Die Preise für einige Halbleiter fallen inzwischen, und einige Experten rechnen im Jahresverlauf damit, dass der Aufschwung zu einem Ende kommt. Dies treibt Anleger um und sorgte bereits für Kurseinbrüche. In der vergangenen Woche fielen die Papiere von Weltmarktführer Samsung Electronics aus Südkorea um 7,5 Prozent, während der heimische Rivale SK Hynix 6,2 Prozent nachgab. Samsung Electronics brachte vor allem ein enttäuschender Ausblick in Bedrängnis.

Mitte 2016 erlebte die Branche einen beispiellosen Aufwärtstrend. Die starke Nachfrage nach immer leistungsstärkeren Smartphones, der weltweite Ausbau der Cloud-Infrastruktur, aber auch die zunehmende Verwendung von Chips in Autos sowie die Vernetzung von Geräten in der Wohnung sorgen für einen hohen Bedarf an Halbleitern, die immer mehr Datenmengen verarbeiten können.

Der Umsatz in der Branche kletterte den Marktforschern von Gartner zufolge im vergangenen Jahr um rund ein Fünftel. Viele der Einnahmen wurden direkt wieder ins Geschäft und die zunehmend teurer werdende Forschung gesteckt, was letztlich auch die aktuelle Übernahmewelle auslöste. So will der US-Konzern Broadcom den Rivalen Qualcomm kaufen, der wiederum selbst noch mitten in der Übernahme des niederländischen Anbieters NXP steckt. Dieser gehörte einst zu Philips.

Rückläufige Preise für Flash-Speicher

Nun bekommt der Chipboom erste Risse. Im vierten Quartal gaben die Preise für Flash-Speicher, die vor allem in Smartphones und Digitalkameras verwendet werden, um fast fünf Prozent nach. Einige Analysten rechnen damit, dass es in diesem Jahr noch bis zu 30 Prozent nach unten gehen kann. Die meisten malen allerdings nicht ganz so schwarz und halten es trotz erster Preisrückgänge für wahrscheinlich, dass die Erlöse in der Branche insgesamt relativ stabil bleiben. Die Marktforscher von Gartner erwarten sogar, dass der weltweite Umsatz mit Halbleitern 2018 um 7,5 Prozent auf 451 Milliarden Dollar steigt.

"Die Preise für Speicherchips werden wahrscheinlich leicht sinken", sagte Analyst Lee Jae Yun vom Finanzdienstleister Yuanta Securities Korea. Dies hänge auch mit dem gestiegenen Angebot zusammen. Der schnelle Boom gab vielen Herstellern die Möglichkeit, die höheren Einnahmen ins Geschäft zu stecken und Kapazitäten auszubauen. Dies taten jüngst beispielsweise die Samsung-Wettbewerber Western Digital, Toshiba und Micron Technology. Bei den NAND-Halbleitern, die als Massenspeicher in Smartphones, Tablets, SSDs und Speicherkarten eingesetzt werden, rechnen die Analysten vom Investmenthaus Nomura 2018 mit einem Plus beim Angebot von 43 Prozent. Dies dürfte die Preise um rund zehn Prozent drücken.

DRAM-Chips, die als Arbeitsspeicher in Computern, Servern und mobilen Geräten verwendet werden, könnten hingegen sogar noch teurer werden. Da hier die Nachfrage weiterhin das Angebot übersteigen soll, prognostizieren die Nomura-Experten ein Plus bei den Preisen von fast neun Prozent. Allerdings üben Smartphonehersteller vermehrt Druck auf ihre Chiplieferanten aus, an der Preisschraube zu drehen. Inwieweit ihnen Gehör geschenkt wird, wird sich im laufenden Jahr zeigen.

Dann muss die Branche auch eine Antwort auf die kürzlich bekanntgewordenen Sicherheitslücken gefunden haben. Seit Sommer arbeiten die Chipkonzerne an einer Lösung, damit Hacker die Schwachstellen nicht mehr ausnutzen können. Der Intel-Konzern, der am 25. Januar Einblick in sein abgelaufenes Quartal gibt, ist besonders stark betroffen.

(Reuters)