Am Freitag starten in der Schweiz die Wochen der Zahlenflut. Den Anfang macht Ems Chemie, in der kommenden Woche folgen die ersten SMI-Titel. Die erwarteten Unternehmensgewinne für 2014 wurden laut Angaben von Bloomberg in den letzten Monaten um rund 7 Prozent nach unten korrigiert. Grund dafür waren das langsamere globale Wachstum und der schleppende Wirtschaftsverlauf in Europa.

Vor allem im zyklischen Sektor dürfte dies Spuren in den Halbjahreszahlen hinterlassen. Aber auch in folgenden Sektoren ist mit positiven oder negativen Überraschungen zu rechnen.

Industrie und Chemie: "Im zweiten Quartal sind die Loser dieselben wie im ersten Quartal", sagt Thomas Della Casa, Anlagechef bei der Neuen Helvetischen Bank, zu cash. Es sind dies Vertreter aus zyklischen Branchen, wie zum Beispiel ABB. Die Auftragsbücher beim Zürcher Technologieunternehmen leeren sich, weil die Staatsbudgets zurückgefahren werden. Eher enttäuschende Resultate erwartet Fidelity-Fondsmanager Alberto Chiandetti neben ABB auch von Clariant. Dies, weil die erhoffte positive Entwicklung am Ende des Zyklus noch ausstehe.

Pharma: Für Verunsicherung in der Pharma-Branche hat jüngst die Gewinnwarnung des französischen Pharmakonzerns Sanofi gesorgt. Das Unternehmen wird wegen Währungseffekten einen tieferen Umsatz ausweisen müssen (cash berichtete). "Dies könnte auch Roche oder Novartis treffen", sagt Della Casa. Der Aktienkurs von Sanofi hat denn auch korrigiert, aber nicht so stark wie erwartet. Dies sei wiederum ein gutes Zeichen für die Branche, so Della Casa. Sowohl die Aktie von Novartis als auch der "Bon" von Roche liegen auf Allzeithochniveaus.

Nahrungsmittel: "Nestlé könnte für eine positive Überraschung sorgen", sagt Thomas Stucki, Anlagechef bei der St.Galler Kantonalbank. Auch Fidelity-Fondsmanager Chiandetti sieht Firmen aus dem Konsumgüterbereich auf der positiven Seite. Der Branchen-Primus Nestlé hat zuletzt schwächere Expansionsraten verzeichnet. So verfehlte Nestlé im vergangenen Jahr erstmals seit 2009 das langfristige Ziel eines organischen Umsatzwachstums von 5 bis 6 Prozent und erreichte nur den Wert von 4,6 Prozent. Doch die wirtschaftliche Erholung in den USA spiele Nestlé in die Karten, so Stucki. Auch Della Casa glaubt, dass Nestlé die Erwartungen werde erfüllen können. Bei der Bekanntgabe der Umsatzzahlen für das 1. Quartal bestätigte CEO Paul Bulcke ein organisches Wachstum um 5 Prozent für 2014.

Finanz: "UBS und CS könnten nochmals schwächeln", so Chiandetti. Dieser Meinung sind auch die anderen beiden von cash befragten Experten. Della Casa geht zwar von einem zufriedenstellenden operativen Geschäft sowohl bei der UBS als auch bei der CS aus. "Doch Abschreibungen und Rückstellungen werden die Gewinnausweise weiterhin belasten." Auch die relativ dünnen Handelsvolumen der letzten Monate geben wenig Zuversicht. Der Blick auf die Aktienkursentwicklung der Grossbanken zeigt, dass der Markt eine negative Überraschung erwartet.

Automotive: Die Gewinnprognosen erfüllen oder gar übertreffen werden laut Della Casa die Autobauer. Diese haben im ersten Halbjahr teils Rekordabsätze vermeldet. "Dies wiederum dürfte sich auf die Autozulieferer positiv auswirken", sagt Della Casa. In der Schweiz verfügen Georg Fischer, ams und Autoneum über eine starke Stellung im Automotive-Bereich.