Die Modernisierung biete ABB ein riesiges Potenzial, sagte Rosengren im Interview mit der "Sonntagszeitung" (Ausgabe vom 07.02.). Doch Biden müsse erst noch seine Versprechen wahr machen, schränkte Rosengren sogleich ein. "Jeder neue Präsident hat in den letzten dreissig Jahren, die ich überblicken kann, neue Infrastrukturpläne angekündigt. Aber umgesetzt worden ist wenig." Die Infrastruktur in den USA sei immer noch völlig veraltet.

ABB muss allerdings im Zuge der Corona-Pandemie auch sparen. Die Geschäfte mit Öl und Gas sowie mit herkömmlichen Stromerzeugungsformen wie Kohle- und hätten während der Pandemie besonders gelitten, so Rosengren. "Ich erwarte da keine grosse Erholung. Darum müssen wir diese Geschäftsbereiche entsprechend anpassen."

Stellenabbau abgeschlossen

Zu einem grossangelegten Sparprogramm und einem Umbau der Firma, wie es ABB seit dem Amtsantritt von Rosengren im März 2020 umgesetzt hat, soll es aber nicht mehr kommen. ABB habe nun ungefähr die richtige Grösse, sagte der CEO. Der Stellenabbau sei im wesentlichen abgeschlossen. Durch Verkäufe und den Abbau von Arbeitsplätzen gingen bei ABB innert Jahresfrist beinahe 40'000 Stellen verloren. Heute beschäftigt der Konzern weltweit über 100'000 Angestellte.

Auch in der Schweiz soll die Zahl der von ABB angestellten Mitarbeitenden laut Rosengren nicht wesentlich weiter sinken. "Ich hoffe im Gegenteil, dass sie auch wieder einmal steigt. Unser Ziel ist ja nicht, dass unser Geschäft schrumpft, sondern dass es wächst." Nach dem Verkauf der Stromnetzsparte beschäftigt ABB hierzulande noch 3500 Mitarbeitende - zu den besten Zeiten waren es 22'000.

Bei ABB werde es in Zukunft eher darum gehen, neue Geschäft hinzuzukaufen als weitere Bereiche abzustossen. Und von der Aufspaltung des Konzerns in die Teile ABB Automation und ABB Electification, wie dies aktivistische Aktionäre fordern, hält Rosengren wenig. "Die beiden Teile passen zusammen und schaffen unter einem Dach mehr Wert als für sich allein", ist er überzeugt.

(AWP)