Mit der Einführung negativer Einlagezinsen hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) noch einmal für Druck auf die Zinsen gesorgt. Und das, obschon das Sparbuch schon zuvor kaum noch Ertrag abwarf. Auch Anleihen bieten sich kaum noch als Alternative an. Zehnjährige Anleihen der Eidgenossenschaft rentieren in diesen Tagen gerademal noch 0,26 Prozent - was das Betteln versäumt ist.

Auf der Jagd nach Rendite werden einkommensorientierte Anleger hingegen bei den Aktien fündig. Denn obschon der Swiss Market Index (SMI) in die Nähe des im Sommer 2007 erklommenen Rekordhochs gestiegen ist, beträgt die geschätzte Dividendenrendite noch immer attraktive 3 Prozent.

Bei den im SMI berücksichtigten Aktien weist jene von Transocean die mit Abstand höchste Rendite auf. Das in Zug niedergelassene Ölserviceunternehmen schüttete im vergangenen Jahr Quartal für Quartal 0,75 Dollar je Titel aus. Nachdem Transocean seit Jahresbeginn mehr als 60 Prozent an Börsenwert eingebüsst hat, entspricht dies auf das Gesamtjahr betrachtet einer Rendite von 17,7 Prozent.

Allerdings hat das auf die Ölförderung in grossen Meerestiefen spezialisierte Unternehmen schon seit längerer Zeit mit branchenweiten Überkapazitäten zu kämpfen. Dazu kommt der Einbruch beim Rohöl, welcher die Förderung auf hoher See weitestgehend unrentabel macht.

Dividende nicht in Stein gemeisselt

Nach ausserordentlichen Wertberichtungen und Abschreibungen in Milliardenhöhe hat die Bilanz von Transocean gelitten. Auch dieser Umstand spricht dafür, dass das Unternehmen bei der Dividendenpolitik grundlegend über die Bücher muss. Der Erzrivale Seadrill hat es erst kürzlich vorgemacht und bis auf weiteres jegliche Ausschüttungen an die Aktionäre eingestellt.

Die Geschwindigkeit und das Ausmass des Ölpreiszerfalls stellt mit SGS und ABB zwei weitere SMI-Gesellschaften, welche für ihre grosszügige Haltung den Aktionären gegenüber bekannt sind, vor Probleme. Grosskunden aus der Öl- und Gasindustrie sind beim Genfer Warenprüfunternehmen für knapp einen Drittel, beim in Zürich beheimateten Industriekonzern direkt und indirekt immerhin für einen Fünftel des Jahresumsatzes verantwortlich.

Attraktive Givaudan-Aktie

Obschon beide Firmen über solide Bilanzen sowie Nettobarmittel verfügen, ist bestenfalls eine Ausschüttung in der Höhe vom Vorjahr zu erwarten. SGS wird ausserdem ein Interesse am britischen Rivalen Intertek nachgesagt und dürfte alleine schon deshalb keinen finanziellen Spielraum für Dividendenerhöhungen haben. Bei ABB dürfen sich die Anleger zumindest auf eine steuerfreie Ausschüttung aus den Kapitaleinlagereserven freuen (siehe Artikel vom 12. November 2014).

Nur noch mässig attraktiv sind die Papiere von Nestlé, Roche und Novartis. Die Dividendenrendite hat bei den drei defensiven Indexschwergewichten unter der Neubeurteilung und -bewertung der letzten Jahre gelitten. Selbst in Erwartung leicht höherer Ausschüttungen errechnen sich bestenfalls durchschnittliche Renditen.

Versicherungen den Banken vorziehen

Besser steht Givaudan da, obschon die Aktie des Genfer Herstellers von Aromen und Riechstoffen alleine seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent zulegen konnte. Der Kauf der britischen Quest ist verdaut. Das Unternehmen kann nun endlich die Früchte der Grossübernahme ernten und gibt diese zumindest teilweise an die Aktionäre weiter. Zwei Drittel des Jahresgewinns werden als Dividende ausgeschüttet. Das anhaltende Wachstum in den Schwellenländern und das Margenverbesserungspotenzial weckt diesbezüglich Fantasie. Obschon sich aktuell nur eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent errechnet, prognostizieren Analysten in Zukunft noch einmal eine deutliche Steigerung in die Region von 3,5 bis 4,5 Prozent.

Vergangene Woche rückte die UBS ins Zentrum von Gerüchten rund um eine Sonderdividende. Möglich macht das die neue Gruppenstruktur. Sie geht mit einer geringeren Eigenmittelbindung einher. Neben einer regulären Dividende von 0,45 Franken rechnen immer mehr Analysten auch mit einer Sonderausschüttung von 0,25 Franken je Aktie. Falls ja, entspräche das einer Gesamtrendite von immerhin 4,2 Prozent.

Das Nachsehen hätten dann die Aktionäre der Credit Suisse. Die kleinere der beiden Grossbanken ist puncto Eigenkapital alles andere als auf Rosen gebettet. Schuld ist das weiterhin auf das kapitalintensive Investment Banking ausgerichtete Geschäftsmodell. Sollten die Vorschriften in Bezug auf das Leverage Ratio erhöht werden, droht eine Eigenkapitallücke von 10 Milliarden Franken oder mehr. Die Aktionäre werden sich im kommenden Frühjahr wohl mit einer Dividende von einem halben Franken zufrieden geben müssen, was einer Rendite von gerademal 2,1 Prozent entspricht.

Versicherungen den Banken vorziehen

Wie bei den Grossbanken bleiben auch bei Julius Bär die drohenden Kosten für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten von zentraler Bedeutung für die zukünftige Dividendenpolitik. Noch hat sich die Zürcher Traditionsbank nicht einmal mit den US-Behörden auf eine Vergleichszahlung im Steuerstreit geeinigt.

Besser als in den Bankaktien sind einkommensorientierte Anleger in den Versicherungsaktien aufgehoben. Die zukünftige Gewinnentwicklung ist besser vorhersehbar und unterliegt geringeren Schwankungen als bei den Banken. Sonderausschüttungen eingerechnet, gehört Swiss Re diesbezüglich zu den Branchenvertretern mit der höchsten Dividendenrendite. Im letzten Jahr lag diese bei 9,6 Prozent. Die zukünftige Ausschüttungspolitik ist von Häufigkeit und Ausmass grösserer Naturkatastrophen abhängig. So schadenarm wie die letzten Jahre wird das Rückversicherungsgeschäft vermutlich nicht immer bleiben. Im kommenden Frühjahr winkt Anlegern aber noch einmal ein "Geldsegen".

Grosszügig ist auch die Haltung der Zurich Insurance Group. Der Versicherungskonzern schüttet schon seit Jahren um die 80 Prozent des Jahresgewinns an die Aktionäre aus, und das erst noch steuerfrei aus den Kapitaleinlagereserven. Andere Konkurrenten wie Bâloise (50 Prozent des Jahresgewinns) oder Helvetia (40 Prozent des Jahresgewinns) werden ihre Ausschüttungen in Zukunft wohl stärker steigern können. Bei der Zurich Insurance Group ist hingegen mit einer auf hohem Niveau stabilen Dividende zu rechnen. Auch das kann seinen Reiz haben.

Statistiken zufolge sind Ausschüttungen für rund die Hälfte der langfristig mit Aktien zu erzielen Rendite verantwortlich. Anders als die Kursentwicklung ist diese Komponente deutlich geringeren Schwankungen ausgesetzt. Aus Anlegersicht machen die Dividendenaussichten deshalb sehr wohl einen Unterschied.