Unter dem neuen CEO Urs Baumann ist die Bellevue-Gruppe 2012 nach dem miserablen Vorjahr wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Nach dem von Abschreibungen geprägten 2011 und einem Verlust von fast 65 Millionen Franken resultierte letztes Jahr ein Gewinn von 6,5 Millionen Franken.

Und auch der Start ins neue Jahr ist bislang geglückt. "Wir verzeichnen seit Anfang Jahr signifikante Neuvolumen", sagt Baumann im cash-Video-Interview. Er bezieht sich dabei nicht nur auf die wachsenden Nettoneugelder von Kunden in der Vermögensverwaltung, sondern auch auf das Investitionsverhalten der Anleger an der Börse. Eines der Standbeine der Bellevue-Gruppe ist das Brokerage-Geschäft, und dieser Bereich ist direkt abhängig vom Handelsvolumen an der Schweizer Börse SIX.

Von tiefem Handelsvolumen betroffen

Trotz der Börsenerholung im zweiten Halbjahr 2012 sank die Handelstätigkeit an der SIX im letzten Jahr auf den tiefsten Stand seit Jahren. Gegenüber dem Vorjahr betrug das Minus knapp 30 Prozent. Im Vergleich zum Rekordjahr 2007 fiel der Umsatz gar um gegen 70 Prozent.

Dieser Rückgang ging auch an Bellevue nicht spurlos vorbei. "Wir haben 2012 stark unter dem verhaltenen Marktumfeld gelitten", sagt Baumann. Dennoch ist der angestrebte Turnaround geglückt. Die Massnahmen zur Erlössteigerung und der Druck auf die Kosteneffizienz haben offensichtlich gewirkt. Alleine der Personalbestand ist innerhalb eines Jahres von 93 auf 82 gesunken.

Schwache Visibilität

Mittelfristig rechnet die Bellevue-Gruppe mit einer weiter steigenden Nachfrage nach Aktien. Als Treiber bezeichnet die Bank die historisch tiefen Zinsen und die Liquiditätsschwemme der Zentralbanken. Kurzfristig hält sich Baumann aber mit Prognosen zurück. "Die Visibilität ist relativ gering. Man spürt, dass die Marktteilnehmer noch immer stark verunsichert sind", so der Bellevue-CEO.

Baumann hat sein Amt bei der Bellevue-Gruppe vor genau einem Jahr angetreten – und ein schwieriges Erbe übernommen. Die Finanzboutique war finanziell und reputationsmässig angeschlagen. Dazu zog sich die Gründergeneration allmählich aus der Bank zurück, zuletzt auch der eigentliche Kopf der Bank, Martin Bisang.


Im Video-Interview äussert sich Baumann zudem zur Konsolidierungsgefahr im Brokerage-Geschäft und zum Ausbau der Geschäftsfelder bei Bellevue.