Der Margendruck bei den beiden indischen Tochtergesellschaften und das verhaltene Jahresergebnis bei Lafarge hatten weit Schlimmeres erahnen lassen: Zwar verfehlt der von Holcim für das Geschäftsjahr 2014 veröffentlichte Zahlenkranz die Markterwartungen beim Umsatz leicht. Auf den Stufen operativer EBITDA und Reingewinn nach Minderheiten werden diese allerdings übertroffen.

Noch Rätsel gibt der Ausblick für das laufende Jahr auf. Der Weltmarktführer unter den Zementherstellern strebt weiterhin einen Betriebsgewinn auf vergleichbarer Basis und um Fusionskosten bereinigt zwischen 2,7 und 2,9 Milliarden Franken an. Darin noch nicht enthalten sind die Folgen des SNB-Entscheids von Mitte Januar, weshalb es im Hinblick auf die für 12 Uhr angesetzte Analystenkonferenz Klärungsbedarf gibt.

Eine klare Enttäuschung ist hingegen die im Jahresvergleich gehaltene Dividende von 1,30 Franken je Aktie. Analysten hatten mit einer Erhöhung auf 1,50 Franken gerechnet, einige von ihnen darüber hinaus sogar mit einer Sonderdividende.

Entsprechend verhalten fällt die Marktreaktion aus. An der Schweizer Börse SIX gewinnt die Aktie von Holcim mässige 1,2 Prozent auf 73,20 Franken. Händler berichten in der Nähe der Tageshöchstkurse von einem Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers.

Wachstum wird unterschiedlich beurteilt

Bei der Zürcher Kantonalbank ist von einer Wachstumsverlangsamung im Schlussquartal die Rede. Mit 0,5 Prozent sei das organische Umsatzwachstum tiefer als in den ersten neun Monaten ausgefallen. Auch beim operativen EBITDA seien zumindest die bankeigenen Schätzungen leicht verfehlt worden. Der Konzerngewinn sei hingegen höher als erwartet ausgefallen.

Dem verantwortlichen Analyst zufolge erzielte Holcim auf das Gesamtjahr betrachtet ein operatives Ergebnis im Rahmen der Erwartungen. Der Ausblick für 2015 bleibe gegenüber den Aussagen von Ende November unverändert, was vom Markt positiv interpretiert werden dürfte. Allerdings berücksichtige der Ausblick die Effekte der jüngsten Franken-Aufwertung noch nicht. Insgesamt sei der Ausweis deshalb neutral zu werten. Der Analyst stuft die Holcim-Aktie weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Ausblick glaubwürdiger als bei Lafarge

Der Experte der UBS führt die solide Gewinnentwicklung auf Kosteneinsparungen sowie auf eine Erhöhung der Absatzpreise zurück. Die Volumenentwicklung habe im Schlussquartal hingegen einmal mehr zu wünschen übrig gelassen, so schreibt er. Auf Basis des vorliegenden Jahresergebnisses rechnet er mit einer positiven Kursreaktion. Das Anlageurteil lautet allerdings unverändert "Neutral" und das 12-Monats-Kursziel liegt bei optisch tiefen 65 Franken.

Deutlich konstruktiver äussert sich sein für die Bank Vontobel tätiger Berufskollege. Trotz des etwas niedriger als erwartet ausgefallenen Umsatzes überzeuge das Ergebnis im Schlussquartal beim Betriebsergebnis und beim Reingewinn. Dort seien sowohl die bankeigenen Schätzungen als auch die Markterwartungen übertroffen worden. Ein Lichtblick sei die erreichte Margensteigerung von 90 Basispunkten.

Der Ausblick sei im Hinblick auf das Betriebsergebnis sehr ähnlich wie das von Lafarge. Angesichts der besseren Margenentwicklung im vierten Quartal würden die Vorgaben von Holcim jedoch einen realistischeren Eindruck machen, so der Analyst. Er hält bei der Aktie von Holcim sowohl an der Kaufempfehlung als auch am Kursziel von 79 Franken fest.

Dividende - was nicht ist, kann noch werden

Kein Thema ist die im Jahresvergleich gehaltene Dividende. Das überrascht, hatte man sich bei der Zürcher Traditionsbank doch auf eine Erhöhung von 1,30 auf 1,50 Franken je Aktie eingestellt.

Der für Kepler Cheuvreux tätige Analyst gibt zwar zu bedenken, dass die  Barmittelgenerierung im Schlussquartal tiefer als erwartet ausgefallen sei. Dies nicht zuletzt aufgrund einer höheren Kapitalbindung beim Umlaufvermögen. Allerdings werde Holcim nach dem Zusammenschluss mit Lafarge deutlich mehr Barmittel generieren und einen sehr viel höheren Anteil am Gewinn an die Aktionäre ausschütten. Die Holcim-Aktie wird deshalb weiterhin mit "Buy" und einem 76 Franken lautenden Kursziel empfohlen.

Der Berufskollege von Baader Helvea gibt zu bedenken, dass Holcim nur gerade knapp einen Drittel des Jahresgewinns an die Aktionäre ausschütten wird. Und auch wenn er es nicht schreibt, so lässt er zumindest durchblicken, dass das Unternehmen in Zukunft auf eine grosszügigere Dividendenpolitik einlenken könnte. Dennoch stuft er die Aktie nur mit "Hold" und einem Kursziel von 66 Franken ein.

Auch bei der Deutschen Bank macht man bei Holcim in Zukunft positives Überraschungspotenzial aus, was die Kapitalrückführung an die Aktionäre anbetrifft. Nicht zuletzt auch dank des signifikant vorhandenen Kosteneinsparpotenzials gebe es gute Gründe, die mit einem Kursziel von 77 Franken zum Kauf empfohlene Aktie über die kommenden 12 Monate zu halten.