"Am Anfang stehen viele Gespräche mit Raiffeisenbanken an. Das Zweite ist die Benennung eines neuen Vorsitzenden der Geschäftsleitung. Und zum Dritten müssen wir die Entscheidungsstrukturen neu definieren", sagte Lachappelle im Interview mit der "SonntagsZeitung".

Dabei gehe es um die Frage, wo und wie die heute 246 Raiffeisenbanken bei Entscheiden von Raiffeisen Schweiz mitreden können. Lachappelle plädiert im Interview für neue Strukturen in der Gruppe, etwa dass künftig jede Raiffeisenbank einen Delegierten stellt. Das habe er in Gesprächen in den Regionalverbänden herausgehört, sagte der neue Raiffeisen-Präsident.

Mit Blick auf die Suche nach einem Nachfolger des zurückgetretenen Raiffeisen-Chefs Patrik Gisel sagte Lachappelle: "Wir haben eine Handvoll Kandidaten auf der Shortlist." Der neue Chef soll noch vor Ende des Jahres ernennt werden. Im Gespräch mit dem "Sonntagsblick" fügte er an, dass der Neue schon einmal eine Bank geführt haben und Erfahrungen im Vertrieb mitbringen muss. "Und natürlich: Er muss Integrität mitbringen."

Diversifikation im Fokus

Und wenn es ums Geschäftsmodell geht, dann soll die Diversifikation im Fokus stehen. Dies allerdings nicht über neue Zukäufe. "Die Banken selbst müssen ihre Einnahmen auf eine breitere Basis stellen", forderte Lachappelle in der "SonntagsZeitung". Eine Chance dafür biete die digitale Transformation. "Wir schauen uns da neue Geschäftsmodelle an."

Raiffeisen müsse künftig Bankdienstleistungen mit Nicht-Bankdienstleistungen kombinieren, so Lachappelle. Da habe die Gruppe mit 3,8 Millionen Kunden einen enormen Hebel. "Wenn wir die Bank auf das Mobiltelefon bringen, warum verkaufen wir nicht auch gleich einen Mobilfunkvertrag?", gibt er ein Beispiel. Unter dem Strich bleibe aber das Bankgeschäft die Basis von Raiffeisen.

Auf die Frage, wie es mit den Beteiligungen, die Raiffeisen Schweiz besitzt, weitergehen soll, sagte Lachappelle: "Wir werden sich die Entflechtungsstrategie fortsetzen. Wir werden jetzt prüfen, welche Beteiligungen für unser Geschäft wirklich relevant sind." Zum Beispiel ist Raiffeisen gemeinsam mit anderen Investoren beim Derivateanbieter Leonteq ein Grossaktionär.

(AWP)