Diversifikation hat bekanntlich noch keinem Anleger geschadet. Nicht alle Eier in den selben Korb zu legen, ist eine der Grund-Weisheiten der Börse. Flexibilität, eine breite Streuung und reduzierte Risiken sprechen für sektororientiertes Anlegen. Typische Vehikel dafür sind aktiv gemanagte Fonds oder die indexbasierten Exchange Traded Funds (ETF).

Verschiedene Faktoren belasten die Märkte - im Moment sind das vor allem die China-Schwäche, die Krisenanzeichen in den Schwellenmärkten und die Zinspolitik der USA. Dazu kommen fallende Rohstoffpreise sowie regulatorische und politische Bedingungen. Doch je nach Branche und Sektor kommen noch weitere, unterschiedliche Einflussfaktoren hinzu.

Anleger sollten diese Charakteristika kennen, um sich einen Überblick über mögliche Investments machen zu können. Folgendermassen stellt sich die Situation für die wichtigsten Schweizer Aktiensektoren im aktuellen Herbst dar:

Pharma: Die beiden Schwergewichte Roche und Novartis fehlen als defensive Titel in kaum einem ausgewogenen Portefeuillle mit Schweizer Aktien. Zwei Faktoren trüben derzeit das Bild der erfolgreichen Schweizer Pharma-Titel: Zum einen die Krise der Schwellenländer, zum anderen die Diskussion in den USA um Pharmapreise. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hat betont, dass sie den Pharma-Unternehmen an den Kragen wolle.

Was tun? Auf Pharma setzen. Auch wenn es Krisenanzeichen in den Schwellenländern gibt, fragt eine wachsende Mittelschicht im Zuge einer besseren medizinischen Versorgung Medikamente nach. Und auch die Mühlen der US-Politik mahlen langsam, auch wenn Hillary Clinton Anfang 2017 Präsidentin wird: Per Federstrich würde auch sie keine Medikamentenpreiserhöhung beschliessen können.

Banken: Der Banken- und Finanzsektor gehört zu den Leidtragenden des langen Wartens auf die Zinswende in den USA. Trotz der Tiefst- und Minuszinsphase haben sich einige Banken, vor allem die UBS, operativ deutlich verbessert. An der Börse schlagen sich Finanztitel gut. Der SPI-Index für Finanzdienstleistungen hat innert Jahresfrist um 11 Prozent zugelegt. Auch die Versicherer sind - mit der erwähnenswerten Ausnahme der sich in einem Tief befindlichen Zurich - relativ gut unterwegs.

Was tun? Fondsmanager Peter Stenz von der ZKB etwa ist gegenüber Banken trotz China- und Schwellenland-Krise positiv gestimmt: "In Asien wollen Wohlhabende ja gerade deswegen bei einer soliden Bank sein." Stark in Asien engagieren sich die UBS, Julius Bär oder EFG, und bei der Credit Suisse heisst es, Konzernchef Tidjane Thiam wolle das Geschäft noch stärker auf Fern- und Südostasien ausrichten.

Nahrungsmittel: Nestlé gehört zu den bewährten Aktien in einem defensiven Portefeuille. Die übrigen Food-Produzenten sind recht unterschiedlich positioniert: Während die Qualität stimmt, hängt der Unternehmenserfolg auch von der Ausrichtung ab. Schwierigkeiten haben eher Unternehmen, die in mehreren Ländern verankert sind.

Was tun? Der Schweizer Nahrungsmittelindustrie vergeht der Appetit nicht so schnell. Neben dem Dauerrenner Nestlé ist von den global ausgerichteten Firmen auch Lindt & Sprüngli ein solider Wert. Unternehmen wie die Fleischverarbeiter Bell und Orior sind mehrheitlich auf den robust nachfragenden Schweizer Binnenmarkt ausgerichtet. Die multinationale Aryzta hat beim Kurs stark gelitten, zeigt aber Anzeichen der Erholung.

Industrie: Der Export leidet auch bei einem Euro-Franken-Kursniveau, das sich gegen 1,10 bewegt. Zudem sind die mittleren und grössen Industrieunternehmen bei ihrem Umsatzkuchen zum deutlich von China abhängig, wie ABB, OC Oerlikon oder DKSH, aber auch Schindler. Fallende Rohstoffpreise setzen namentlich den Ölzulieferen wie Sulzer oder Burckhardt Compression zu.

Was tun? Die Probleme der Branche dürften nicht schnell enden. Wer sich für Industrieinvestments interessiert, muss die Firmen auch einzeln oder gruppiert nach Zielmärkten unter die Lupe nehmen. Für einzelne Titel sehen Experten durchaus positiv, wie eine Umfrage von cash unter Experten vor kurzem zeigte: Georg Fischer, Kühne & Nagel, oder auch die stark von Zyklen abhängige, teilweise für die Industrie tätige Temopärkräftevermittlerin Adecco.

Biotech: "Biotech hat sich - wie auch die Pharmaindustrie - in der August-Korrektur relativ gut geschlagen", sagt Paul Schibli, Fondsmanager bei der Bank Mirabaud in Genf. Die Zeiten sind für die junge Bio-Tech-Branche nicht mehr so wild wie vor zehn Jahren, und manche Anbieter verfügen über lukrative Angebote. Ein Risiko bleibt die Abhängigkeit von einzelnen so genannten "Blockbustern", wie etwa bei Actelion mit den Lungenhochdruck-Behandlungen.

Was tun? Spekulative Charakter und zum Teil hohe Bewertungen machen den Biotech-Sektor zu einem riskanten Unterfangen. Der grösste Biotech-Titel, das SMI-Mitglied Actelion, gehört aber zu den Unternehmen mit den historisch höchsten Kursgewinnen an der Börse. Fondsmanager Peter Stenz sieht auch kleine Titel wie Newron, Santhera, Cosmo, Cassiopea oder Molecular Partners immer noch im Aufwind.

Luxusgüter: Die beiden Uhren- und Schmuckkonzerne Swatch und Richemont, die unter ihren Dächern zahlreiche Luxusmarken beherbergen, haben seit dem Sommer gelitten. Die Konjunkturschwäche in China betrifft einen wichtigen Markt - im Land selber, aber auch wegen zurückhaltenderer chinesischer Luxus-Shopper in Europas Einkaufsboulevards. Dazu kommt der Erfolg von Smartphone wie der Apple-Watch, der den Uhrenproduzenten Sorgen macht.

Was tun? Den Sektor nicht vorschnell abschreiben. In den vergangengen Tagen sehen Analysten die Luxusbranche wieder besser. Und: Smartwatches gelten vor allem als Herausforderung für das mittelpreisige Uhrensegment (200 bis 500 Franken). Das trifft Swatch mit einem Umsatzanteil von 25 Prozent im niedrigen und mittleren Preissegment eher als Richemont mit ausschliesslich teuren Marken.