Angesichts eines Exodus von Leistungsträgern im Management hofften die Investmentbanker der Credit Suisse, der neue Vorsitzende des Verwaltungsrats Antonio Horta-Osorio würde die Mannschaft besonders motivieren. Wie zu hören ist, erlebten sie stattdessen kürzlich eine Enttäuschung.

Der ehemalige Chef der Lloyds Banking erklärte bei einem Treffen in London, der Bankkonzern verfüge über ein grossartiges Wealth-Management-Geschäft “mit Nebendienstleistungen”. Das stiess einigen Dealmakern sauer auf, trägt die Investmentbank doch mehr zum Gesamtertrag bei als jede andere Sparte. Im Branchenvergleich gehört die Investmentbank der Credit Suisse zu den Top 10.

Die Kommentare von Horta-Osorio könnten weit mehr nach sich ziehen als nur gekränkte Egos. Bei der Generalversammlung im April hatte der neue Verwaltungsratschef bereits die Rolle der Bank bei den Skandalen um Archegos Capital Management und Greensill kritisiert und eine breite Überprüfung der Strategie angekündigt. Dies machte die Mitarbeiter hellhörig - in Bezug auf die Richtung der Bank genauso wie ihre persönlichen Karrieren. Die Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Seit die jüngsten Probleme im März begannen, haben mehr als 50 wichtige Mitarbeiter die Bank verlassen. Wettbewerber wildern bei der zweitgrösste Bank der Schweiz Talente. In der Investmentbank haben mindestens 20 Managing Directors in wichtigen Positionen der Credit Suisse bereits den Rücken gekehrt. Sie gingen zu Citigroup, JP Morgan Chase und Jefferies Financial.

Von einem Treffen in New York war zu hören, Horta-Osorios erbitte sich einige Zeit für die Überprüfung der Bankstrategie und er gehe unvoreingenommen an die Sache heran. Die Mitarbeiter sollten sich indessen auf ihre Kunden konzentrieren, hiess es.

(Bloomberg)