Einen Börsencrash schlimmer als der in der Finanzkrise und einen Einbruch der US-Börsen um 75 Prozent: Das prognostizierte der Chefökonom der Banque Société Générale für dieses Jahr. Er stand mit seiner pessimistischen Aussicht nicht alleine da. Doch passiert ist bislang - das Gegenteil. Die US-Börsen erreichten neue Rekordstände. Sie saugen in diesem Jahr jeden Fortschritt beim Wachstum der US-Wirtschaft auf.

Nicht dermassen gut sieht es für die europäischen Märkte aus. Sie bilden die nach wie vor anhaltenden Verunsicherungen der Märkte um einiges deutlicher ab als die US-Börsen, die Höchststände von April 2015 sind weit weg. Einiges spricht dafür, dass sich das generelle Umfeld für Aktienanleger bis Ende 2017 nicht grundlegend ändern wird. Die Faktoren:

USA: Trotz vieler positiver Signale bleiben die Trends für die US-Wirtschaft widersprüchlich. Das heisst: Ein deutlicher Schub der US-Konjunktur bleibt 2017 aus, auch im Jahr zehn nach dem Ausbruch der Subprime-Krise. Die Ökonomen von Morgan Stanley rechnen daher nicht damit, dass die US-Notenbank die Leitzinsen bis Ende 2017 erhöhen wird. Sie hatte dies im Dezember 2015 erstmals seit sieben Jahren wegen guter Arbeitsmarktzahlen wieder getan. Der Ausgang der US-Wahlen wird keinen grossen Einfluss auf die Konjunktur und das Anlageumfeld haben.

Europa: Die Eurozone wird politisch weiter vor sich hin wursteln - wie gehabt. Und auch hier wird es keinen klaren Konjunkturschub geben, im Gegenteil. Der Internationale Währungsfonds hat als Folge des Austritts Grossbritanniens die Wachstumsprognosen für die Eurozone klar gesenkt. Der Europäischen Zentralbank wird es weiterhin noch nicht gelingen, Inflation herzustellen und damit für eine Normalisierung der Zinslage zu sorgen.

China: Die Wirtschaft ist 2015 mit 6,9 Prozent so langsam gewachsen wie seit 25 Jahren nicht mehr. Diese Wachstums-Abschwächung führte zu erheblichen Börsenturbulenzen rund um den Globus. Der Umbau zu einer «Dienstleistungswirtschaft» wird auch 2017 zu schwächeren Wachstumszahlen aus China führen. Damit bleibt auch die Nachfrage nach Rohstoffen verhalten, der Ölpreis wird sein derzeitiges Niveau halten.

Fazit: Deutliches Wirtschaftswachstum ist nicht in Sicht, die Verunsicherung besteht weiter, das Zinsniveau bleibt tief, was den Börsen in den letzten Jahren kräftig Schub verliehen hat. Das heisst: Aktien dosiert kaufen, wenn die Börsen Rückschläge erleiden. Denn für Aktien sprechen nach wie vor die üppigen Dividendenzahlungen als Ersatz für fehlende Zinserträge auf Konten. Das Unbehagen der  Crash-Prognostiker sollte indes immer im Hinterkopf bleiben, denn die Aktienmärkte sind durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken seit 2008, dem Beginn der Finanzkrise, kräftig aufgebläht worden. Eine adäquate Steigerung der Realwirtschaft hat im selben Zeitraum aber nicht stattgefunden.

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