Aufgrund des unsicheren Geschäftsumfelds sowie in Folge des Ukraine-Kriegs getroffener Entscheidungen, müsse die Jahresprognose angepasst werden, teilte das Unternehmen am Sonntagabend in Aarhus mit. Im ersten Quartal sei die Rentabilität zudem von unterbrochenen Lieferketten beeinträchtigt worden. Die Aktie verlor am Montag zeitweise über 6 Prozent und zog damit auch Konkurrenten wie Nordex (-6,2 Prozent) und Siemens Gamesa (-5,3 Prozent) nach unten.

JPMorgan-Analyst Akash Gupta überraschte Vestas' ausgewiesener Quartalsverlust nicht. Dabei verwies er auf bereits veröffentlichte Quartalsberichte von Wettbewerbern wie General Electric (GE) und Siemens Gamesa . Der Analyst zeigte sich aber überrascht, wie stark Vestas die Zielspanne für die bereinigte operative Marge (bereinigte Ebit-Marge) gesenkt hat.

Für 2022 erwartet das Vestas-Management nun 14,5 bis 16 Milliarden Euro Umsatz und damit am oberen und unteren Ende der Spanne jeweils eine halbe Milliarde weniger als bislang. Das darin enthaltene Servicegeschäftes soll mindestens um zehn Prozent wachsen, das wäre doppelt so viel wie bislang gedacht. Vom Konzernumsatz dürfte allerdings bereinigt um Sondereinflüsse sowie vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) kein Gewinn bleiben, wahrscheinlicher ist gar ein Verlust.

Das Management erwartet die operative Marge inzwischen bei minus fünf bis null Prozent. Bislang war Vestas im schlechtesten Fall von null Prozent ausgegangen, im besten Fall von bis zu vier Prozent operativen Gewinn. Und auch das Servicegeschäft dürfte nicht mehr ganz so profitabel sein, wie bislang erwartet. Mit 23 Prozent dürften nun zwei Prozentpunkte weniger hängen bleiben als zuvor avisiert.

Laut JPMorgan-Analyst Akash Gupta lässt sich ein erheblicher Teil der schwachen Jahresziele auf die verfehlte Marge im ersten Quartal zurückführen. Zugleich berücksichtige der Ausblick nun auch die aktuelle Lage in China, die in seinen Schätzungen bislang nicht enthalten gewesen sei. "Insgesamt zeigen die schwachen Zahlen die Realitäten, die sich unserer Ansicht nach nicht angemessen im Konsens und im Aktienkurs widerspiegeln", schrieb Gupta.

Im ersten Quartal stieg Vestas' Umsatz um über ein Viertel auf knapp 2,5 Milliarden Euro. Gleichzeitig verdoppelte sich der bereinigte operative Verlust nahezu auf 153 Millionen Euro. Dies lässt sich unter anderem durch fast ein Drittel höheren Kosten begründen. Hinzu kamen negative Effekte in Höhe von 176 Millionen Euro für Wertberichtigungen und Garantierückstellungen im Windkraftgeschäft auf See.

Ausserdem kamen noch negative Sondereffekte von 565 Millionen Euro hinzu. Den Grossteil machen hier Abschreibungen in Folge des Ukraine-Kriegs aus, da Vestas sich entschieden hat, sein Russland-Geschäft einzustellen. Entgangene Einnahmen und Gewinne sind in den Sondereffekten aber noch nicht enthalten. Obendrein nahm Vestas Wertberichtigungen in China und Indien vor, da die geringe lokale Nachfrage zu einer Neubewertung des dortigen Geschäfts geführt habe. Unter dem Strich stand ein Verlust von 765 Millionen Euro und damit fast zwölf Mal so viel wie vor einem Jahr.

Das Geschäftsumfeld habe sich im ersten Quartal durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine und den damit verbundenen Auswirkungen auf den Welthandel und die Kosteninflation deutlich verschlechtert, teilte Vestas im Quartalsbericht mit. Gleichzeitig belasteten die coronabedingten Lockdowns in China sowie weiter steigende Kosten für Rohstoffe, Anlagenkomponenten und Energie die Windkraftbranche.

"Wir lassen keinen Stein unumgedreht, um die Herausforderungen zu meistern", sagte Vestas-Chef Henrik Andersen in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Allerdings hätten sie im ersten Quartal keine Verbesserung der vorherrschenden Probleme beobachten können. Wenn es etwas Positives zu erwähnen gäbe, dann die gestiegene Bedeutung der Windenergie für die Deckung des Strombedarfs und die Sicherstellung der Energieversorgung. Angesprochen auf die kommenden Monate sagte er: "Wir kämpfen ein Quartal nach dem anderen ab."

(AWP)