Zu Beginn der Pandemie schien die Idee verlockend: Als New Yorker Wolkenkratzer leer standen und Banker in Häusern ausserhalb der Stadt arbeiteten, beschloss eine Handvoll Finanzunternehmen, alternative Bürostandorte in Gebieten wie New Jersey, Stamford und Long Island zu erkunden.

Dieses Interesse ist jedoch mittlerweile verpufft.

Sehr zum Leidwesen von Maklern und Vermietern in den Vorstädten hat sich die Aussicht auf abgelegene Aussenstellen nicht in entsprechenden Mietabschlüssen manifestiert. Stattdessen haben die grossen Wall-Street-Firmen ihre Pläne zur Rückkehr in die Büros in den grossen Zentren vorangetrieben.

"Viele Leute hatten reflexartige Gedanken, trafen aber keine reflexartigen Entscheidungen", sagte Ted Stratigos, ein in Long Island ansässiger Managing Director des Maklerunternehmens Avison Young.

Eine pandemiebedingte Verlagerung hätte den seit langem leidgeprüften Standorten in den Vorstädten der Region Auftrieb verrliehen. Leerstände dort nehmen seit Jahrzehnten zu, weil sich grosse Finanzunternehmen stattdessen für hohe Bürotürme in Manhattan entscheiden.

Doch anders als auf dem Wohnungsmarkt, wo die Nachfrage nach Vorstadthäusern für Menschen, die sich an flexibiles Arbeiten und mehr Platz gewöhnt haben, stark angestiegen ist, stagniert der Büromarkt in der Umgebung von New York oder verschlechtert sich sogar.

Banker kehren ins Büro zurück

Citigroup hat die Suche nach nach Kurzzeit-Satellitenbüros in den Vororten vor einigen Monaten eingestellt. Stattdessen will die Bank ihre Arbeitsplatzstrategie in Manhattan neu bewerten, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten, die nicht namentlich genannt werden möchten. Letztes Jahr zog die Bank Ausweichquartiere in New Jersey, Long Island und Westchester, New York, für die dort lebenden Mitarbeiter in Betracht, um die Pandemie zu überstehen.

Ein Sprecher der Citigroup lehnte eine Stellungnahme ab. Die Bank rechnet damit, dass fast alle Mitarbeiter ab September zumindest teilweise in die Büros zurückkehren werden.

Wenn Mitarbeiter verstreut in den Vororten leben, scheint es sinnvoll, Satellitenstandorte zu eröffnen. Doch Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter wieder in die Büros zurückholen wollen, führen häufig die Notwendigkeit an, Zusammenarbeit, Unternehmenskultur und Schulungen zu fördern. All diese Interaktionen können an einem Hauptstandort einfacher umgesetzt werden. Viele Unternehmen setzen auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, so dass Mitarbeiter an manchen Tagen nach Manhattan pendeln und an anderen zu Hause bleiben.

Hohe Leerstandsquoten

Nach Angaben von Jones Lang LaSallewies New Jersey Ende Juni mit 27,3 Prozent der zur Vermietung oder Untervermietung verfügbaren Flächen die höchste Leerstandsquote in den USA auf. Fairfield County, Connecticut, zu dem Stamford gehört, lag an dritter Stelle und New Yorks Westchester County an sechster Stelle der Märkte mit dem grössten Anteil leerer Büros.

"Ich habe keinen einzigen Arbeitgeber mit Schwerpunkt New York gesehen, der nach Flächen sucht", sagte Kenneth Pasternak, dessen Firma KABR Group rund 186'000 Quadratmeter an Büros in New Jersey besitzt.

Die bemerkenswerte Ausnahme ist Greenwich, der vornehme Vorort von New York in Connecticut, der als Hauptstadt der Hedgefonds bekannt ist. Die dortige Innenstadt war der einzige Markt in Fairfield County, in dem die Angebotsmieten im ersten Quartal stiegen. Das Interesse an Büroräumen kommt jedoch grösstenteils von Private-Equity-Firmen und Fondsmanagern, die kleine Aussenstellen einrichten wollen und nicht von grossen Banken, die grosse Flächen brauchen, so James Ritman, Executive Vice President bei der Newmark Group in Connecticut.

Kurzfristige Option

Für viele Unternehmen waren Büros in den Vororten während der Pandemie als kurzfristige Option gedacht. Mit der weit verbreiteten Verfügbarkeit von Impfstoffen haben jedoch Firmen wie JPMorgan und Goldman Sachs ihre Mitarbeiter bereits an ihre Schreibtische zurückbeordert. Andere rechnen mit einer Rückkehr nach dem Labor Day am 6. September.

"Als diese Firmen sich umsahen, waren sie sich nicht sicher, wann die Arbeit wieder aufgenommen werden würde", sagte Ritman. "Vieles wurde auf Eis gelegt, weil es plötzlich nicht mehr wie ein Dreijahreshorizont aussah, sondern eher wie ein Jahr bis höchstens 18 Monate."

(Bloomberg/cash)