Grossbanken beissen bei Anlegern derzeit auf Granit. Überall auf der Welt werden Bankaktien gemieden. Jüngstes Beispiel ist die UBS. Die Schweizer Grossbank erlitt im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2016 einen empfindlichen UBS-Aktie verlor in der Spitze bis zu 9 Prozent. Mit einem Minus von mehr als 5 Prozent geriet auch die Branchenkonkurrentin Credit Suisse in Sippenhaft.

"Die Problematik der letzten Quartale ist noch nicht gelöst", kommentierte UBS-CEO Sergio Ermotti den schlechtesten Quartalsauftakt seit 2009. Die global geschäftenden Grossbanken ächzen seit längerem unter den rekordtiefen Zinsen, die Druck auf die Margen ausüben. Hinzu kamen in den letzten Monaten Sorgen vor einer Konjunkturabkühlung in China und den USA, sinkende Rohstoffpreise sowie rückläufige Kundenaktivitäten. Ganz zu schweigen von milliardenschweren Bussen, die ein schlechtes Licht auf die Branche werfen.

Und so ist das Investorenvertrauen in Banken arg angeschlagen, wie auch ein Blick nach Deutschland zeigt. Die Commerzbank, die zweitgrösste Bank des Landes, meldete am Dienstag ebenfalls einen schwachen Jahresstart. Worauf die Aktie mehr als 10 Prozent in die Tiefe rauschte.

Nur wenige Lichtblicke

Weltweit sind Finanzinstitute an den Börsen mittlerweile Geldvernichtungs- als Geldvermehrungsmaschinen: Der globale Banken-Index von MSCI steht in diesem Jahr 7 Prozent im Minus. Das ist deutlich mehr als der Gesamtmarkt und die schlechteste Performance aller Sektoren. Auch in Europa sind die Titel von Banken deutlich schlechter unterwegs als der Durchschnitt. Nicht anders in der Schweiz: Die Aktien der Grossbanken Credit Suisse und UBS sind die schlechtesten Titel des Swiss Market Index (SMI).

Es gibt nur wenige Bankaktien, die dem aktuellen negativen Sog trotzen. Von den grössten international agierenden Finanzkonzernen kommt kein einziger auf eine positive Jahresbilanz (siehe Tabelle unten). Und doch gibt es ein paar Lichtblicke. An der Spitze der Rangliste steht die amerikanische Grossbank J.P Morgan, die im letzten Monat fast 10 Prozent an Börsenwert zulegen konnte.

Der US-Branchenprimus nahm zwar im ersten Jahresviertel auch weniger ein als noch im Vorjahr, übertraf die Analystenschätzungen aber dennoch. Gleichzeitig gehören die amerikanischen Aktienindizes zu den wenigen, die für das laufende Jahr eine positive Zwischenbilanz aufweisen.

Fokus auf konservatives Geschäft

Ebenfalls relativ glimpflich davon gekommen ist Banco Santander. Die spanische Nummer Eins ist mit einem Abschlag von knapp 7 Prozent in diesem Jahr einer der besten Werte unter den europäischen Banken. Ähnlich wie die Konkurrenz von BBVA gilt Santander als vergleichsweise konservativ und wenig abhängig von den Finanzmärkten.

Die Bank hat sich selbst Anfang des vergangenen Jahrzehnts, als das Investmentbanking blühte, auf das klassische Bankgeschäft mit Sparanlagen und Krediten konzentriert. Gemessen an der Börsenkapitalisierung ist Santander mehr wert als die UBS oder die Deutsche Bank.

Umgekehrt zeigt sich die Verwundbarkeit von Instituten mit grossem Investmentbanking. Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten der letzten Monate belasteten Citigroup, Morgan Stanley oder Bank of America am stärksten. Problematisch ist das auch insofern als das erste Quartal traditionell als das ertragreichste des Jahres gilt. Für gewöhnlich fällt rund ein Drittel des Jahresgewinns in den ersten drei Monaten an.

Janet Yellen hilft auch nicht

Doch wenig spricht dafür, dass die Banken diesen Rückstand in naher Zukunft werden aufholen können. Zwar haben sich viele Märkte etwas stabilisiert, doch die Investoren-Verunsicherung bleibt hoch. Auch das Umfeld sehr tiefer oder negativer Zinsen wird sich so schnell nicht ändern. Viele Beobachter erwarten von der amerikanischen Notenbank bis Ende Jahr höchstens noch zwei Zinserhöhungen. Als Fed-Chefin Janet Yellen unlängst die Zinsen nicht anhob, verloren viele Bankaktien an Wert.

Dennoch gibt es professionelle Experten, die bei einigen abgestürzten Bankwerten attraktive Einstiegschancen ausmachen. So zum Beispiel die Strategen der Citigroup. Sie stuften jüngst den europäischen Bankensektor von "Neutral" auf "Overweight" herauf. Nach der Bewertungskorrektur der vergangenen 6 bis 12 Monate weise die Branche eine um 50 Prozent höhere Dividendenrendite als der Gesamtmarkt auf, so lautet das Hauptargument.

Kommt hinzu, dass die Citigroup-Analysten bei vielen europäischen Bankhäusern über die nächsten 12 bis 24 Monate mit steigenden Ausschüttungen rechnen. So raten sie denn auch von Wetten ab auf Banken mit einer eher geringen Eigenkapitaldecke. Stattdessen setzen sie auf UBS, HSBC und Société Générale.

Ganz am Ende der Performance-Rangliste mit den Bankaktien steht die Credit Suisse, die am 10. Mai ihre Quartalszahlen zeigt. Seit dem letzten August hat sich der CS-Aktienkurs bereits mehr als halbiert. Trotzdem könnte es nach der nächsten Ergebnisenttäuschung mit dem Titel nochmals abwärts gehen. Zwar sind die Erwartungen an CEO Tidjane Thiam - seit seinem Amtsantritt hat sich die CS-Aktie fast halbiert - bereits sehr tief. Doch wie die Börse reagiert, wenn die Nachrichten noch schlechter sind, konnte am Beispiel der UBS gut beobachtet werden.
 

Performance ausgewählter Grossbankenaktien

Unternehmen Performance seit 01.01.16, in % Performance 52 Wochen, in %
J.P. Morgan -5,3 -3
Ind. and Comm. Bank of China -6,3 -20,7
Santander -8,2 -35,2
Wells Fargo -8,3 -10,5
Goldman Sachs -10,3 -18,1
Citigroup -12,7 -15,3
BNP Paribas -11,9 -16,4
Bank of America -14,8 -12,3
Morgan Stanley -16,7 -29,3
HSBC -16,8 -28,7
UBS -22,3 -23,3
Barclays -24,4 -33,8
Commerzbank -23,1 -37,9
Deutsche Bank -32,9 -46,4
Credit Suisse -37 -42,1

Quelle: cash.ch, Stand 03.05.2016 (16 Uhr)