cash: Thomas Stirnimann, die Lage in Syrien spitzt sich zu, die USA drohen mit einem Militärschlag. Droht nun auch ein Einbruch bei Türkei- und Zypern-Reisen?

Thomas Stirnimann: Nein, das Türkei- und Zypern-Geschäft ist für dieses Jahr bereits gelaufen. Diese Destinationen sind vor allem im Frühling und Sommer sehr gut besucht. Aber wir beachten die Entwicklung durchaus sorgenvoll. Bei solchen Eskalationen ist unser Business immer in irgendeiner Form betroffen.

Bei Ihrem wichtigen Standbein Ägypten läuft derzeit gar nichts mehr. Welche Destinationen haben davon profitiert?

Vor allem die natürlichen Ausweichdestinationen wie Griechenland, Türkei und Tunesien. Auffällig ist, dass gut ein Drittel der Betroffenen nicht umgebucht, sondern die Ägypten-Reise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben hat. Das zeigt, dass die Kunden sich bewusst für eine Reise ans Rote Meer entschieden haben. Kaum eine andere Destination bietet ein derart gutes Preis-/Leistungsverhältnis.

Wird sich der Tourismus in Ägypten wieder erholen?

Es ist nie einfach, eine lahmgelegte Destination wieder hochzufahren. Das geht nie ohne Nebengeräusche über die Bühne, und es wird Anlaufschwierigkeiten geben. Ich rechne mit vier bis sechs Monaten, bis sich das Ägypten-Geschäft wieder normalisiert.

Trotzdem setzen sie bereits für Herbst und Winter wieder stark auf diese Destination?

Ägypten war in unserer Planung eigentlich ein Rebound-Case gewesen. Wir gingen davon aus, dass das Land für den Winter wieder richtig aus den Startlöchern kommen könnte und wollten deshalb unser Geschäft ausweiten. Nun bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten.

Eine klare Fehleinschätzung?

Nein, wir dürfen nicht vergessen, dass sich das Land nicht erst seit diesem Sommer, sondern bereits seit zwei Jahren in einer Krise befindet. Dennoch sind die Buchungszahlen in den letzten Monaten gut gewesen. Auch für den Herbst sind unsere Flieger bereits ausgebucht. Da sprechen wir von Tausenden von Ägypten-Reisenden. Ich stelle fest, dass die sich die Wahrnehmung der Leute in den letzten Jahren spürbar geändert hat. Dank den modernen Kommunikationsmitteln sind sie heute viel informierter, und das macht sie gelassener.

Was, wenn nun auch die Herbst- oder gar Wintersaison in Ägypten ebenfalls ausfällt?

Das wäre sehr schmerzlich, aber keine Katastrophe. Ägypten macht rund zehn Prozent unseres Wintergeschäfts aus. Wir würden sicher nicht das ganze Geschäft verlieren. Wir haben genug andere Destinationen im Programm, auf die unsere Kunden ausweichen könnten.

Was hat der Ausfall von Ägypten bisher gekostet?

Das lässt sich nicht genau beziffern. Alleine die direkten Kosten für das Stoppen und Starten von Flugrotationen belaufen sich etwa auf eine halbe Million Franken. Darin noch nicht enthalten sind die Marketingaufwände wie Preisreduktionen und Aktionen, um Ägypten wieder als Feriendestination zu positionieren. Wie hoch diese Kosten ausfallen werden, sehen wir erst in sechs Monaten.

Der schöne und heisse Sommer hat das Reisegeschäft ebenfalls nicht angekurbelt.

Es hätte regnen müssen, das wäre für uns gut gewesen. Das Sommergeschäft lief nicht schlecht, aber wir konnten nicht wie im letzten Jahr Überschüsse erzielen. 2012 stürmten die Schweizer nach dem schlechten Sommerstart die Reisebüros, dieses Jahr blieb dieser Run aus.

Was heisst das für die Jahresrechnung?

Ganz einfach: Das Geschäftsjahr 2012/2013 wird nicht gut ausfallen.

Im Juni hatten Sie noch einen Gewinn für das im Oktober zu Ende gehende Geschäftsjahr 2012/13 erwartet. Wird diese Prognose nun hinfällig?

Ja, Ägypten reisst die Hotelplan-Gruppe ins Minus. Dieser Ausfall trifft nicht nur das Geschäft mit den Schweizer Touristen, sondern auch Hotelplan Italia. Für Italien ist Ägypten die einzige Kurzstreckendestination. Wir erleiden also einen doppelten Schaden.

Erneut rote Zahlen - ist das nicht frustrierend?

Natürlich geht es in diese Richtung, aber für uns ist wichtig, dass es nicht selbstverschuldet ist. Wir müssen das Beste daraus machen. Die Buchungszahlen zeigen uns ja, dass wir im Prinzip alles richtig gemacht hatten. 

Wie hoch fällt der Jahresverlust aus?

Das ist schwierig abzuschätzen. Es wird wieder Hotelplan Italia sein, welche die Gruppe ins Minus zieht. Wir sind bis heute noch an verschiedenen Vertragsverhandlungen bezüglich unseren Verpflichtungen. Hotelplan Suisse wird trotz all dieser Probleme in diesem Jahr mit schwarzen Zahlen abschliessen. Der Verlust der ganzen Hotelplan-Gruppe wird aber um einiges kleiner ausfallen als im letzten Jahr.


Im Video-Interview äussert sich Stirnimann zu den neuen Trend-Reisedestinationen und zu den Highlights für die kommende Winter- und Sommersaison. 
 

Das Interview wurde am Rande einer von Hotelplan organisierten Pressereise nach Dublin geführt.