nun abgeschlossen, sagte ein Sprecher am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Die Ergebnisse würden aber nicht kommuniziert. Diese seien nach dem Rücktritt des Verwaltungsratspräsidenten nicht mehr entscheidend. Falls der Rücktritt Auswirkungen auf die Entschädigung von Horta-Osório haben sollte, würde das im Vergütungsbericht, der im März veröffentlich wird, ersichtlich werden.

Hoffnungsträger ist gescheitert

Horta-Osório war erst im April als neuer Hoffnungsträger zum Präsidenten gewählt worden, als Nachfolger von Urs Rohner. Angesichts der Debakel um den US-Hedgefonds Archegos und um die Greensill-Anlagefonds sagte er nach der Wahl, er wolle eine Kultur fördern, die das Risikomanagement stärke, die richtigen Anreize setze und auf persönliche Verantwortung fokussiere.

Die Nachfolge des Portugiesen an der Spitze der CS ist bereits geregelt: Der Verwaltungsrat ernannte per sofort den ehemaligen UBS-Banker Axel Lehmann zum neuen Präsidenten. Dieser hat sein Amt bereits angetreten und soll an der Generalversammlung vom 29. April offiziell als Verwaltungsratspräsident gewählt werden.

Lehmann war von 2015 bis Januar 2021 in der Konzernleitung der UBS tätig. Nach seinem Abgang bei der grössten Schweizer Bank im Sommer wurde er im Oktober 2021 Mitglied des CS-Verwaltungsrates und hatte den Vorsitz des Risikoausschusses inne. Eigentlich war Lehmann ab 2023 bereits als Präsident beim Versicherer Helvetia vorgesehen, was nun hinfällig wird.

Strategie bestätigt

Bei der Credit Suisse hoffen der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung unter der Leitung von Lehmann nun endlich auf den Befreiungsschlag aus der Krise. An der Strategie will dieser nicht rütteln: Die richtigen Weichen seien gestellt, sagte Lehmann. In der gesamten Bank werde man eine "stärkere Risikokultur" verankern.

Vorschusslorbeeren gibt es für den neuen obersten Chef der CS aber keine. Lehmann bringe zwar weitreichende Erfahrung in der Schweizer Bankenszene mit, kommentierte etwa ZKB-Analyst Michael Kunz. "Ob es ihm aber gelingt, die Credit Suisse schnell in ruhigere Gewässer zu bringen, sodass sich die Bank wieder voll aufs operative Geschäft konzentrieren kann, muss man angesichts der vielen Versuche der letzten Jahre in dieser Richtung erst einmal abwarten."

Die CS-Aktie steht am Montag am frühen Nachmittag unter Druck (-1,7 Prozent), dies in einem ansonsten freundlichen Gesamtmarkt.

(AWP/cash)