Einige geldpolitische Entscheider der Europäischen Zentralbank haben sich unterrichteten Kreisen zufolge dafür ausgesprochen, einen Verweis auf die schädlichen Nebenwirkungen der Negativzinsen in die Erklärung von Präsidentin Christine Lagarde nach der Ratssitzung am Donnerstag mit aufzunehmen.

Die Debatte sei relativ kurz gewesen, bevor der Rat dann entschied, dass ein solches Vorgehen - bei Lagardes erster geldpolitischer Entscheidung - von den Anlegern überinterpretiert werden könnte. Das erklärten mit der Angelegenheit vertraute Euroraum-Vertreter, die um Anonymität baten, da die Diskussionen vertraulich waren. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Streitpunkt Negativzinsen

Die Notenbanker haben zwar eingelenkt, aber die interne Debatte zeigt, welche Spannungen sich bezüglich der Negativzinsen in Europa aufbauen. Lagarde wird das Thema nicht dauerhaft umgehen können. In ihrem Finanzstabilitätsbericht im vergangenen Monat hatte die EZB bereits Bedenken über eine übertriebene Risikoneigung und den Rückgang der Bankenrentabilität geäußert.

Stunden bevor Lagarde vor die Presse trat, hatte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, den Großteil seiner eigenen Pressekonferenz der Verteidigung der Negativzinspolitik seiner Institution gewidmet. Schwedische Zentralbanker planen unter Umständen bereits für nächste Woche einen Ausstieg aus den Negativzinsen.

Banken und Pensionsfonds in Europa beklagen seit langem, dass die Geldpolitik ihr Geschäft beeinträchtigt und sie zwingt, auf der Suche nach höheren Renditen relativ illiquide Anlagen zu erwerben. Es ist auch zu einem politischen Thema in Ländern wie Deutschland geworden, wo Spareinlagen eine große Rolle spielen. Politiker und Medien wettern gegen diese Strategie.

(Bloomberg)