Dabei profitierte das Unternehmen von der laufenden Transformation sowie den höheren Stahlpreisen, die die gestiegenen Kosten etwa für Rohstoffe und Logistik mehr als ausgleichen konnten. "Wir hatten ein gutes erstes Quartal. Der Turnaround von Thyssenkrupp ist in vollem Gang", kommentierte Finanzvorstand Klaus Keysberg am Donnerstag in Essen die Zahlen.

Die Aktie drehte nach anfänglichen Kursgewinnen ins Minus. Am späten Vormittag verlor das Papier rund 1,5 Prozent. Zwischenzeitlich rutschte der Kurs sogar unter die Marke von 9 Euro. Nach einem sehr soliden ersten Geschäftsquartal sei die Gewinnprognose für 2021/22 "eine kleine Enttäuschung", sagte ein Händler. Die Markterwartung liege mit 1,75 Milliarden Euro bereits nahe dem oberen Ende der ausgegebenen Spanne. Zudem wurde der höher als erwartete Mittelabfluss moniert.

Die Auftragslage ist bei Thyssenkrupp weiter robust: So stieg das Neugeschäft im ersten Geschäftsquartal um ein Drittel auf 10,4 Milliarden Euro. Die Erlöse erhöhten sich in den drei Monaten per Ende Dezember um 23 Prozent auf rund 9 Milliarden Euro, wie Thyssenkrupp mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sprang von 78 Millionen auf 378 Millionen Euro. Umsatz- und Ergebnis fielen damit höher aus, als von Analysten prognostiziert. Unter dem Strich kehrte der Konzern, der sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbau befindet, wieder in die schwarzen Zahlen zurück. So betrug der Nettogewinn 106 Millionen Euro. Hier hatte das Unternehmen im Vorjahreszeitraum noch einen Verlust von 145 Millionen Euro verbucht.

Treiber waren unter anderem das Handelsgeschäft sowie die Stahlsparte, die deutlich mehr Umsatz und Ergebnis erzielten. Beide profitierten von der laufenden Restrukturierung und höheren Stahlpreisen. Im Stahlgeschäft konnten die höheren Preise Lieferengpässe sowie stark gestiegene Rohstoff- und Energiekosten mehr als ausgleichen, wie es hiess. Dagegen machten sich die höheren Kosten sowie Lieferengpässe etwa für Halbleiter im Automobilzulieferer-Geschäft negativ bemerkbar. Umsatz und bereinigtes Ergebnis lagen hier deutlich unter dem des Vorjahreszeitraumes. Die hohen Kosten belasteten ebenso die Industriekomponenten-Sparte, die ebenfalls ein deutlich geringeres Ergebnis verzeichnete.

Die Jahresprognose hatte Thyssenkrupp bereits auf der Hauptversammlung in der vergangenen Woche bekräftigt. Für 2021/22 geht der Konzern weiterhin von einem bereinigten Ebit von 1,5 Milliarden bis 1,8 Milliarden Euro aus, nach 796 Millionen Euro im Vorjahr. Dazu soll der Jahresüberschuss mindestens eine Milliarde Euro erreichen.

"Unser nächstes grosses Etappenziel ist ein ausgeglichener Cashflow", bekräftigte Keysberg zudem. Im ersten Quartal hatte es noch einmal einen deutlichen Mittelabfluss (Free Cashflow vor Zu-/Verkäufen) von 858 Millionen Euro gegeben. Thyssenkrupp begründete dies mit der Vorbereitung auf eine stärkere Nachfrage in den Folgequartalen. Dies sowie die durch die Engpässe in der Lieferkette hervorgerufenen verzögerten Kundenabrufe insbesondere aus der Automobilindustrie hätten zu einem zwischenzeitlichen Aufbau des Umlaufvermögens geführt. Die gestiegenen Preise hätten den Effekt verstärkt.

(AWP)